Liebe Gemeinde, Schwestern und Brüder,

Heute ist Palmsonntag, ich bin vom Kirchenjahr her gesehen vor 66 Jahren in Stützerbach von meinem Vater Helmut Wohlfarth in der Trinitatiskirche mit a l l e n meinen Mitschülern der 8. Klasse, die zu unserem Pfarrbezirk gehörten, eingesegnet worden.

Und habe die Goldene Konfirmation und die darauf folgende auch dort gefeiert mit denen, die noch nicht gestorben waren, nicht krank waren oder aus anderen Gründen verhindert, oder nicht kommen wollten!

Ich nehme an, einige unter uns könnten Ähnliches erzählen.

So vielfältig wie das Leben so spielt.

Als Pfarrer in Thüringen war ich traurig, dass wir uns gebeugt haben und

nicht das alte Konfirmations – Datum zurückgeholt haben nach 1989.

Mein Lieblingspfarrer der Pfarrergeneration, die das nicht mehr so erlebt hat wie ich, weil die Jugendweihe inzwischen das bestimmende Ritual geworden war in der DDR, hat sich nicht gebeugt und in seinem Kirchspiel Palmsonntag als Konfirmations-Sonntag benannt. Und die Gemeinde war dankbar. Sehr dankbar. Ich kenne die Diskussionen.

In unserer postsozialistischen Jugendweihegesellschaft und nach wie vor finanziellen Abhängigkeit von den Steuereinnahmen der EKD fand ich das bemerkenswert.

An all das habe ich mich erinnert, als ich den Predigttext aufgeschlagen hatte.

Es ist wie wenn ich ein Lied höre.

Der vorgeschlagene Predigttext in diesem Jahr zu Palmarum ist aus einem Brief an die Gemeinde zu Philippi, Phipperbrief 2, 5-11. Philippi, die erste europäische Gemeinde, die Paulus und sein Mitarbeiter Silas gründeten. Ein Argument für die Unesco, diese Stadt als Weltkulturerbe zu behandeln.

Gerade wenn ich alte Texte lese, tut das oft Wunder, wenn ich sie – auch zu Hause – laut lese.

Dann klingt er.

Philipperbrief 2 5 – 11

5 Seid so unter euch gesinnt, wie Jesus Christus auch war.
6 Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein,
7 sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.
8 Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.
9 Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist,
10 dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind,
11 und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.

Ich erinnere mich weiter an meine Konfirmation:

Konfirmation ist die Bestätigung der Taufe.

Ich habe als aktiver Pfarrer mit den Konfirmanden und Konfirmandinnen gesungen: Jesus Christus herrscht als König und gehofft, dass wir das nicht vergessen, dass wir alle noch einen dritten Namen haben neben unserem Vor – und Zunamen: Chrestos – Christus, der Gesalbte, der König.

Und: wir sind durch die Taufe in seinen Tod zu neuem christlichen Leben bestimmt, um zu werden wie er.

In seiner Nachfolge.

Ja, wir werden zum Christus dem, der bedrängt ist, der verfolgt ist, der arm ist, diskriminiert, verachtet.

Wir sind: Christen und Christinnen durch die Taufe.

Wir werden Christen, um es mit Luther zu sagen.

Wir werden, was wir sein sollen in Christus Jesus.

Wir sind Brüder und Schwestern, Kinder Gottes durch Christus unseren Mitbruder und Herrn.

Das feiern wir zu Weihnachten in seiner Geburt, zum Karfreitag in seinem Tod und zu Ostern in seiner Auferstehung.

Mensch sein.

Leiden wie ein Mensch, schlimm leiden wie alle Menschen auf der Welt, die heute im Krieg sind, im Verbrechen Menschen gegen Menschen.

Die dem Tod nahe sind.

In Krankheit, Not und Verzweiflung.

Da ist uns Gott am nächsten in seinem Sohn Jesus Christus, der ist wie wir und wir wie er- durch ihn. Unser KYRIOS, unser HERR.

Luther übersetzt es so: Ein jeder sei gesinnt wie Jesus Christus auch war.

Wir sollen Christen werden.

Wo können wir das lernen? Dazu gibt Auskunft die neuere Übersetzung: Seid so unter euch gesinnt, wie es auch der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht.

In der Gemeinde können wir es lernen. Zu Pfingsten unter Führung des Geistes Gottes, Seines Heiligen Geistes. Wie Jesus es versprochen hat in seinen Abschiedsreden.

Ja, wir benötigen dieses Übungsfeld für die Liebe zu Gott und unserem Nächsten.

Deswegen gibt es Kirche und Gemeinde mit allen ihren Funktionen: Taufe, christliche Erziehung, Konfirmation. Verantwortliches Handeln.

Gemeinde als Leib Christi als OIKOS, Haus des HERRN. Gottesdienste als Friedensdienste und Lobpreisgottesdienste.

Dieser Christushymnus, das Glaubensbekenntnis des Paulus, das er nicht nur der Gemeinde in Philippi an s Herz legt, meint für uns jetzt und hier:

Wir sind Befestigte nach unserer Taufe in Bekenntnis und Auftrag für unserer Gemeinde und Kirche in unserer Welt.

Das ist ein Pfund, mit dem wir wuchern können , ob wir jung sind oder alt, Mann oder Frau.

Palmarum,

der Name des Sonntags, diesmal nicht aus einem Psalm, handelt von dem Einzug Jesu in Jerusalem. Die Menschen breiten ihre Kleider aus und die Kinder brechen Zweige von den Palmen.

Aus Ehrfurcht und Begeisterung.

Wir haben manchmal diesen Sonntag gespielt im Mittelgang einer großen Kirche mit Kindern, die sich wiegen wie Bäume – Palmen im Wind und wollten daran erinnern, dass die Bäume, die Wurzeln haben, sich wiegen und die keine haben, brechen.

Con – firmare – befestigen indem wir auf den Herrn schauen und uns nicht abbringen lassen nach dem Motto: heute so und morgen so.

Sondern bei IHM bleiben und er bei uns. AMEN.

Berliner Brief

Veröffentlicht von famwohlfarthtonlinede

Jahrgang 44 Lieblingsbeschäftigung:Schreiben und Predigen.Sehnsuchtsort Ostsee. Wohnort Berlin, Heimat Thüringen. Wenn Du mir schreiben willst, bitte über michael.wohlfarth@t-online.de; https://kaparkona.blog; michael-wohlfarth.jimdo.com; michaelwohlfarth.wordpress.com

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