Berlin-Müggelheim 13.02.2025
Morgen ist Valentinstag und ich erinner mich dankbar an die Offen Kirche-Franziskanerkirche-Brüderkirche in Altenburg/ Thüringen. An einen 14. Februar im Jahr 2006: Ab 8.00 Uhr morgens geöffnet. Da kam das erste Paar und ließ sich segnen. Dann ging es weiter. Die Offene Kirche wurde an diesem Tag besonders gut angenommen als Hort der Liebe, wie sie von den Paaren verstanden wurde. Ältere Paare, schon länger oder sehr lange verheiratet, Jüngere. Liebespaare waren sie m. E. alle. Wer will das nicht sein. Sonst würden sie nicht kommen.
Sonst würden sie nicht kommen.
Es ist noch viel länger her…
Mein Vater war mit mir in einer Kirche. Ich war sicher greade in der Pubertät. Oder gerade noch darunter.
„Gott ist die Liebe.“ Es muss das Ergebnis gewesen sein eines guten Gespräches zwischen meinem Vater und mir. Es fällt mir immer mal wieder ein, wenn ich nicht weiter weiß in all den Konstruktionen und Himmelsstürmereien jedweder Natur und jedweden Charakters an allen Orten in unseren Zeiten.
In der Seelsorge. Für mich. Für andere: Gott ist die Liebe (Johannesbriefe). Und es fiel mir auch immer ein, wenn wir uns in unsren Arbeitsgruppen auf den Valentinstag vorbereitet haben, zusammen mit den Katholiken, zusammen mit Menschen, die guten Willens sind. Da haben wir nicht gemeckert über die böse Blumenindustrie, die ja nur verkaufen will. Oder gar über die bösen Amerikaner, die aus allem ein Geschäft machen. Nicht über die Hochzeitsmessen mit den schönen langen Brautkleidern in Weiss. Gutsitzenden Anzügen für die Herren der Schöpfung. Die Kritik haben wir anderen überlassen. Den Neid auch. Nein, wir haben uns gefreut, wenn sie einen Pfarrer/ eine Pfarrerin dazu eingeladen haben.
Nein, wir haben guten Wein für die Abende gekauft, Lisa hat sich da hervorgetan mit weltläufiger Erfahrung als Lehrerin in Dänemark. Und eine Gastwirtin und eine Schmuckhändlerin, die zu uns gestoßen waren und wunderbar einkaufen und kochen konnten, dass es bezahlbar blieb.
Auch für die Ärmsten an der Tafel.
Oder war gratis?
Ab 19.00 kamen die berufstätigen Paare und standen Schlange im Gang mit dem Roten Teppich vor dem Altar, vor dem nazarenischen Bild des heiligen Abendmahls (grauer Stein). Pfarrer Sorge hat den Segen gespendet. Ich habe vor der Segnung mit jedem Paar gesprochen und sie gefragt, ob wir beten wollen. Ja, sie wollten es sehr oft.
In der Schlange. Im Stehen.
Ich habe nie wieder das so erlebt wie an diesem einen Valentinstag, der mir so in Erinnerung ist, dass ich ihn hier beschreiben möchte.
Und danke Gott für den Segen, der von diesen Paaren ausging.
Weil es Abend war, haben wir im Kirch-Saal noch zusammen gesessen und der Abend klang aus . Durch unsere Lieder.
Es war nicht irgend ein Wein. Es war nicht irgend ein Brot. Es war das Agapemahl, welches uns zusammnen führte und stärkte für unser Leben. Als Mann und als Frau.
Für das Altenburger Wochenblatt, gegründet u.a. von Ingo Schulze in der Arbeitsgruppe MEDIEN, Brüderkirche zu Altenburg, nach den ersten Demonstrationen im Herbst 89 in der damaligen Kreisstadt Altenburg/Thüringen.
2006 in der Erscheinungs-Woche/Altenburger Wochenblatt vor dem 14. Februar:
„Herr, heilige die Ehen!“- aus dem Großen Fürbittgebet der Kirche
„Die letzten Sonntage habe ich Ihnen etwas erzählt über Clowns, die – wie sonst keine Berufsgruppe – deutlich machen können mit ihren Veranstaltungen,
Verrenkungen, graziösen Vorhaltungen, wohin der Weg eigentlich führen sollte, aber dann doch immer wieder woanders hinführt. Wie wir Menschen lernen müssen mit paradoxen, ja absurden Situationen umzugehen. Erinnern Sie sich an Wladimir und Estragon? Zwei Erfindungen eines irischen Dramatikers.Heute möchte ich Ihnen etwas erzählen von einem komischen Heiligen, der deutlich macht, wie paradox, ja närrisch wir leben müssen – immer im Spiegel dessen, was unsere Vernunft übersteigt : daß Gott Mensch geworden ist in Jesus Christus, daß wir durch sein Kreuz leben und durch sein Leiden auferstehen können zu erneuertem Leben, daß uns Glaubensbekenntnisse nicht einengen, sondern Freiheit schenken , daß Gott die Liebe ist und voller Gnade, trotz allem Elends.- Den Heiligen kennen Sie inzwischen alle und sie erraten auch schon, von welchem ich rede. Obwohl er von gestern ist und seine heidnische Patronin Juno, die römische Göttin der Ehe. Obwohl er ganz und gar politisch gegen die vom Staat festgelegten Zeremonien Liebespaare nach christlichem Ritus getraut hat und wegen dieses Ungehorsams für seinen Glauben im antiken Rom sterben mußte. Obwohl er dann im mittelalterlichen England, Frankreich, Belgien und später in Amerika zu neuen Ehren kam und schließlich- wie so Vieles – nach dem verlorenen 2. Weltkrieg – von dort nach Westdeutschland gekommen ist und nun auch zu uns. – Ob in England oder Frankreich – immer soll es der 14. Februar gewesen sein, an dem im Andenken an den christlichen Berater in Partnerschaftsfragen Valentin berühmte Liebespaare ihre Liebe erneuerten …Ein Schriftsteller soll plötzlich seiner Frau Liebesbriefe geschrieben haben….
Der 14.2. ist ein Gedenktag an einen Märtyrer, der aus der Seelsorge an Paaren heraus wusste, daß die menschliche Liebe in all ihre eigenen Widersprüchen verwickelt – trotzdem und gerade vielleicht deshalb- .die Liebe Gottes widerspiegelt und in Erinnerung ruft mit all dem, was wir unter Sexos (Sex), Eros (Erotik), Agape (Nächstenliebe) verstehen. – Neulich habe ich ein Gebet gehört: „ Danke, Gott, für all die glücklichen Augenblicke, die ich erleben durfte.“
Ich wünsche mir und Ihnen, daß wir auch so beten können. AMEN.„
