Predigt – Versuch.
Karfreitag
Liebe Gemeinde,
lassen sie mich Ihnen eine Geschichte erzählen, die mein Mentor für den Christenlehreunterricht in Thüringen den Kindern erzählte. Ich bedanke mich damit auch bei ihm und erinnere mich. Sein Name ist Hermann Gentsch und er war Hauptkatechet in Gera.
In Gera hieß die SED-Zeitung VOLKSWACHT und Hermann Gentsch sagte zu mir, diese Stadt ist „röter als Hamburg gewesen“. Er meinte die Zeit seiner Jugend, als die Arbeiterbewegung in Gera Gera genauso bekannt gemacht hat wie 100 Jahre später die AfD. Ein Faktum, dass mich sowieso immer wieder in Erstaunen versetzt -Sachsen ähnlich – und zum Nachdenken bringt. Eine Stadt in der in ein und demselben Gebäude der Opfer des Faschismus und der Opfer des Stalinismus gedacht wird. Wir haben dort vor über dreißig Jahren eine Bibelausstellung aufgebaut mit Bibeln der Opfer dieses Gebäudes. Der Erfinder dieser Ausstellung war Dompfarrer in Zwickau.
„In einem schönen Dorf zog ein Hirte von Haus zu Haus und sammelte das Vieh ein, dass auf die Weide über den Sommer gebracht werden sollte. Die Leute vertrauten ihm und hörten ihm gerne zu, wenn er auf seinem Horn blies. Es schallte das ganze Tal hinunter.
Als er seine Herde zusammen hatte und es sich lohnte auf die Weiden zu gehen, zog er mit seinem Stab und seinen zwei Hunden los und es war ein fröhlicher Auftrieb.
Es ging über Brücken, die gefährlich waren von wegen der Absturzgefahr. Es gab kein Geländer. Die Herde musste gut zusammen gehalten werden. Die Hunde hatten zu tun. Es waren gut trainierte Tiere. Der ganze Stolz des erfahrenen Hirten.
Es gab kleinere Wiesen und die Tiere wollten nicht weiter. Hier war es doch auch schön. Warum noch da hoch. Sie waren abgelenkt. Da kam es schon einmal zu einem kleinen Biss, damit sie merkten, hier wird nicht gezögert. Es gab ein Ziel.
Endlich kamen sie oben an. Die Seide groß und saftig grün und bunt vor Blumen.
Jeder suchte sich seinen Platz und fand ihn. Der Hirte verlor nie die Übersicht und die
Hütehunde liefen ihre Strecken ab und markierten die Grenzen. Denn Gefahr gab es auch hier. Da der Wasserfall und die Schlucht. Dort der Fluchtweg für phantasievolle Schafe, die einmal ganz anders und alleine auf die Reise gehen wollten. Die Begabtesten. Aber es ging alles gut. Tag für Tag, Nacht für Nacht. Die Vorräte waren gut angelegt.
Eines nachts allerdings wurden die Hunde unruhig und der Hirte wusste blitzschnell was geschehen war. Wilde Tiere hatten die Spur aufgenommen und wollten ein Blutbad anrichten. Die Hunde kämpften und bissen aber es half nichts. Der Hirte hatte die Spitzen der Wehrstöcke geschliffen und kämpfte gegen die feindliche Herde. Und verjagte die wilde Jagd.
Er erlag seinen Verwundungen.
Es war gegen Ende der Weidezeit und die Bauern schauten auf die Uhr des Kirchturms, wann werden sie kommen?
Sie kamen nicht, denn sie hatten niemanden, der sie den Berg hinunterführen konnte.
Da gingen sie hinauf und fanden den Guten Hirten und lobten ihn. Er hatte sein Leben gelassen für die Schafe.
Der Winter kam und der Frühling und der Frühsommer.
„Wer kann unsre Herde hinauf führen und hüten?“
„Wir müssen uns um einen neuen Hirten bemühen.“
Sagten sie.
Es kam auch jemand.
Er führte die Herde hinauf und nach einer gewissen Zeit schon hatte er keine Lust mehr. Die Hunde merkten es auch.
Als die Zeit des Abstiegs kam machten sich wieder die Wölfe bemerkbar.
Die Hund wurden unruhig und flohen nicht.
Aber der Hirte mit seinem Speer, der nichts taugte.
Als die Bauer kamen, weil sie umsonst warteten, machten sie sich schwere Vorwürfe.
