Michael Wohlfarth

Gedicht oder Roman

Texte: Michael Wohlfarth

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Zueignung

Genug, genug.

Enough.

Es ist genug von den Autoren geredet worden.

Oder haben sie es nötig.

Müssen Sie getröstet werden.

Hat es Fjodor Dostojewski

aus dem alten Russland so nötig.

Seine Tränen.

Heiß.

Sie fließen in den Nächten.

Auch wenn du ihn verwendest.

Gebrauchst.

Auch wenn du ihn vorkommen läßt

in deinem Roman, der keiner ist.

Er ist im Club der toten Dichter.

Die Tränen längst verdunstet.

Oder der Co-Autor.

Was geht er uns an.

Er soll seine Arbeit tun.

Geist – Schreiber.

Mitschreiber.

Mitläufer.

„Geh mit!“ – ruft der Chor dazwischen.

Auf schaukelnden Wellen.

Im Wind.

Jetzt sehen sie Irland.

Der Luxusdampfer legt an.

Grün.

Tiger.

Alles vorbei.

Wer jetzt kein Haus hat, findet keines mehr.

Und die Katholische Kirche.

Die sanfte Mission.

Bitte jetzt nicht Odenwald.

Und auch keine Tonbandaufzeichnungen.

Alles verjährt.

„Alles verjährt!“ –

ruft der Männerchor dazwischen.

„Nein!“ – rufen die Erinnyen.

Die Nadel ist nicht gesprungen,

der Nordpol noch lange nicht erreicht.

Und es ist ein Segelschulschiff.

Aber Irland.

Irland ist erreicht

Armer Böll.

Du und das Lindenblatt der Deutschen.

Alles von Bord.

Anlegen bei Sturm.

Anne bleibt. Sie mag nicht.

Sie wartet an Bord.

1

Symbol

Endlich, endlich.

Wir sehen die Freiheitsstatue winken.

Nein, wir karikieren sie nicht, weil wir wissen, wie ernst es den Siedlern war,

den Sträflingen

wie in Australien.

Den Frei – Kirchlern, die aus den Gefängnissen

der Herzogtümer entkommen sind.

Den Juden, die mit einer Stimme Mehrheit „zugelassen“ wurden für die Besiedlung des gelobten Landes.

Aber mit Anne ist das anders.

Sie ist nicht einem Dorf entflohen,

das vor Armut anfing zu trinken,

in Gänze,

bis auf ein paar wenige,

im 19. Jahrhundert.

Sie hat – wenn man so will –

den globalen Spleen.

Sie hat etwas geerbt von ihrem Vater,

der den Sozialismus bewachen musste

auf der anderen Seite.

Nun das ganze Gegenteil.

Sie wollte weg.

Ja, weg.

Sie wollte aus dem dunklen deutschen Wald

ins Helle.

Hat sich einem Schiff anvertraut,

wo gelernt wurde, die Segel zu setzen,

wenn der Wind günstig ist.

Sie durfte bedienen und in der Küche helfen.

Ihre Großmutter hat ihr alles Gute gewünscht.

Sie sind ja per Handy verbunden.

Nein, es war kein Forsthaus, aus dem sie stammt. Die gibt es ja noch in Deutschland.

Solche Forsthäuser mit rotem Ziegeldach.

Wo schon längst die Pfarrer

ihre Pfarrhäuser fliehen,

bleiben die Förster:

So ein ehrwürdiges Forstamt,

ringsum Wald,

der deutsche Wald.

Das ist was.

Nein, daher kommt sie aber trotzdem nicht

in unserer Weiterführung der Geschichte.

Auch nicht aus einem deutschen Pfarrhaus,

das es vielleicht gar nicht mehr gibt.

Oder angeblich. Auf die näheren Hintergründe möchte ich hier aus sicher verständlichen Gründen nicht eingehen.

Über den Glauben spricht man nicht

in Deutschland – und auch nicht über Geld,

im Unterschied zu Amerika.

Hat sie gehört: Anne aus der KfZ – Werkstatt

mit schönem Wohnhaus am Rand eines gefährlichen gesamtdeutschen Waldes.

In dem schon viel passiert ist.

Schüsse. Abgründe. Umwege.

Wir haben das alles schon mehrfach berichtet.

Grenzoffiziere, die sich zu Unternehmern gemausert haben, die einen Wald besitzen,

der gut bewirtschaftet wird.

Von Wäldern und Grenzen, Minen und Politik.

Aber Anne hat sich aufgemacht über das Meer und hat gewartet, bis die Matrosen von ihren Landausflügen zurückgekommen sind und auch die Biologen – Gruppe, die nach Wegen suchen,

um Getier und Pflanzen dort zu belassen,

wo sie hingehören.

Zuletzt war das in Irland.

Irische See.

Stürmisch.

„Aber jetzt geht es weiter“.

In der Takelei.

All die frohen Lieder.

Die Frische des Windes.

Das Steuer.

Der vertrauensvolle Lehrausbilder.

Die Jungs, die Mädchen.

Wenn das unsere Bundeswehr wird.

Wie gut.

Wahrscheinlich haben sie Jahre vorher

das Wetter studiert, den Golfstrom, die Eisberge, um eine Schneise für die Ausbildung zu finden, eine Fahrt, die sich gewaschen hat und geeignet, um zu lernen.

Das Leben zu lernen.

Den Kurs zu halten.

Den Stürmen zu trotzen.

Das Handwerk.

Zur See fahren.

Ein Traum.

Nicht abstürzen.

Disziplin, weil sie nötig ist und solidarisch.

Da hat sie aber Glück gehabt, solch ein Timing. Solch einen Zeitpunkt.

KAIROS.

Ausgerechnet, nach dem Frühjahr der Stürme

eine Stille, Wind, Wind, gemäßigter Sturm. Ausgerechnet heute musste ein solches Schiff aufbrechen, in See stechen mit allerlei

Hokuspokus, fast wie zur Leipziger Messe.

Aus Japan soll das kommen.

Mit einigen Originalen.

Aber Respekt: einer Mannschaft,

der sich Anne anvertrauen wollte.

Hamburg – was für eine Stadt. Das Tor zur Welt.

Und schon bis Irland. Jetzt geht ’s aber los.

Na ja, über die Reling, wenn ’s losgeht?

Jemand klopft auf die Schulter:

„So haben wir alle angefangen. Wir Landratten.“ Auch Darwin hat das erlebt.

Ja, in stürmischer See. Wenn sie brüllt. –

Wenn der Matrose hinaufklettert,

um die Segel zu kappen,

damit der Hauptmast nicht bricht.

Wir könnten den polnischen Grafen zitieren,

der den Wald nicht kennt, aber die See.

Wir könnten den Teufel heraufbeschwören,

den Hai, den Wal, die Walfänger mit dem Käptn, der es mit dem Bösen aufnehmen möchte.

Aus Wut.

Weil der ihn verletzt hat bis zum Krüppel.

Den einst Mächtigen auf seinem Schiff

in unwegsamen Gegenden des Ozeans.

Wir wissen das.

Wie oft sind wir gefahren auf den Autobahnen und Landstraßen unseres geteilten Vaterlandes und plötzlich tauchten die Angebote auf an den Litfaßsäulen und in den Glashäusern

der Omnibusunternehmen, in denen die Mitsechzigerinnen und ihre Männer warteten,

dass der Bus käme und sie abholte zum Ziel.

Nicht ihrer Träume, sondern ihrer Arzttermine wegen und Weh – Wehchen, was es so gibt zwischen Himmel und Erde und Haarwurzeln und Fußzeh.

Jetzt America.

Endlich.

New York.

Eine Nacht, zwei Nächte, drei Nächte,

vier Nächte, fünf Nächte.

Nun ist es aber genug für diesen einmaligen Vorzugspreis.

Also haben wir uns aufgemacht,

den veralteten Diesel stehen gelassen,

eine Reise gebucht zu den Wolkenkratzern

in Gottes gelobtem Land.

