Heiliger Abend

Wissen Sie, manchmal wäre ich am liebsten katholisch. Wissen Sie, warum? Sie können es sich nicht denken? Wegen MARIA. – Die Maler des Abend-Landes haben sie als sehr schöne Frau gemalt. Die Vor-Bilder waren meist junge Mädchen, je nach dem Geschmack der Zeit oder des Malers angezogen.

Ich gebe zu – diese Frauen- und Mädchenbildnisse haben mein Ideal von Schönheit maßgeblich beeinflusst. Und ich bin meinen Eltern dankbar, daß sie so schöne Marienbilder in unseren Zimmern aufgehängt hatten. – In Süddeutschland bin ich froh, wenn ein Marienbild in einem Restaurant hängt. Dann weiß ich, dass hier kaum Männerphantasien so blühen können, dass sie sich schließlich in verbalen Schweinereien über das andere Geschlecht abkühlen müssen. Pornographie und Maria schließen einander aus. Emanzipation ist natürlich. Die Psychologen nennen das Archetyp – Maria! Maria ist der Typ des Beginnens, des Anfangs. Mit ihr kommt Gott in diese Welt. Er wird Mensch….

In der Kirche, in der ich Pfarrer bin, hängt ein Gebet, von einem 12jährigen Mädchen geschrieben auf einem Zettel an der Gebetswand: „Lieber Gott, ich glaube, dass du ein guter Mensch bist. Leider lerne ich dich jetzt erst kennen. Ich wünsche dir zu Weihnachten, dass alle deine Wünsche und Hoffnungen, die du für die Welt und in der Welt hast, in Erfüllung gehen.“ Das Gebet ist unterschrieben mit Yvonne, 6. Kl. – Das Geheimnis der Maria! Das Geheimnis des Heiligen Abends, der Weihnacht. Das Problem des Joseph – ich habe es bisher noch nie einfacher gelesen als in diesem Gebet und mir fällt dazu der Text des Propheten ein: „Die mich suchen, die finden mich nicht, aber die mich nicht suchen, die finden mich, spricht Gott der Herr.“ – Achten Sie doch einmal darauf, was Bilder für einen Einfluß in Ihrem Leben haben. Wir brauchen sie. Auch das Bild der Mutter, des Vaters, des Kindes, der Heiligen Familie. Gemalte Bilder! – Wir beten in den Kirchen um die Heiligung der Ehen! –

Vielleicht gehört auch ein wenig das Stroh dazu, die Tiere, eine Armut, die aus Innen glänzt, um es mit dem großen Dichter Rainer Maria Rilke zu sagen.

Ist es nicht das , was uns Weihnachten so anziehend macht, so heimelig… Daß uns der Wohlstand nicht aller Dinge überdrüssig werden läßt…. Und daß die Jugend die Vorbilder nicht durch uns verliert, sondern Maßstäbe, Sehnsucht, Weg und Ziel geschenkt bekommt. Und dass wir das beim anderen, beim Nächsten immer wieder vermuten und entdecken – Menschlichkeit. Die Menschwerdung Gottes.

Und ich fände auch nicht schlimm, wenn mancher Junge auf der Suche ist nach seiner Maria. Wenn Männer und Frauen Maßstäbe setzen und das Leben nicht wertlos wird, weil die Gnade Gottes zu billig verkauft wird. – Ich bleibe evangelisch, aber die Maria finde ich trotzdem gut. Frohe Weihnacht!

Vor zwei Jahren geweiht. Altenburg Dezember 22. Der Text oben aus „Predigen auf dem Markt“ ( Fromm-Verlag Saarbrücken und epubli Berlin). Die Predigt ist eine Kolumne, geschrieben für die Einwohner des Landkreises Altenburger Land im ersten unzensierten Blatt, gegründet von Ingo Schulze (Literat, damals Dramaturg im Altenburger Landestheater) und anderen Mitstreitern der 89IGER Revolution in Deutschland.-Ich stehe zu jedem Wort, dreißig Jahre später. Es hilft mir sogar, wenn ich mich erinnere. Ich hoffe, Ihnen auch.

Aufführung „MESSIAS“ von Georg Friedrich Händel in der Bearbeitung von Wolfgang Amadeus Mozart 8. 12.24 (2.Advent)

Zum Bild: mit der freundlichen Erlaubnis der Christuskirche Oberschöneweide (Berlin) und der Chorsängerin (Sopran) in der Kantorei Köpenick (Berlin), die uns dieses Bild gesendet hat, hoffen wir Ihnen Mut zu machen, mitzusingen in dieser Heiligen Zeit.

Damit das Böse nicht Raum gewinne und nicht der Hass, sondern die Liebe.

Die einzige Sprache, die im Himmel gilt, wie mir die evangelische Familien – Communität ojc aus Anlass ihres 20 – jährigen Bestehens aus Reichelsheim (Odenwald) jetzt per Plakat zukommen ließ.

Veröffentlicht von famwohlfarthtonlinede

Jahrgang 44 Lieblingsbeschäftigung:Schreiben und Predigen.Sehnsuchtsort Ostsee. Wohnort Berlin, Heimat Thüringen. Wenn Du mir schreiben willst, bitte über michael.wohlfarth@t-online.de; https://kaparkona.blog; michael-wohlfarth.jimdo.com; michaelwohlfarth.wordpress.com

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