Es hatte ein Blutbad gegeben.
Sie sahen was geschehen war.“
Gut, Wölfe soll man nicht schlecht machen. Aber die Literatur gerade in Russland ist voll davon, wie es der Katechet Jahr um Jahr seinen Kindern erzählt hat, damit sie begreifen was Karfreitag bedeutet.
Ich habe diese aber auch andere Geschichten erzählt. Z. B die von LEO TOLSTOI, wie der HERR seinen Knecht mit seinem Körper zudeckt, damit d e r nicht erfriert. Als sie im eisigen Winter stecken bleiben
Oder die Legende von dem russischen Fürsten, die an die Geschichte von Köpenick erinnert, an den Prozess eines Preußen-Königs gegen seinen Sohn. Nur, dass der nicht wie der Fürst in Russland die Strafe auf sich nimmt.
Gerechtigkeit. Gottes Gerechtigkeit. Vielleicht haben Sie auch solche Geschichten auf Lager und können sie weitergeben, damit unsere Kinder und Enkel es verstehen, was es mit dem HERRN JESUS auf sich hat.
Geschichten erzählen oder im Leben entdecken, die in der Lage sind uns Karfreitag näher zu bringen und uns erhellen, dass der Opfertod Jesu für uns Leben bedeutet, und uns mehr als jede kirchliche Dogmatik sagen kann: Christus ist mein Leben.
Die Theologen haben einen Begriff dafür :Christologie. Deswegen ist die Passionsgeschichte die am weitesten verbreitete Geschichte in unserem Glauben.
Weil wir merken, dass die Stationen dieser Passion auch immer unsere Stationen sind.
Zum Innehalten. Zum Hören und zum Danken, dass Gott uns trifft und uns gibt.
AMEN.
Weitere Erzählungen: von der Mutter, die ihr Kind aus den Flammen rettet. Oder der Vater. Aus der ständigen Karfreitags – Predigt meines Vaters Helmut Wohlfarth.
Die Missionare in den Germanischen Wäldern aus der JUDICA-Predigt.c

Liebe Ostergemeinde,
ich habe im Wort des Bischofs gelesen, dass es dieses Jahr bestimmt nicht so einfach sein wird, Ostern zu feiern.In Zeiten des Krieges, so nah, dass es scheint: vor unserer Haustür. Und dann noch der sogenannte Nahe Osten. Zwei Flugstunden.
Die Ukraine ist nah und Russland ist Europa, jedenfalls bis zum Ural.
Ja- und die Zeiten-Wende hat jedenfalls für mich sogar schon vor 1989 angefangen. Nicht erst mit dem 22. Februar 2022.
Ich fürchte nur, jenseits der ehemaligen Demarkationslinie habe das längst nicht alle begriffen. Das ist nicht ungefährlich in diesen Zeiten.
Aber nicht für unseren Osterglauben. Ich hoffe und bete, dass er verbindet. Auch übrigens mit der Orthodoxie, wo OSTERN noch einmal einen ganz besonderen Glanz hat.
Durch die Ökumene haben wir das gelernt.
S. Osternacht u.s.w.
Jedes Kreuz, am Straßenrand, auch auf den Soldaten – Gräbern der sich im Krieg befindenden orthodoxen Nationen, auf jeder Fahne, welcher Nation auch immer, auf unseren Friedhöfen, weist auf Ostern, sonst hätten wir keinen Grund zum Leben in unserem Glauben an Jesus Christus, der uns Täter und Opfer zugleich, Mörder und Ermordete zugleich durch seine Auferstehung neu, immer wieder neu, in s Leben ruft, wie den Lazarus im Johannesevangelium.
Die Geschichte heute können wir als ein Gleichnis für Ostern hören.
Es ist übrigens eine Frauengeschichte. Und handelt von einer Geburt.
Sie endet mit einem Lobgesang.