Es wird Zeit, dass wir alles hinter uns lassen

und über den Wassern der Erde fliegen zu denen, die längst dort sind: Unsere Protagonisten.

Anne ist inzwischen dort.

Sie kämpfte sich durch.

Sie hat in Irland nicht das Segelschulschiff verlassen, wie die Gärtner aus Deutschland,

die sich mit den Amerikanern verbrüdern wollten, wenn sie versprechen, zu kooperieren

und keine artfremden Getiere und Pflanzen

in die Alte Welt zu lassen.-

Es muss überschaubar bleiben in der Botanik.-

Wie die Matrosen, die endlich wiederkamen

von ihrem Landgang, die Gräfin mit ihrem Pferd, die Große Moderatorin aus Berlin.

Alle, die gesund werden wollten,

indem sie ein Abenteuer bestehen.

Geschickt vom Jugendamt.

Sozialamt.

Sie hat gewartet, bis sie wiederkamen

vom Landgang und es konnte endlich

von Irland aus weitergehen.

Sie konnte Dienste übernehmen, die Versorgung der Besatzung und der Passagiere betreffend.

Nein, sie wollte nicht fliegen,

sondern wie die Alten die Neue Welt entdecken durch die Wasserwüsten hindurch.

Nein, nicht fliegen?

„Irland ist dazu prädestiniert. Als Stützpunkt für Flieger, die nicht genug getankt haben.“

Die alte Bauart eben.

Das Schiff sticht in See.

Der Flieger bleibt am Boden.

Sie sortiert ihre Briefschaften.

Jetzt hat sie genügend Zeit.

Deshalb hat sie sie mit genommen.

Das ist ihr wichtig.

Besonders die Briefe einer ihrer Freundinnen,

in denen das Schicksal

eines Mädchens erzählt wird.

Viel trauriger als ihr eigenes Schicksal.

Immerhin hat sie ihre Mutter verloren

bei einem nicht aufgeklärten Verkehrsunfall.

Wenn das Schiff gleitet

und eine Brise für Kühlung sorgt auf den Planken, wirft sie sich in eine Ecke voller Seilschaften

für den Schiffsbetrieb und liest diese Briefe, genauer Manuskripte.

Sie sollte sie unbedingt lesen,

hat ihr das Mädchen aus Weimar geschrieben. Deswegen hat sie sie mit genommen, weil in den letzten Wochen zu viel los war

durch ihre Abreise.

Was war los gewesen in Weimar, der Stadt Goethes und Schillers, Herders, Klopstocks, all die versammelten Heroen.

Viel.

Die Republik.

Die Republik von Weimar, das Fundament

siehe oben.

Das Denkmal hat sie alle überdauert. Sie reichen sich die Hände auf dem Sockel

vor dem Deutschen Theater: Goethe und Schiller.

Der eine ein Schürzenjäger – oder keiner –

wenn die Alternativen forschen, der andere…? Das Drama, ach Dostojewski,

der erste Kriminalroman: Aus verlorener Ehre.

Das alles interessiert Anne nicht so furchtbar.

Doch, wir müssen uns das in‘ s Gedächtnis rufen, vielleicht mit Franz Liszt und seiner rasenden Klaviermusik. Oder seiner Orchestrierung zu BARBAROSSA.

Die Klassikerstadt.

Die Kleinstadt.

Thüringen.

Die Wächter da oben auf dem Ettersberg.

Aus den Bauernstuben mit den großartigen Bohlen.

Die Bohlenstuben.

Die Fachwerkhäuser.

Die deutschen Namen der Orte.

Die Kirche. Wie ein Glucke, die ihre Flügel ausbreitet, wenn der Adler erscheint.

Oben am Himmel.

Die SS, das Reservoir aus unseren Dörfern.

Haben jüdische Händler das Vieh zu billig bekommen?

Ettersberg Buchenwald.

Der Turm, den unsere Deutsche Demokratische Republik gebaut hat nach dem Sieg über den Hitler – Faschismus durch die Rote Armee.

Fritz Cremer die Figuren, den Christus, der vom Kreuz herabsteigt und nachträglich siegen möchte.

Herder aus Ostpreußen.

Der Generalsuperintendent.

Wilhelm von Humboldt mit seinen vielen Sprachen, aber einer besonders.

Sie ist gar keine Sprache,

weil sie die Sprache Gottes ist.

Das Bild.

Zeichen.

Semiotik.

Das alles in Weimar und der darüber thront.

Jetzt kannst du Kaffee dort trinken,

du sollst zivil werden. Urban, aufgeräumt.

Nicht mehr nur die Asche – Felder, Paul Schneider, Ernst Thälmann. Die Osterpredigt aus dem Keller hinausgeschrien: Christus ist auferstanden.

Haben sie es in Weimar gehört. Bestimmt nicht. Viel zu weit oben im Buchenwald.

Haben sie den Gesang der Häftlinge gehört?

Oder war das nur der romantische Gesang

Jahre später an den Lagerfeuern.

Es musste ja weitergehen in der Jugendarbeit

der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen. Mit Klampfe. Ich spiel sie heute noch.

Wenn ich so traurig bin wie die Lorelei.

Nein, nein, das muss gesagt werden.

Weimar hier und dort. Klassiker.

Braun brauner am braunsten.

Sie mußten dann die Filme sehen, als alles vorbei war. Die Weimaraner.

Es gab bestimmt auch Aufrechte.

Neben Sauckel mit seinen acht Kindern.

Alle vergiftet von ihm selber.

Was wollen wir also sagen, nur weil Anne Briefe lesen wird von einer Freundin?

Was steht da drin,

dass wir uns so erinnern müssten?

Wer hat geschrieben.

Ein Mädchen aus Weimar, das sich nicht beugen wollte, konnte. Sie wusste nicht, was sie getan hat?Sie hat gar nichts getan. Sie hat nur einen Aufsatz geschrieben zu einem schönen Thema:

Dein Vorbild.

Ihr Vorbild war JESUS. Der Mann aus der Bibel. Der gute Hirte. Der Mann am Kreuz.

Den sie gemartert haben, gefoltert,

wie das Otto Pankok malt als die Geschichte der Menschheit. Eine ständig weitergehende.

Sie hat es aufgeschrieben. Hat dieAMERIC

In das Direktorenzimmer der erweiterten Oberschule in Weimar-Süd.

Die Oberschule hieß nach

Johann Wolfgang von Goethe.

Goethe war das Kreuz auch unheimlich.

Vielen.

Sie sagte: „Nein, ich ändere meinen Aufsatz nicht. Ich schreib ihn auch nicht neu. Ich sollte mein Vorbild beschreiben. Ich habe es getan.“

Sie war immerhin die Klassenbeste und hatte einen gewissen Stolz als Mädchen in der Klasse mit ihrem Glauben, den sie zeigen wollte.

Seine Schönheit.

Aber Jesus ist doch gar kein Mensch gewesen“,

sagte der Direktor.

Doch!“

Warum nimmst du nicht deine Eltern, wie die anderen,“ sagte vermittelnd ihre Deutschlehrerin.

Warum nimmst du nicht deine Großeltern

wie andere?“

Ich will nicht andere nehmen! Ich will nicht Goethe und Schiller nehmen

ich will sie alle nicht,

nur Jesus.“

CHOR:

Nobody knows the trouble I’ve seen…

but JESUS.

Niemand kennt das Leid, das ich sehe

nur Jesus.

Sie hat es schwer.

Sie fällt zurück.

Sie wird blass.

Sie geht nach dem Westen

In den Schwarzwald

Sie stirbt.

Die Freundin des Mädchens hat sich noch lange geschrieben mit ihr bis zum bitteren Ende.

Sie hat die Briefe aufgehoben und an die Tochter des ehemaligen wehrdienstpflichtigen Grenzsoldaten geschickt.

Sie waren sich oft begegnet.

Die Eltern kannten sich. Die Mütter. Um viele Ecken herum.

