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Ein mir wichtiges Sommerevangelium war die Geschichte mit Jesus, wo sie ihn zum Schluss zum Brotkönig machen wollen, weil er das Brot so wundersam vermehrt hat, dass alle satt wurden; mehr noch, dass es Körbe gab, die voll gesammelt wurden mit den Resten, die nicht gegessen werden konnten von den 5000.

Vielleicht waren es mehr. Vielleicht waren es weniger.

Jesus floh, als er merkte, dass sie ihn zum Brotkönig machen wollten (Johannes 6 1-15).

Jesus flieht oft – in die Einsamkeit. Seit dem fliehen Viele – in die Einsamkeit. Die Mönche, zuerst der heilige Antonius, der – in der Wüste – seine Höllenfahrt erlebte – und überstand.

Wir nennen das Aus – Zeit. Pause. Einmal aus Allem `raus. Urlaub.

Wer weiss, was sie mit uns machen wollten. Etwas gutes oder etwas Schlechtes.

Wir sind froh einmal aus dem gnazen Trubel heraus zu kommen. Aber auch ohne Urlaub und die Sehnsucht auszusteigen gehört es zu unserer Kultur, wenigstes einen Moment zu finden im grellen Licht des Tages, der uns selber gehört. Damit wir immer wieder die Kraft finden weiter zu machen, die Aufgaben zu erledigen, die auf uns warten. Was man heutzutage so grossartig Momentum nennt, ist eigentlich d a s.

Und wenn wir diesen Moment nicht finden, dann sind wir unzufrieden. Und haben nicht die nötige Freiheit, die wir benötigen, um den Tag, die Woche, das Jahr gestalten zu können.

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Um so mehr bin ich erstaunt, dass Einsamkeit jetzt ein Thema ist. Ja, dass überlegt wird, eine Regierungsstelle zu schaffen, die sich mit dieser Frage beschäftigt: Einsamkeit.

Ein gesellschaftliches Problem. Zu viele Menschen sind einsam. Ein relevantes Thema. Auch sicher zum Thema geworden durch die Massnahmen zur Bekämpfung der Pandemie Corona. COVID.

Ehen sollen darüber kaputt gegangen sein.

Familien.

Es gibt Klage und Anklage.

Und Verteidigung.

Rechtfertigung.

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Ja, es ist wirklich wahr, wer keine selbstverständliche Gemeinschaft in der Gemeinde Jesu hat, wird sicher kaum eine solche Einsamkeit mit Gott kennen, wie ich sie oben beschrieben habe an Hand des Sohnes Gottes, der die Menschen flieht, seine Anhänger und Jünger, die Populisten, um im Angesicht des Vaters Atem zu holen, Kraft zu schöpfen.

Auf einem Berg.

In einem Garten. Zum Beispiel Getsemani.

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Einer der bekanntesten Theologen des 20. Jahrhunderts war Karl Barth. Er war Dorfpfarrer in seiner Heimat, in der Schweiz. Über seine Auslegung eines Briefes des Apostel Paulus an die christliche Gemeinde in ROM ist er von heute auf morgen zu einem der bekanntesten Ausleger und Deuter der Heiligen Schrift geworden. Er hat im Laufe seiner Karriere eine vielbändige Dogmatik geschrieben. Wenn man so will ein Lehrbuch über den christlichen Glauben. Zum Schluss hat er seinen Studenten erklärt, wie einsam ein Pfarrer und eine Pfarrerin sein können. Ja, vielleicht müssen. Er kannte die Berge der Schweiz und die Wege, auf denen man die Einsamkeit sucht und findet.

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Blaise Pascal, ein Mathematiker und Philosoph des 17. Jahrhunderts hat seine Zeitgenossen und -Genossinnen wissen lassen: dass das eigentliche Grundübel seiner Zeit und seines Erachtens darin bestünde, dass die Menschen es nicht länger als zehn Minuten alleine in ihrem Zimmer aushielten. Dann müßten sie hinaus stürmen und die Welt erobern.