- 1 Und Hanna betete und sprach: Mein Herz ist fröhlich in dem HERRN, mein Horn[1] ist erhöht in dem HERRN. Mein Mund hat sich weit aufgetan wider meine Feinde, denn ich freue mich deines Heils. 2 Es ist niemand heilig wie der HERR, außer dir ist keiner, und ist kein Fels, wie unser Gott ist. 3 Lasst euer großes Rühmen und Trotzen, freches Reden gehe nicht aus eurem Munde; denn der HERR ist ein Gott, der es merkt, und von ihm werden Taten gewogen. 4 Der Bogen der Starken ist zerbrochen, und die Schwachen sind umgürtet mit Stärke. 5 Die da satt waren, müssen um Brot dienen, und die Hunger litten, hungert nicht mehr. Die Unfruchtbare hat sieben geboren, und die viele Kinder hatte, welkt dahin. 6 Der HERR tötet und macht lebendig, führt ins Totenreich und wieder herauf. 7 Der HERR macht arm und macht reich; er erniedrigt und erhöht. 8 Er hebt auf den Dürftigen aus dem Staub und erhöht den Armen aus der Asche, dass er ihn setze unter die Fürsten und den Thron der Ehre erben lasse. Denn der Welt Grundfesten sind des HERRN, und er hat die Erde darauf gesetzt.
Ein Lied.
Ein Osterlied.
Ein Lied der Hoffnung und Erfüllung eines Wunsches.
Eigentlich.
Aber eben viel mehr.
Ja, eben ein Osterlied in messianischer Hoffnung.
In der abrahamitischen Religion kommt dieses Motiv oft vor: Eifersucht wegen nicht erfülltem Kinderwunsch. Am meisten beeindruckte uns zuletzt Hagar mit ihrem Kind Ismael, die in die Wüste geschickt wurde in solch einem Zwist. Und die von dem HERRN n i c h t verlassen wird.
Von dem Gott, der sie sieht.
Sein Name ist EL ROI: Du bist ein Gott, der mich sieht. Bezeugt sie.
Derselbe Gott verlässt Hannah auch nicht in ähnlicher Lage, sozial gesehen allerdings eine viel vorteilhaftere Lage als in dem Plott mit Hagar.
Gleichgestellt und nicht angestellt.
Und über alle Massen geliebt.
Sie ist die Frau von Elkana im Epharaim – Gebirge in der Stadt Rama. Von wo aus die Sippe jedes Jahr nach Silo zog, um in dem Heiligtum von SILO zu opfern.
Wenn Elkana dann die guten Stücke für das Ritual in seiner Familie für das Dankopfer verteilte, wurde ihm jedes mal bewusst, wie es Hanna ging. Es war ähnlich wie bei Abraham. Hanna bekam keine Kinder, anders die zweite Frau Peninna.
Er wollte sie trösten und sprach zu ihr: Hanna, warum weinst du und warum isst du nichts? Und warum ist deine Herz so traurig? Bin ich dir nicht mehr wert als zehn Söhne?
Diesmal geht sie weg von der Familie und begibt sich zum Tempel, wo der Priester vor der Tür wartet, das jemand käme.
Hanna betet das sogenannte Herzensgebet. Ihr Mund bewegt sich. Sie bittet Gott darum ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Das bedeutet für Sie SEIN ODER NICHT SEIN. Und geht über das weit hinaus, was wir Wunschkind nennen. Sie gelobt: Herr Gott wird du das Elend deiner Magd ansehen und an mich gedenken und deiner Magd nicht vergessen und wirst du deiner Magd einen Sohn geben, so will ich ihn dem HERRN geben sein Leben lang und es soll kein Schermesser auf sein Haupt kommen.
ELI, der Priester aber beobachtete die Frau und glaubte sie wäre betrunken, wie das
zu Pfingsten die Jerusalemer Touristengemeinde von den Jüngern glaubte, als sie den Heiligen Geist empfangen haben.
Sie bewegte die Lippen im Gebet.
„Ich habe so lange geredet mit Gott im Gebet.“
Wie ein langes Telefongespräch.
Eli wurde nachdenklich und sprach zu ihr. Ich glaube dir:Geh hin mit Frieden, der Gott Israels wird dir die Bitte erfüllen, die du an ihn gerichtet hast.
Im nächsten Jahr in Silo kam HANNA nicht mit, sie entwöhnte ihren Knaben SAMUEL Nachdem sie mit dem Stillen aufgehört hatte, nahm sie ihn mit sich hinauf zum Heiligtum. Nach der Schlachtung und Opferung eines jungen Stieres und Übergabe anderer Gaben kam sie mit dem Knaben Samuel zu ELI und sprach: Ich bin die Frau,, die hier bei dir stand, um zum Herrn zu beten. Um diesen Knaben bat ich, Nun hat der HERR mir die Bitte erfüllt, die ich an ihn gerichtet hatte. Darum gebe ich ihn dem HERRN wieder sein Leben lang, weil er vom Herrn erbeten ist.