Natürlich hat Anne Leskow die Briefe schon alle überflogen, jetzt wird sie sie lesen.

2

New York – Glückliches Ende und Ausblick

Sie hat sich eine Billigwohnung genommen.

In der soundsovielten Straße in New York.

Es geht.

Sie hat einen Job angenommen. Sie kann also ihren Lebensunterhalt selber aufbringen.

Sie kann sich sogar nach ihren Schichten auf einen Barhocker setzen, nahe ihrer Unterkunft.

Sie hat jemanden gefunden, mit dem sie alles teilen will. Ein, zwei Jahre jünger als sie.

Sie haben sich lange unterhalten über die Welt, aus der sie kommen. In den Parks.

Bis sie es wusste, er hatte auch etwas damit zu tun, wo ihr Vater vor der Wiedervereinigung Deutschlands zu Hause war.

Der Grenzer. Der Vater von Anne.

Er war der Sohn eines Werktätigen in der Deutschen Demokratischen Republik, wo die Menschen nicht an Gott glauben, sondern Atheisten sind. Wo sie gebildet sind, weil sie an die Naturwissenschaften glauben, Darwin und

Karl Marx und Friedrich Engels und viele andere“.

In Kurzform gesprochen. Die Klischees sind mit fotografischer Genauigkeit bedient.

Und der Sohn einer Werktätigen in der Deutschen Demokratischen Republik, die Arbeit und Beruf gut mit den Pflichten einer Hausfrau und Mutter unter einen Hut brachte“.

Da sind sie denn doch erst einmal eingekehrt in eine der vielen Bars und haben Swing getanzt.

Am nächsten Tag war Sonntag. Da haben sie sich eine Kirche angesehen, wo schwarz gesungen und gebetet wird, aber Weiße erlaubt sind.

Sie haben zugehört.

Ein bisschen Englisch konnten sie schon.

In der Kirche lernt man gut englisch, weil der Prediger gezwungen ist, zu artikulieren, damit die Botschaft von Jesus Christus auch ankommt.

Am besten war das Lied von den Sklaven, die frei werden, wenn sie glauben. Da haben sie mitgesungen, weil sie frei werden wollten von ihrer Angst, etwas falsch zu machen. Sie haben sogar geschunkelt und ihre Augen blitzten.

Eigenartig, sie sind doch völlig unreligiös erzogen worden“.

DDR-Bürger glauben nicht an Gott.

Sie sind Atheisten“.

Anne ist nicht völlig anti-christlich erzogen worden, sie ist getauft worden und ihr Vater, der Grenzer hatte nichts dagegen“.

Sie sind anschließend zu dem schwarzen Pastor gegangen und haben ihm erzählt, wer sie sind und woher sie kommen. Der Pastor hat zugehört und ihnen eine Bibel geschenkt. Jetzt lesen sie englisch die Bibel.

Nach einer gewissen Zeit sagt Anne zu ihrem Freund: „Ich werde mich nicht melden bei der Adresse, die ich habe, um dort für ein Jahr die Kinder zu hüten. Ich werde ihnen einen Brief schreiben.“ – In dem Brief stand: „Liebe Familie Wilder, leider muss ich Ihnen mitteilen, dass sich etwas geändert hat in meinem Leben und ich die Austauschstelle nicht antreten werde.

Ich hoffe, sie finden bald einen Ersatz.

Mit herzlichen Grüßen

Anne Leskow“.

Der Brief ging an eine Adresse in Pensylvanien. Und die Ersatzeltern machten sich ihre Gedanken und haben sich auch geärgert, weil sie fest damit gerechnet haben: Anne Leskowim Austauschverfahren als Au – pair- Mädchen. Sie wollte doch hier Englisch lernen und dann vielleicht studieren.

New York ist eine riesige Stadt.

Viel größer als Berlin und viel höher gebaut.

Die Entstehungszeit ist aber ähnlich. Mittelalter hat sie nicht, geschweige eine Römerzeit oder so.

Also unsere Maßstäbe können wir erst einmal vergessen.

Sie liegt am Meer.

Die Freiheitsstatue winkt.

Die Yankies wohnen hier.

Ihre Nachfahren.

Die Weißen, die gegen die Südstaaten gekämpft haben, weil die dagegen waren, die Sklaverei rechtlich zu beenden.

Die Geschäftsleute.

Das Business.

Der Biss.

Der Gott der Stadt?

Das weiß ich nicht.

Ich war nicht dort.

Aber ich kenne sie vom Hörensagen.

Von Filmen.Von Katastrophenfilmen.

Aus Kurzgeschichten, die eigentlich Romane sind.

Der GROSSE GETSBY.

So etwas. In der Art.

Oder Tennessee Williams.

Ich weiß es nicht, ob der jemals in New York gewesen ist.

Doch durch die Verleger.

Mindestens.

Die Hochhäuser sind Türme, die Kirchen sind klein dagegen. Aber es gibt sie.

Zum Beispiel die Schwarzenkirche, wo

Anne Leskow und ihr Freund hingehen,

wenn der Sonntag kommt.

Läuten dort die Glocken? Insider fragen. –

Das deutsche Glockengeläut soll ja das schönste sein. Siehe Gretchen vor dem Dom.

Kennen Sie die Aufnahme mit Gründgens?

Anne hat ihren Job, sie wäscht wirklich Teller und ihr Freund auch.

Es ist wie im Bilderbuch und in den vielen Storys

seit Jahrhunderten oder mindestens Jahrzehnten.

Trotzdem machen sich die Eltern Sorgen.

Hat Oliver Eltern?

Anne hat eine Großmutter und einen Vater,

der eine KfZ – Werkstatt aufgebaut hat am Rand eines Waldes. Ihre Mutter ist bei einem mysteriösen Verkehrsunfall ums Leben gekommen.

Wir sagten das schon.“

Mit der Großmutter hat sie das letzte Mal in Hamburg telefoniert. Es wird Zeit, dass sie anruft.

Sie hat die Stürme des Meeres vorüberziehen lassen, den Lärm der Schiffsmannschaft,

als sie nach ihren Ausgängen zurückkam.

Das Gewäsch der Kleingärtnergruppe und die großartige Ankunft mit dem Pathos der Statue.

Und immer noch nicht hat sie zum Handy gegriffen und die Nummern eingetippt, die das Handy zu Hause von der Großmutter zum Zittern bringt oder Klingeln: Die Großmutter hat sich ein Volkslied gewünscht als Weckmelodie.

Aber das ist ja verzeihlich, hat Anne Leskow doch nun einen Freund gefunden für das amerikanische Leben in New York, in den Häuserschluchten,

vor den Towers, in den Parks.

Er heißt Oliver und hat ziemlich abstehende Ohren, groß genug, um alles zu hören und zu verstehen, was sie sagt. Wie Segel, die den Wind „von drüben“ einfangen.

Dann müsste es eigentlich Ostwind sein.

Gibt es den in Amerika?

Immerhin kommen sie ja beide „von drüben“, vielleicht sogar von ganz drüben, mehr als ihnen lieb ist.

Und den anderen auch. Die haben Biss.

So könnten sie vermuten:

jenseits der Demarkationslinie geboren.Wenn sie einen ehemaligen Soldaten zum Vater hat, der in der DDR diese Demarkationslinie unter allen Umständen zu verteidigen hatte und beinahe ums Leben gekommen ist bei einem Verkehrsunfall,

von dem manche wussten, er hätte etwas mit dem vormaligen Beruf ihres Vaters zu tun.

Wissen wir“.

Und bei dem ja ihre Mutter, ausgerechnet ein Westkind Deutschlands, ums Leben gekommen ist.

Wissen wir“.

Gut, dass es dann die Großmutter gab, die sich auskannte in dem Dschungel der BRD alt –

auch neu?

Oliver erzählte nicht so viel von sich.

Wenn Anne nicht fragte, sagte er gar nichts

zu seiner Vergangenheit.