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Als meine Frau und ich 1988 von unserem evangelisch-lutherischem Pfarramt Thonhausen mit den umliegenden Dörfern Mannichswalde, Wettelswalde, Schönheide wegzogen, weil mein Gehalt im Sozialismus so schmal war, dass meine Frau Angst hatte, es reicht nicht für uns und unsere Kinder und sie müsse in ihrem Beruf als Theater-und Kulturwissenschaftlerin etwas dazu verdienen, haben wir in unserer neuen Stelle in der Theater-und Kreisstadt Altenburg die Brüderkirche a u f g e m a c h t, damit a l l e in ihr eine Herberge erkennen könnten für gute und schlechte Zeiten. Komischerweise funktionierte das. Ein Lehrer als erster erschien auf unseren Aushang hin und hat uns seine Hilfe angeboten. Noch andere kamen.

Die Offene Kirche und die Friedliche Revolution waren für uns eine Einheit. Und die Stadt-Community hat das auch immer so verstanden.

Und für sich in Anschlag gebracht.

Die Offene Kirche war gleichzeitig ein Ort der Gemeinschaft – bis dahin, dass Menschen in ihr gesund geworden sind – und sie war ein Ort der Einsamkeit, der Fluchtbewegung: ASYL. Wie eigentlich immer in Krisen-Zeiten der deutschen Geschichte.

Die Spannung von Gemeinschaft und Einsamkeit mit Gott und den Menschen ist die eigentliche Dynamik, die eine christliche Gemeinde ausmacht in ihrem Kern. Die so genannte Kerngemeinde.

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Und was hält diese beiden Dinge Gemeinschaft und Einsamkeit zusammen, bezw. läßt sie uns aushalten?

Das Gebet.

Das Vaterunser.

Unser Glaubensbekenntnis.

Das Sprechen lernen im Gebet zu Gott hin, das Sprechen lernen im gemeinsamen Lösen einer Aufgabe. Vieler Aufgaben, die auf uns warten.

Im gemeinsamen Auslegen der Heiligen Schrift.

Wir hatten und haben ein großes Holzkreuz im Altarraum stehen. Daran hingen an den Nägeln die Gebete der Besucher der Offenen Kirche. Wenn ich nicht wußte, was ich sonntags predigen soll an Hand eines vorgeschlgenen Textes, bin ich an dieses Kreuz gegangen und habe diese Gebete gelesen.

In großer DEMUT. Denn sie standen da ohne jeden Datenschutz, manchmal mit Name und Adresse.

So viel Vertrauen!!!

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Die Kirche, die Gemeinde hat also ein Angebot zu machen, wenn jetzt das Thema Einsamkeit ein Thema der Politik wird.

Ist es so schlimm geworden? Die Einsamkeit, die Isolierung, der Egoismus, die Gier nach Geld und Macht.

Bitten wir für unsere Kirche, dass sie nicht nur für sich selber da ist, sondern in der Lage ist Antworten zu geben. Und nicht nur Fragen zu stellen, wenn sich Menschen aufmachen, Gott zu suchen und den Nächsten.

Beides oft gleichermaßen verloren.

Umzug 1988 von Thonhausen nach Altenburg

Lebensfreude auf dem Land

Aus der Stille, der Kontemplation in die Aktion: Schulgründung 2000, 16. Jahrgang SPALATINGYMNASIUM Altenburg

Das Buch der Offenen Kirche…in jedem Portal, Müggelheim(Berlin) nach der Heimreise vom Fischland am 5.Sept.24 M.W.

Achtung: morgen am 11. September `24 in 12559 Berlin -Müggelheim, Ecke Müggelheimer Damm/Ludwigshöheweg, erste Bushaltestelle (69) um 19.00 Uhr (KITA/Gemeindeeingang) „Ostkirche- Orthodoxie“ Impuls Bilder, Musik, Erlebnisberichte.(Pfr.i.R. Michael Wohlfarth-s.a. Blog weiter unten.)

Veröffentlicht von famwohlfarthtonlinede

Jahrgang 44 Lieblingsbeschäftigung:Schreiben und Predigen.Sehnsuchtsort Ostsee. Wohnort Berlin, Heimat Thüringen. Wenn Du mir schreiben willst, bitte über michael.wohlfarth@t-online.de; https://kaparkona.blog; michael-wohlfarth.jimdo.com; michaelwohlfarth.wordpress.com

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