
Predigt Matthäus 25
Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder,
1
Den Volkstrauertag gibt es in der Bundesrepublik Deutschland offiziell seit 1952.
In der DDR gab es einen Tag im September, der in antifaschistischer Parallele als Tag des Gedenkens galt.
In den 20iger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde in der Passionszeit der Gefallenen im 1. Weltkrieg gedacht.
Wenn wir die Hitlerzeit nicht ausklammern, merken wir schon, wie schwierig es ist für ein Volk, mit seiner eigenen Geschichte umzugehen.
Allein an Hand dieses Kasus und eines entsprechenden würdigen Datums.
In Berlin und um Berlin herum beeindrucken mich am meisten die Gedenktafeln für die Opfer von Diktatur und Gewalt und die Gefallenen der Kriege am meisten, wo auch unsere Zeit von 45 bis 89 nicht verschwiegen wird: als Erinnerung an die Möglichkeit, dass wir leicht immer wieder zu Unmenschen werden und vergessen, dass Gott in unsere Herzen die Fähigkeit zu Treue und Glauben gelegt hat, um dem Nächsten zu dienen.
Und ihn nicht zu töten.
Wie einen Feind.
Insofern sind alle diese Erinnerungstage Bußtage, damit wir umkehren zu dem Bild Christi, dem eigentlichen Bild des Menschen, welches uns hilft vergeben und verzeihen zu können, damit froh sind in allem Leide.
Und leben.
2
Nicht umsonst stellt uns Christus in seinen Kreis.
In den Weltkreis.
Als Weltenrichter, als König mit den himmlischen Heerscharen.
Zur Linken und zur Rechten.
Zu den Böcken und zu den Schafen, wie ein Hirte in den Bergen.
Die eine Rede von IHM
Wo wart Ihr?
Ihr habt mich nicht besucht.
Wo wart Ihr?
Ihr habt mir nicht zu essen gegeben.
Wo wart Ihr?
Ihr habt mich nicht bekleidet, Ihr habt mir nichts zu Trinken gebracht, als ich am Verdursten war.
Ja, HERR, wann?
Wir haben Dich, HERR, nicht gesehen.
Wir haben niemanden gesehen, der am Verdursten war, am Verhungern, nackt und bloß.
Weil Ihr den Geringsten nicht kennt.
Nicht erkennt als den Gekreuzigten und Geschundenen.
Als den Christus, er euch erinnert an das Jüngste Gericht:
Dass es ein Recht gibt.
Einen Heiligen Ernst.
Weil Ihre Euch untereinander nicht kennt als die Elenden und Erniedrigten. Und Euch darum nicht helfen könnt als Nachbarn, Arbeitskollegen.
Im Alltag.
In Eurer Isoliertheit.
In Eurem Individualismus.
In Eurer Zanksucht und Rechthaberei.
Weil Ihr euch selber so verstellt, dass ihr selber nicht erkannt werden könnt als die, die ihr seid. Und die ihr sein solltet: Kinder Gottes. Brüder und Schwestern, die beieinander wohnen und das Mahl des HERR feiern als der eine Leib Christi.
Wir haben also eine Verantwortung, dass wir uns gegenseitig erkennen in der Liebe Christi, in der Vollmacht des Leidens Jesu am Kreuz und in der Kraft SEINER AUFERSTEHUNG.
Die andere Rede von IHM:
Und Ihr zu meiner Rechten, ihr habt mich besucht, erkannt, gekleidet, wart gastfreundlich zu Armen und Elenden an Leib, Seele und Geist.
Ja, HERR, wann?
Ihr wart im Gefängnis und habt euch nicht gescheut dort hin zu gehen und zu fragen und Antworten zu hören, die euch erschreckt haben.
Ihr wart bei den Jungen, die Durst hatten nach Liebe und dann in Entziehungskuren gelandet sind.
Ihr wart bei den Pandemie-Kranken, die auf Besuche gewartet haben.
Bei denen, die Gott suchen und die verspottet wurden.
Bei denen, die nicht zurecht kommen mit der Schuld ihrer Vorfahren, die sich Vorwürfe machen wegen Not, Krieg und Elend in der Welt und die Paläste stürmen wollen. Bei denen, die einen Vater brauchten. Bei denen, die den Verlockungen der Freiheit erlegen waren und jeden Halt verloren haben.
Bei denen, die hungrig sind nach Leben und nie satt werden.
Ihr seid die Gesegneten des HERRN.
Wann haben wir die getröstet, die müde und matt waren, die voller Scham waren, auf die alle mit Fingern gezeigt haben.
Wann haben wir sie besucht?
Es war für euch selbstverständlich.
Deshalb habt ihr es vergessen.
Jedenfalls in der Aufzählung der guten Taten.
Ihr seid gesegnet.
3
Die Möglichkeiten der Gemeinde Jesu, seiner Kirche müssen genutzt werden, sagen auch die vorhergegangen Perikopen von den klugen und törichten Jungfrauen und von dem ängstlichen Mann, der seinen Schatz des Glaubens vergräbt, um nicht anzuecken, weder bei seinem HERRN nicht bei allen anderen, die ihm begegnen könnten.
So werden die klaren Gerichtsworte des Königs der Könige Wegweisung und Ziel und nicht Einschüchterung. In der Gemeinde Jesus findet die Umwertung aller Werte statt und aus Angst wird Hoffnung, aus Fluch Segen.
Gebet: HERR wir bitten dich, die wir mitten in der Geschichte unseres Volkes und unseres Lebens stehen, dass wir deinen Zuspruch hören und die Chancen wahrnehmen können, die du verheißt, wenn wir auf dich sehen und dir nachfolgen. AMEN.