„Wo komme ich her?“

Sie wusste bis jetzt nicht einmal, warum er in die USA gekommen war.

Bald hörte er mit dem Tellerwaschen auf und ging regelmäßig in ein Büro. Er erzählte ihr, „drüben“ seinen Abschluss gemacht zu haben und dann ein Flugzeug genommen zu haben, um hierher zu kommen. Ein bisschen früher, als er sollte, zu einem Eignungstermin, damit er „schnuppern“ konnte.

Nun war der Termin und „sie“ haben ihn genommen.

Er sagte ihr, er wäre jetzt Staatsbediensteter und sein Aufgabenfeld nennt sich Sicherheit und Ordnung. Sie wollte aber ihre kleine Au – pair-Wohnung nicht aufgeben und sie wollte auch erst einmal weiter arbeiten in dem Hotel, das sie aufgefangen hatte, wie sie sagt, nachdem sie ihren Fuß in dieses Land gesetzt hatte.

Er erzählte nichts von seinen Eltern, geschweige von seinen Großeltern. Allerdings … es gab Anrufe aus Deutschland. So redet man nur mit einer Mutter. Und eines Tages gestand er ihr,

dass seine Mutter eine lebenslängliche Strafe abbüßt, sie aber aus dem Gefängnis ihn regelmäßig anrufen darf. Einen Vater gibt es nicht.

Für ihn nicht.

Aber Pflegeeltern.

Vorher Heim.

Damit das Schweigen nicht unerträglich wird, gehen sie in den großen Stadtpark in der Nähe.

Wo die Tauben gefüttert werden.

Sie machen Picknick und stecken sich ihre Hörmuscheln hinter die Ohren, um George Gershwin zu hören: Porgy und Bess.

Erst die Decke.

Gott sei Dank regnet es nicht.

Sie können den ganzen Tag draußen bleiben.

Der Rotkäppchen-Korb steht neben ihnen.

Nicht weit von ihnen ist eine weiße Bank unbesetzt. Seit einer Stunde.

Er schlägt vor, sich auf die Bank zu setzen und die Sachen dort zu deponieren.

So sitzen sie schon einige Minuten, ohne ein Wort miteinander gesprochen zu haben.

„Weißt du, Anne, das ist eine lange Geschichte…

meine Mutter hat mir auch nicht den Grund erzählt. Wie sollte sie auch. Sie ist im Gefängnis.Und ich bin im Gefängnis zur Welt gekommen. Bald kommt sie frei…

Vielleicht kommt sie dann nach.

Wenn sie darf. Ich bin in ein Heim gekommen, weil sich niemand gefunden hat, der für mich zuständig war. Der Vater meiner Mutter war ein Flüchtling, als die Welt noch geteilt war in Gut und Böse. In Ost und West. Er meinte im Westen sei alles besser. Vielleicht war es wirklich die Freiheit, die er suchte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ein Stacheldraht oder Minen sein Leben auf Dauer begrenzen. Er konnte es nicht ausprobieren wie es in der Freiheit ist, wo da die Grenzen liegen. Die wirklich eigenen.

Die Gott setzt. Oder seine Veranlagungen. Freiheit ist für meine Begriffe immer eine Begegnung mit Gott. Doch, da steckt schon ein wenig Transzendenz in diesem Verlangen.

Frei zu sein.

Aber es war ein tödliches für ihn geworden,

wie für viele. Er hat sich nicht fügen wollen.

Und er war auch rücksichtslos gegenüber seiner Frau und seinen Kindern. Seine Tochter musste es nun ausbaden.“

Pause

„Wie rücksichtslos sind die Heiligen, wenn sie ihre Kinder im Stich lassen und ihre Pilgerschaft antreten.“

Lange Pause.

Tauben fliegen im Park

„Das ist kein DDR-Problem, das gehört zu uns. Immer.“

Der Abendwind kam auf

in der großen Stadt New York.

Die Sonne ging nicht unter.

Sie sahen sie nicht.

„Also sie haben ihn geschleift, als corpus delicti …und sicher auch irgendwo verbrannt und zu Asche werden lassen…

Er war ein Republikflüchtiger. Eine Schande für die ganze Familie…“

Hier brach der Erzähler ab und wollte die Sachen zusammenpacken. Er begleitete Anne nach Hause in Richtung Wohnung im soundsovielten Stock eines Hochhauses der so und so vielten Straße in New York in Amerika.

„Willst Du noch einmal in Dein Büro?“

Er blieb stehen.

„Nein, aber so lange die Geschichte nicht zu Ende erzählt ist, geh ich in mein Haus, dass mir zur Verfügung gestellt wurde als Bediensteter eines Geheimdienstes der Vereinigten Staaten von Amerika.“

Anne wurde weiß und grau im Gesicht und begann zu schreien und zu weinen.

Die Leute drehten sich um.

Oliver Thielemann wendete sich ab und wollte gehen.

Sie klammerte sich an ihn.

Die Nacht brach herein.

3

Zu Hause

Zu Hause in Europa in den Gefängnissen taten die

Beamten ihren Dienst und schlossen die Türen auf

und zu. Heute morgen in Deutschland sollte eine Frau Erna Thielemann entlassen werden, nachdem sie eine so genannte lebenslange Haft absolviert hatte in einem zivilen Gefängnis. Ohne anschließende Sicherheitsverwahrung.

Frau Thielemann war vor Jahren geständig und hat zugegeben, ihren Bruder angestachelt zu haben ein Fahrzeug von der Fahrbahn abzudrängen und den Tod dreier Menschen dabei in Kauf genommen zu haben. Nein – ihn damit bewusst herbeigeführt hat.

Weiter: Sie hat eine intime Beziehung zu einem Mann hergestellt, um ihn dann in einem passenden Augenblick während eines gemeinsamen Waldspazierganges so an eine Klippe heranzuführen, dass ein Stoß genügt hat…

Ein Kind aus dieser Beziehung, ihr Sohn, lebt jetzt in Amerika. Sie schreibt ihm regelmäßig Briefe. Oder ruft an, bzw. : Wird angerufen.

Jetzt freut sie sich, dass ihre Strafzeit zu Ende ist und sie das Frauengefängnis verlassen kann.

Sie hatte sich gestellt, weil sie die Jagd auf sie nicht mehr riskieren wollte, Ermittlungen behördlicherseits wegen ihrer Straftaten war die eine Sache, die andere, sie war nicht sicher, inwieweit alte Seilschaften weiter in den deutschen Wäldern ihr Unwesen trieben und sie aufs Korn nahmen.

„JETZT IST SIE DRAN!“

Es hatte sich herumgesprochen in den einschlägigen Kreisen.

„Wir halten zusammen.“

„Wenn uns jemand antastet.“

„Sie ist eine Mörderin“

So schallte es durch den deutschen Wald.

Den Grenzwald.

Obwohl alle Minen längst beseitigt waren.

„Das tut man nicht.“

Biblisch, sagen wir.

Verworfen.

Dunkel.

Abgründig.

Was sonst.

Es gab sie noch, die alten Seilschaften.

Sie funktionierten noch.

Sie waren nötig zum Schutz der alten Truppe.

Zum Schutz der alten Schwüre.

Auf Verrat stand immer noch die Todesstrafe und nicht nur „lebenslänglich“ mit anschließender Sicherheitsverwahrung bei Gefahr des Rückfalls.

Oder keiner.

Was musste sie sich auch an einem harmlosen Waldbesitzer vergreifen, die alten Geschichten aufwärmen, die niemanden mehr interessieren.

Der Klassenkampf geht weiter.

Im Untergrund.

Menschen werden entsorgt.

Keiner weiß, wo sie abgeblieben sind.

Unaufgeklärte Fälle für die deutsche Justiz.

Nein, da war ein ordentliches Gericht die einzige Möglichkeit um dem Fememord zu entgehen.