Und sie beteten dort den HERRN an.
Wie Maria singt, als sie sich mit Elisabeth trifft – auch so eine Frauengeschichte – so singt Hanna. Auch wie Miriam. Überschwenglich und ungebremst. Ja, das ist Osterfreude. Ihr Leib war verschlossen. Sie schämte sich. Sie konnte kein Leben weitergeben, dachte sie. Aber mit dem HERRN kam wieder Freude in ihr Leben, Sie aß wieder und ihr Gesicht strahlte wie die Sonne, die aufgeht in ihrer Pracht. Sie müssen einmal nach Jerusalem fliegen und das ultraorthodoxe Viertel besuchen zum Schabbat. Ich habe noch nie solche Freude erlebt. Freude darüber, dass der Messias kommt. Ebenso in den Kellern neben der Klagemauer, wenn ein Bibelkreis eine Textstelle gefunden hat, die Freude auslöst.Freude wie ein Vogelflug.
Ich kenne nichts Vergleichbares. Vielleicht Sie. Ich bin noch nicht überall gewesen.
Diese Freude ist es. Es fing mit dem Gebet an. Ein langes Gebet. Dem Preister wurde es schon unheimlich und die Beterin musste sich verteidigen, sei sei nicht zuchtlos und trinke nicht am frühen Morgen.
ELI hat ihr geglaubt und sie entlassen mit SHALOM, FRIEDE SEI MIT DIR, ein österlicher Gruß, wie wir wissen aus den Ostergeschichten. Sie war froh.
Ihr sollt froh sein, ist ein Gebot. Ich habe euch geboten, dass ihr froh seid, fröhlich.
Sie konnte ihr Leben wieder annehmen und weiterleben mit ihrem Mann trotz der Konkurrentin und deren Söhne im Rahmen des alttestamentlichen Patriarchats.
Der Triumpf war in dem Moment greifbar, als sie ihren Sohn in das Heiligtum brachte, dass er dort lernte ein Prophet zu sein, ein Richter und Herr, der Ratgeber seines Volkes, ein Baustein in der Geschichte Gottes mit uns. Heilsgeschichte. Deshalb lassen Sie sich nicht stören, weil das ja eine ganz alte Geschichte ist.
Da steckt viel mehr Moderne drin, als beim ersten Lesen und hören zu bemerken vielleicht. Beziehungen, Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit in leiblicher, geistiger oder geistlicher Hinsicht ist heute vielleicht noch viel mehr ein Thema als damals.
Die Leere viel gewaltiger, weil alle so voll erscheint und nichts ist, was uns wirklich befriedigt – inneren Frieden schenkt. Ja, natürlich geht es um SEIN ODER
NICHT SEIN, um sinnerfülltes Leben, um Sinn oder Unsinn.
Ja, es ist ein Wohlstandthema, damit wir lernen, das Frieden mehr ist als Abwesenheit von Krieg. Eben das, was wir lesen und hören: Gehe hin im Frieden. Im Frieden. SHALOM. Das wir Menschen sein wollen, die die Früchte des heiligen Geiste genießen. Dass wir schlicht Menschen bleiben und keine Nummern werden.
Nein, das ist nicht die heile Welt als System.
Sie können gerne die Geschichte weiter lesen im ersten Samuelbuch. Da kracht es wie heute. Wir haben ja nun auch nicht mehr das Gelbe vom Ei. Die Zeitenwende ist angekommen. Wird auch Zeit. Und gerade deshalb bitten wir Gott um den Frieden, den die Jünger empfingen in ihre Ängstlichkeit, als sie dem Auferstandenen begegneten und – glaubten. Endlich. FRIEDE SEI MIT EUCH IHR GLÄUBIGEN UND UNGLÄUBIGEN.
Im Lichte des Messias, des Auferstandenen, werden wir uns zurecht finden in aller Unabwägbarkeit, in der Angst um den Weltfrieden, in Konflikten, in persönlichen Krisen in Familien und anderen zwischenmenschlichen Beziehungen, in Freundschaften, die zerbrechen und heilen.
Lasst uns beten: Herr Gott himmlischer Vater, lehre uns beten und glauben, dass wir heil werden können. Durch Christus den Gekreuzigten und Auferstandenen und lass uns gehen im Zug der Mütter und Väter des Glaubens, das wir einen festen Schritt bekommen und nicht müde noch matt werden. Im Leben und im Sterben. In Zeit und Ewigkeit. AMEN.