Allerdings – hoffentlich haben sich keine Wachleute auf Grund ihrer soliden Ausbildung eingeschlichen in den Apparat und schließen am Morgen und am Abend die Türen auf und zu in deutschen Gefängnissen in Deutschland West und Ost.

Gott sei es gedankt: es war nicht so.

Jedenfalls nicht in der Geschichte, die wir beauftragt sind hier zu erzählen.

Nicht an diesem Ort in Thüringen.

Sie sind ja auch meistens in den Westen gegangen, die grauen Mäuse.

Graue Mäuse.

Erna konnte ihre sieben Sachen packen.

Sie kam in den Keller, wo ihre Habseligkeiten aufbewahrt wurden und von zwei Wächterinnen, die fein säuberlich die Dinge auf die Bank gelegt hatten, übergeben wurden mit Unterschrift des Empfanges.

Erna nickte.

Ihr Koffer war auch noch greifbar.

Dann wurde sie hinaus begleitet.

Bis an das Sicherheitstor.

Dann Freiheit.

Niemand, der sie abholte.

Doch, dort winkte jemand aus dem Auto.

Wie in unzähligen Filmen.

Sie ging über die Straße.

Sie sollte angeworben werden.

Man steckte ihr Geld zu.

„Wissen Sie, wir haben Ihren Lebensweg verfolgt und schon den Ihrer Eltern, auch den Ihrer Großeltern und natürlich wissen wir Bescheid, dass es Ihrem Sohn gut geht und sein Vater in der Hölle schmort. Ha, ha, ha, ha.“

Der Engländer mit seinem englischen Humor lachte sehr ausgiebig, zu ausgiebig über eine Familientragödie, die nicht die seine war.

Der Fahrer griente ebenfalls. Das konnte Erna sehen im Rückspiegel von der hinteren Sitzbank aus, neben dem englischen Spion.

„Was wollen Sie von mir?“ fragte sie schließlich nach längerem Schweigen, die lebenslängliche Insassin des Frauengefängnisses.

„Wir wollen erst einmal gar nichts“ , sagte der Unbekannte mit Mantel und Hut neben ihr.

Nach einer Biege im Thüringer Wald:

„Aber wir haben Mitleid.“

„Warum, Sie wissen, ich bin eine Mörderin.“

„Sie sind ein Opfer des geistigen Terrors in der DDR und waren bis heute in einem bundes-deutschen Gefängnis – und wie viele laufen herum, die Blut an ihren Händen haben, sie aber so fein gewaschen haben, dass sie nun blütenweiß sind.“ Darauf weiß Erna nichts zu erwidern.

Nächtelang hat sie sich diese Fragen gestellt und musste im Gerichtsaal bedauern, zur Selbstjustiz gegriffen zu haben, in der Hoffnung, die Strafe zu mildern.

Wie viel hätte der Vater ihres Kindes und Liebhaber ihrer Mutter bekommen,

wenn sie und ihr Bruder ihn angezeigt hätten in der neugewonnenen Freiheit?

Nacht, Laub raschelt, Schritte. Ein anderer schießt: auf Grund des Grenzbefehls.

Ihr Vater stürzt, weil er sich verlassen hat auf die Aussage seines Freundes, des Offiziers an diesem Abend.

Was willst du da beweisen. Du weißt es nur.

Ein dunkles Geheimnis. Hat es ihnen ihre Mutter doch weiter gegeben. Sie war dabei, als die beiden Freunde diese Nacht skizzierten mit dem erfolgreichen Grenzübertritt, damit endlich „zusammenwächst, was zusammen gehört“ –

ihre Liebe. Ihre Liebe zu dem Mann an der Grenze, der darauf achtet, dass die Grenzen nicht verwischt werden.

Sie mochte beide. Wie das so ist. Dann hat sie Erich geheiratet und nicht Waldemar, den Soldaten und Offizier, sondern den Maurerpolier, der es bis zum Fachschulabschluss brachte. Aber sie waren immer zusammen.Und eines Tages, als die Liebe angeblich erkaltet war und die Gewohnheiten über Hand nahmen, sprang der Funke, von dem jeder weiß, dass er immer da ist, wenn du ihn nicht schützt und in Grenzen hältst. Sie, Eva aus Hinterdermbach hatte einen Geliebten, der schon immer ein Freund war ihres Mannes und auch ihrer. Und er, der unverheiratet geblieben war, Waldemar Fischer, hatte endlich seine Jugendliebe wieder. Der andere ausgeschaltet durch das mörderische System zwischen den Welten.

Tod.

Getragen auf der Weltbühne in sein Dorf.

Asche zu Asche, Erde zu Erde, Staub zu Staub.

Der granitene Block kündet von Erich Thielemann geb. 1944 und gestorben 1988.

Das war eine Gnade, dass der Republikflüchtige in seinem Heimatdorf zu Grabe getragen werden konnte, weil die STASI – Leute sich unter die Trauergemeinde mischten.

Das war die Bedingung der Gnade.

Der Pfarrer weiß das.

Er ist lange genug in dem Grenzdorf mit besonderen Auflagen und Belobigungen seitens seiner Amtskirche.

Denn die Grenze hatte es in sich.

Nicht nur, dass sie vermint war zuletzt und man schon mindestens einen Grenzoffizier kennen musste, um durch ein raffiniert ausgeklügeltes Zeitfenster bei Nacht steigen zu können in die andere verbotene Welt.

Hoffentlich sind die Diener Gottes sauber und verraten nicht, was sie wissen. Brechen das Beichtgeheimnis nicht, für das sie sterben müssten, wenn du es streng auslegst. Dem Priester ist das früher – auch jetzt noch – so auferlegt. Das ist das Kreuz Christi.

Auf einmal.

Mitten im Leben, zweitausend Jahre nach GOLGATHA.

Das Geheimnis lebt.

Das Geheimnis Gottes und des Menschen und seiner Liebe, seines Verrates, seines Todes.

Nein, es durfte kein Besuch empfangen werden im Grenzgebiet – so einfach. Dafür gab es Genehmigungen – oder eben keine.

Die Kreisstadt war außerhalb der Grenzzone

und bot sich als Treffpunkt an, wenn weder die Besucher noch der zu Besuchende oder die zu Besuchenden clean waren in den Augen der Regierenden. Pfarrer sind angewiesen auf Besuche und Konsultationen, auf Geschwister in der familia Dei oder ganz einfach auf alle natürlichen Verwandten und Freunde – gerade in der Einsamkeit einer Grenznähe, die tödlich ist, wenn du sie nicht einhältst – die Regeln

im Kalten Krieg. Gerade hier muss Wärme entwickelt werden, sonst erfrierst du wie am Kältepol in der RUS.

Es gab Dauergenehmigungen für alle Familien, die hier wohnten. Das stimmt. Ein bestimmter begrenzter Personenkreis war zulässig.

Hermetisch abgeriegelt.

Wie war das damals, als aufsässige Bauern umgesiedelt wurden, ihre Äcker als Grenzland beschlagnahmt wurden. Bei Nacht und Nebel weggebracht wurden auf Lastwagen in ’s Innere des Landes.

Gut, es war nicht so schlimm, wie der andere terminus technicus: ABHOLEN.

Wohin abgeholt? In den Zeiten Walter Ulbrichts und Josef W. STALINS.

Vielleicht hat Ulbricht ja sogar noch Schlimmeres verhütet mit seiner Gruppe, die damals in Schönefeld gelandet ist, um die DDR aus der Taufe zu heben.

„Sie haben den und den abgeholt“, wurde gezischelt am Morgen beim Milchmann.

Er kam nicht wieder.

4

Der Erzähler

Als er mich holte,“ habe ich gelesen als Titel eines Buches, in dem eine indische Christin beschreibt, wie sie Christin geworden ist.

Wer hat hier wen geholt.

Ja, ja, es ging um die Weltrevolution und die Zukunft der Welt, als die Kolonnen zu den Weltfestspielen fuhren in BLAU.

Berlin Berlin.

Sei Berlin.

Schon immer.

RUSSLAND

Zur gleichen Zeit in der Ukraine, als es unruhig wurde in den Städten und Dörfern der Republik, die sich die Deutsche Demokratische nannte, sich die letzten aufmachten, um in den Westen zu fliehen, wo es gar nicht mehr nötig war, wenn sie die Handlinien der Zeit hätten lesen können wie die Wahrsagerin in Rumänien oder in einem Westberliner Club eine Edel-Sinti mit unglaublichem Schmuck und Gepränge,

Samt und Seide und einer dröhnenden Stimme, die die Männer um Einsturz brachte.

Ob es Edelmänner gewesen sind, wage ich zu bezweifeln.

Zur gleichen Zeit also in der siegreichen Sowjetunion mit den Riesenstatuen am Dnjepr wie an der Wolga etwas weiter östlich. Als mir ein Atomwissenschaftler folgenden Witz erzählte.

Da seid ihr gespannt, wa?

Ich auch. Immer wieder. Ihr mit eurem Putin und euren eingeübten Phobien, die ihr nicht wißt, was vorher gewesen war. Und wie es gewesen war.

Die ihr vergessen habt, dass sie den Revolver gezogen haben wie im Wilden Westen.

Am runden Tisch des Zentralkommitees im Kreml, falls jemand erledigt werden musste ohne viel Aufhebens.

„Es muss sein, Brüderchen“.

„Es muss“.

Als der Wodka noch floss und die Zahnputzbecher knapp wurden in den Geschäften für den alltäglichen Bedarf, weil sie neuerdings zu oft nach dem Getränk an die bröckelnden Wände geschmissen wurden in der überschäumenden Siegerfreude der Weltrevolution.

Das soll sich geändert haben.

Beria.

Stalin.

Chruschtschow.

Das Volk wusste, dass alles gut wird.

Und gut gemacht wird: Letzten Endes.

Blindes Vertrauen.

1989 im August.

Gorbatschow.

In der DDR Friedhofsruhe.

In den Schaufenstern der Sowjetunion

ISWESTIJA und PRAWDA.

GLASNOST und PERESTROIKA.

Was sagt Ilja – immer noch.

Glaubt er nicht?:

„Weißt du mein Lieber, was ist Fortschritt?

Sie sind gekommen, haben geklingelt.

Wir haben die Tür aufgemacht.

Sie sind in die Wohnung gekommen und haben uns erschossen.

Aber wir sind wieder auferstanden, wenn auch meine Kinder geweint haben und erst die Frau.

Also sind sie wiedergekommen nach der allgemeinen Verbesserung der Lage.Und haben geklingelt, denn wie gesagt, es gab uns ja noch immer.Wir machen die Tür auf. Diesmal meine Frau, unsere Tochter ist in die hinterste Ecke der Küche geflohen und fing an schrecklich zu schreien. Es hat niemanden gestört.

„Wo ist Ihr Mann?“

„Im Keller!“

„Oh, das ist gut! Da gehen wir hinunter.“

„Nein, bleiben Sie! – holt nur die Kohlen, sonst erfrieren wir ja in diesem Winter.“

„Nun, wir warten, wir sind ja keine Unmenschen.“

Ich brauche nicht weiter zu erzählen. Die Herren nehmen Platz und warten.

Ich komme, der wieder auferstandene Ilja.

Sie erheben sich. Nehmen mich bei den Armen und führen mich die Treppe hinunter. Die Türen werden leicht geöffnet. Es wird <<<<<<<<<<<<<´rein geballert.

Schnell gehen sie wieder zu.

Jetzt sind wir bei den Kohlen.

Fünf Treppen tief.

Es knallt. Sie haben mich diesmal im Keller erschossen. Ein Fortschritt gegenüber früher.

Ihr kennt die dritte Stufe der Verbesserung?

Sie klingeln wieder und bitten mich mitzukommen.

Sie warten.

Wir gehen in den Keller des KGB und dort werde ich erschossen.

Das ist die Verbesserung.“

Ha,ha, ha.

Ungarn

Zur gleichen Zeit, nur ein bisschen früher, als in Ungarn der Gulaschkommunismus herrschte und wir uns wunderten über die Schwierigkeiten dieser Sprache, gab es unglaublich erfolgreiche Spaziergänge mit einem ehemaligen Türken-missionar, der seine Studien in Deutschland getrieben hatte und uns seinen Garten zur Verfügung stellte, damit wir unser Fünf-Mann-Zelt nahe Budapest und Donau aufstellen konnten, um Westen zu spielen. Immer mal Gefängnis und mit echten Kommunisten im Loch. Das sind schon Abenteuer.

Von den kanibalischen Vergnügungen der zu Missionierenden in grauer Vorzeit ganz zu schweigen.

Ferenc hatte etwas zu erzählen und die Gänge wurden immer länger und der Schlaf im Garten immer aufgeräumter, weil es hier ein Weltbild gab, eine Nation, ja auch eine Zeitgrenze auf deren einer Seite zum Nationalfeiertag Flöte gespielt wurde, wie ein Volkslied. Ich habe das nie vergessen bei den ganzen Anfeindungen,

die aufgesagt werden wie ein Gedicht von Feinden.

Heute.

Jetzt.

Gerade eben wieder.

Sie haben keine Ahnung, sage ich mir, wissen sie nicht, was der Ungarnaufstand bedeutet hat für niedergehaltene Völker, um es in der Sprache der Evangelien zu sagen.

Wissen sie nicht, wie es zu dem Hass kam.

Zum Aufstand?

Kennen sie Europa so wenig?

Also da wird der Pfaffe nach oben geholt zur Vernehmung. Immer die gleichen Fragen.

Es ist wie das Lernen beim Katechismus. Wiederholung ist alles.

Aber es wird nicht besser dadurch.

„Bitte bring mir unbedingt Zigarettenstummel mit, ich verdurste,“ sagt der Altkommunist in der Zelle zum reformierten Pastor, dem ehemaligen Türkenmissionar.

Der tut es.

Der Dank?

„Weißt du, Diktatur ist wie Faust. Immer Faust, immer Faust. Aber Du bekommst Krampf in die Faust. Du musst sie öffnen. Das ist Diktatur.“

Ferenc hat mir den Witz weiter erzählt, den er aus dem Gefängnis mitgebracht hat.

Es ist kein Witz. Es ist die wahre Geschichte von der Weltrevolution. Die Faust öffnet sich.

Sie musste sich öffnen. Ich habe das nie vergessen, 89 auf der Straße nicht, nirgendwo.

So haben wir allmählich gelernt, keine Angst mehr zu haben. Wir waren eine Schicksals-gemeinschaft und sind es. Wir wissen, dass die Sonne im Osten aufgeht und nicht im Westen. Dort geht sie unter. Auch schön.

„Oh, wie wohl ist mir am Abend.“

Der Weltabend?

Gibt es ihn.

Oder zieht sich das ewig so hin.

Zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig?

Die Teilung Europas wird nicht überwunden durch Geldzahlungen, denn der Mensch lebt nicht vom Brot allein. „Sondern von einem jeglichen Wort Gottes, das aus seinem Munde geht.“

Davon leben wir auch.

Nicht nur die Osttypen, sondern auch wir, ich, der sogenannte westliche Mensch.

Der es vielleicht nur nicht sagt, weil er nie gelitten hat. Nicht so. Oder andere hat leiden lassen.

Ja ja, wir Abendländler.

In Trachten und mit hoch erhobenen Weingläsern auf primitiven Wahlplakaten der AfD.

Oder weil er zu stolz ist, unbändig stolz.

5

Tief im deutschen Sozialismus

Lenin oder Urlaub.

Im Sozialismus waren wir froh, daß die Kinder solch lange Sommerferien hatten, in denen sie ausgebildet wurden zu wahrhaften und später beziehungsweise immerzu wehrhaften preußischen kleinen Soldaten und Soldatinnen mit rotem oder blauem Halstuch.

Dadurch hatten die Eltern Zeit, sich zu erholen.

Wovon?

Von ihren Kindern?

Von den Schulaufgaben ihrer Kinder?

Die Kinder, die nicht mit in die Lager fuhren, fuhren mit ihren Eltern in den ideologiefreien Urlaub von der Schule, vom real existierenden Sozialismus, vielleicht, um vom „wirklichen“ Sozialismus zu träumen?

Dann waren da aber die Scheinwerfer nachts über der See, die Truppenübungsplätze.

Die langen Ferien bedeuteten Stillstand –

wie im Auge des Orkans vielleicht.

Die „andere DDR“ verschnaufte an den FKK-Stränden und regenerierte sich – auch die Ferien nutzend. Die Kibbuzim-Ferien…

Das sind Verhaltensweisen des Hinauszögerns, des Bummelns, des Nach-Vorschrift-Arbeitens, des heimlichen Streiks, die sich da herausgebildet haben. Ferien und Urlaub als ideologiefreier Raum. Natürlich: als Zeitnische.

Allerdings – 89 wurde sie ein Timetunnel, diese Zeitnische für die Generation, die 1994 um die

50 war. Die damals noch Jüngsten von den Alten.

Die sich auf Günter Grass berufen haben und andere, die noch nicht wussten, daß er auch nur ein Mensch war, ein junger Mensch, nur er hätte es besser laut gesagt und nicht so getan, als wäre er unfehlbar, der SPD-Mann und Nobelpreisträger.

Sie schlüpften durch den Tunnel in Botschaften, durch Zäune und Drähte, so massenhaft, daß es keine Einzelfälle mehr waren und Karl-Eduard von Schnitzler Lügen gestraft wurde, weil auch er nicht mitbekommen hat, dass eine neue Generation herangewachsen war, unter der Hand der Partei sogar.

Nicht Ländergrenzen wurden überwunden, sondern Zeitgrenzen deutlich.

Zivilisationsgrenzen, Kulturgrenzen wurden empfunden mit Aussprüchen wie: „Wenn du zurückkommst, darfst du nicht mehr riechen, fühlen, sehen, hören.“

Die Willkür wurde nicht mehr gelten gelassen…

Der Glaube an den Kommunismus als Idee war bei den Machtträgern zur reinen Ideologie verkommen, mittels derer man andere diszipliniert.Vielleicht war genau das das Böse, gegen das im biblischen Sinne Widerstand nötig wurde und weswegen sich von Haus aus Konservative – nicht Aufsässige – den Bürgerbewegungen anschlossen. Gerade auch katholische Christen z.B. im Demokratischen Aufbruch. Oder in der Aktion Katholische Christen. Ja, weswegen in dunklen Stunden Ronald Reagen Recht gegeben wurde mit seinem „Reich des Bösen“ und der These vom Totrüsten der Sowjets..

Ja, Intellektuelle lügen auch. Übrigens auch in der Hitlerzeit. Gerade da.

Reagen vor dem Brandenburger Tor.

Die Bildzeitung lässt sich auch von Oberlehrern

in der ZEIT nicht davon abbringen, die Tage der Mauer zu zählen.

Es war letztendlich ein konservativer Widerstand, um mit Karl Marx zu sprechen – eine konservative Revolution – wie in den damaligen Ausgaben der WELTBÜHNE betont wurde, die den Ausschlag gegeben hätte.

Das lähmende Entsetzen bei der deutschen Sozialdemokratie angesichts des Zusammenbruchs aller bisherigen Weltkonstellationen im Ost-West-Konflikt spricht Bände. Auch Äußerungen von führenden Gewerkschaftern, die jetzt entschuldigend ihre Mitglieder anmahnen, nicht alle wirtschaftlichen, finanziellen und sozialen Irritationen auf die Wiedervereinigung zu schieben. Es stimme ja nicht (im Gleichklang mit dem Kanzler Kohl).

Es wäre auch ohne die Wiedervereinigung so gekommen.

Das macht mich fassungslos, heute noch, wenn ich das nach Jahrzehnten lese. Und viele meiner Landsleute haben das auch so empfunden.

Und wenn die Wiedervereinigung ursächlich daran Mitschuld getragen hätte? Was dann?

Dann hätte man wohl empfehlen wollen, darauf zu verzichten? Dem Zynismus sind weiß Gott keine Grenzen gesetzt.

Der Patriotismus (s.auch Grass in ambivalenter Weise) ist den Rechtsradikalen überlassen worden. Von Anfang an.

Den jugendlichen Rechtsradikalen.

Den so Genannten. Im Osten wie im Westen.

Der Verlogenheit sind keine Grenzen gesetzt.

Der Sinnlosigkeit auch nicht.

Da gedeihen Extreme.

Ob nun Lenin in Finnland Kohlrüben essend oder in Polen Patiencen legend mit seiner Schwiegermutter, Frau und Kind – unser Urlaub war eine Auswanderung von Anfang an.

Zuletzt vor 1989 Ungarn, wo wir WESTEN spielen durften. Ein wenig, wie wir heute wissen.

So weit der Erzähler.

6

Amerika ist ein Traum.

Onkel Toms Hütte.

Die Sklavenbefreiung.

Die Gospels.

Die Predigten in Musik.

George Gershwin, Hemingway.

Aber der große Hemingway konnte sie nicht begleiten.

Er war in seiner Jagdleidenschaft verunglückt.

Keiner weiß Genaues.

Warum die Kugel sich gelöst hat.

Manche wissen es.

Es war ein Unfall und er war im Schwarzwald.

Oft.

Habe ich zufällig gehört, als Männer zusammenstanden vor dem Lessinghaus

in Berlin Mitte Nikolaiviertel, gegenüber der Nikolaikirche. Ein Topos der Erinnerung an die Opfer.

Welcher Opfer?

Ich habe gelesen, dass die Jüdische Gemeinde sich dagegen verwahrt, dass es einen Gedenktag gibt an die Opfer der totalitären Regime im

letzten Jahrhundert. Ich habe auch Solschenizyn gelesen in Bezug auf die Oktoberrevolution und die Roten Garden. Und von dem AfD-Mann in Fulda, der sich mehrmals entschuldigt hat, missverständlich geredet zu haben von Tätern und Opfern, als er noch in der Christlich Demokratischen Union war.

Havel, Landsbergis und Gauck haben es erfolgreich eingebracht, dass es einen Gedenktag im September zu geben habe an diese Opfer in Europa. Es ist in der Europäischen Union beschlossen worden. Und die Jüdische

Gemeinde hat dagegen protestiert.

Warum. Mir haben vor allen Dingen die Juden in Deutschland geglaubt, wenn es um die Repressalien ging, die der totale Staat Deutsche Demokratische Republik auf mich ausgeübt hat. Vor allen Dingen eine Jüdin, die nach Hause gekommen nach dem Zusammenbruch des Hitlerreiches, einen Offizier anstellte in ihrem Gemüseladen mit der Bemerkung, es müsse nun wirklich Schluss sein. Sie hatte ihr Kind versteckt bei freundlichen Nachbarn in der Kleinstadt. Niemand hat gefragt. Wo kein Kläger ist, ist kein Richter. Immerhin ging es um Lebensmittelkarten.

Und in der Schlange vor dem Ofen, nackt, redete sie zu ihrer Schicksalsgenossin:

Ha, die Krätze hatte ich noch nicht, –

auf altenburgisch – thüringisch.

Das hörte der Wachhabende:

Du bist wohl aus Altenburg, der Skatstadt? – Ja!

Geh nach rechts einen Schritt weiter in die Schlange, die zum Steinbruch führt. Dort bekommst du etwas zum Anziehen und das Werkzeug. So ist sie gerettet gewesen und nicht verbrannt in dem Ofen. Nicht vergiftet unter der Dusche mit Gas. Vorher.

Hamas. Hamas. Juden in‘ s Gas. Rufen sie jetzt wieder auf den Straßen Berlins. Und eigentlich geht keiner hin und verhindert das.

Wo leben wir.

Sie war in der SED.

Ihr Sohn nach der Wende SPD-Bürgermeister in einer Stadt an der Ostsee. Viel zu früh gestorben.

Das Kind, das die unpolitischen Nachbarn versteckten.

Nacht. Träume. Die Nummer auf ihrem Arm.

Sie nehmen mir mein Kind weg.

Gott habe sie selig.

Gott sei es gedankt, ich durfte mit ihr reden.

Gnade.

Es ist das Gleiche – wie damals.“

Wie damals? Hat sie gesagt.

Andere auch.

Die müssen es wissen.

Nicht das Geschrei der Zeitungen.

Das war tief in der Provinz.

Wo es kein Multikulti gibt, aber Agitatoren 1989/90, die nicht die Kirchen aufsuchten, sondern frech die Pfarrhäuser.

Sie wussten, dass ihnen da aufgemacht wurde, wenn die Klingel schrillte.

Sie haben den Leuten erzählt, wie man es macht.

Auch Bildchen waren dabei.Von rechts und links.

Von der Vielfalt, von den sexuellen Neigungen.

Sie nannten es Orientierungen. Inzwischen weiß ich, dass auch die Odenwaldschule vorkam:

Mit Tricks können wir vieles durchsetzen.

Wir warten einfach bis die falschen Leute gegangen sind. Dann der Antrag„Angenommen.“

Alle denken, alles ist gut. Die, die geblieben sind.

Die meinen, das ist wohl jetzt modern.

Wie war das damals tief in der Provinz, wo Homosexuelle und Christen als Minderheiten angesehen wurden in der Deutschen Demokratischen Republik, wenn man die Kinder und Jugendlichen danach gefragt hat.

Und mit ihnen ins Gespräch kommt.

Wie eine geschickte Lehrerin.

Es stimmt sogar für eine Mehrheitsgesellschaft mit 99% igen Wahlergebnissen.

7

Aus diesen Verhältnissen ist unser Held geflohen mit Hilfe seines Freundes, des Offiziers der Grenztruppen der Deutschen Demokratischen Republik.

Er wollte ein besseres Leben.

Freiheit?

Er kannte das West – Fernsehen.

Die Reklame.

Die Süßigkeit des Lebens wollte er schmecken. Das Verwöhnaroma probieren.

Der Offizier?

Der Freund?

Die Mutter konnte nicht mehr schweigen ihren Kindern gegenüber, als sie von dem Unfall erfuhr im Schwarzwald. Und dass sie ihn bewusst verursacht haben, um den Mörder ihres Vaters zu strafen. In Selbstjustiz, weil niemand der Justiz mehr etwas zutraut, was die Vergangenheit angeht in Deutschland-Ost. Von West sollen andere reden. Aber vielleicht gibt es da ja auch Überschneidungen.Sie hat es gewusst, warum die Flucht nicht gelungen ist.

Und es jagten ihre Kinder den vermeintlichen Täter in jener Vollmondnacht, der seinen Dienst versah. Sein Vorgesetzter neben ihm, der so tat, als geschehe nichts.

Dem Sohn wurde es unheimlich: Eine tote Frau, ein einfacher Soldat, der seine Frau verloren hat.

Ein kleines Mädchen, das seine Mutter an einem Abend verliert am Rand einer nicht sonderlich befahrenen Straße in der Bundesrepublik Deutschland.

Er bedankte sich bei seiner Mutter für die Wahrheit, für die ganze Wahrheit und zog in die Welt. Bis jetzt wissen wir immer noch nicht wohin.Wir wissen ja noch nicht einmal, wo er eigentlich herkam. Plötzlich war er wieder im Dorf.

Eigentlich wissen wir gar nichts.

Und sind doch nicht gar aus.

Wo kommen wir her, wo gehen wir hin?

Wer sind wir.

Wo liegen unsere Grenzen.

Haben wir sie längst überschritten und wissen nicht, wo und wann.

Oder liegen die Minen noch verstreut.

Aber du wirst geführt, wie auf einem Pfad durch den Sumpf.

Wer führt uns.

Die Tochter hat nicht locker gelassen.

Sie schreibt die Judithgeschichte neu und findet den Freund und Geliebten von damals.

Sie freundet sich an.

Das ist eine böse Geschichte.

8

Wer war der Grenzoffizier?

Jemand aus dem Dorf?

Nein, ein einfacher Soldat aus Berlin, der nicht die Mauer in seiner Heimatstadt Berlin bewachen sollte. Um Loyalitätskonflikten aus dem Weg zu gehen.

Es könnte ja sein, dass er die Schusswaffe zu gebrauchen hätte, es aber nicht tut, weil er fürchtet, jemandem tödlich nahe zu sein, der ihm nah ist, verwandt, Freund, Freundin. Wer weiß das in einer ehemaligen ganzen Stadt, jetzt aber geteilt durch einen so genannten Eisernen Vorhang.

Berliner an die Front. Aber nicht in ihrer Stadt. Sondern möglichst weit weg in dem kleinen Reststaat des Kommunismus in dem ehemaligen Großdeutschen Reich, in Jammer und Elend zugrunde gegangen. Gegenüber der neue große Feind, der deutsche Imperialismus, die BRD.

Weit weg bedeutet Thüringen.

Grenzdorf.

Tanzen.

Soldaten.

Einheimische.

Ein Mädchen.

Es könnte fast ein Polenmärchen werden, wenn es nicht so schlimm zu Ende gegangen wäre.

Zwei Freunde, ein Mädchen. Sie entscheidet sich.

Für den Ansässigen.

Doch.

Aber sie bleiben alle drei: „DREI FREUNDE“. Bis – wir haben es schon erwähnt.

Viel zu oft.

Der Funke.

ISKRA.

Die Kinder sind noch klein.

So klein auch wieder nicht.

Sie werden einander erkennen,

später, wenn der Vorhang aufgezogen wird.

Und aus zwei Geschichten

eine Geschichte werden muss.

Sie, die Tochter, die ihren Vater rächen will, findet ihn – endlich. Sie erkennt ihn.

Er erst einmal nicht. Bis man es ihm sagt.

Er steht sowieso auf Kriegsfuß

mit alten Erinnerungen.

Sie sind feindlich – jetzt. Früher war das anders.

Ist das die Schuld?

Man kann nicht alles auf den Staat schieben.

Aber sie erkennt ihn. Sofort.

An seinem Gang, seiner Rede. Seinem Lachen.

Sie hat ihn ja auch gesucht, nachdem sie und ihr Bruder wussten, der Grenzer war es nicht.

Er hat nur geschossen.

Er musste schießen.

Aber wer hat ihn in die Falle gelockt.

Wissentlich in Kauf genommen, dass es eine Todesfalle war.Einer ihrer Nächsten neben den Eltern, Großeltern und Verwandten rings in den Dörfern.

9

Sie war ein Dorfkind.

In der Natur groß geworden. Eigentlich hatte sie vor, ihn als toten Mann zurück zu lassen nach dem Liebesakt.

Er war hungrig nach Liebe. Wie ein Wolf.

Sie ließ sich nehmen. Aber dann versagte ihr Arm und sie ging. Wortlos. Aus dem Zimmer in der Gastwirtschaft, in der sie sich eingemietet hatte als Aushilfskraft, für ein paar Wochen.

Ein paar Mal setzte sie sich zu ihm, wenn er in die Wirtschaft kam. Und sie unterhielten sich, als ob nichts zu sagen wäre.

Aber es war etwas zu sagen. Inzwischen.

Sie hatte ihm schon mitgeteilt, wer sie war.

Und dass sie gute alte Bekannte seien von früher.

Er erinnerte sich.Und das war gefährlich. Für sie.

Denn sie entzog sich ihm.

„Weiß sie mehr?“

„Ahnt sie alles?“

Fragte er sich jetzt häufiger.

Die sozialistischen Mechanismen funktionierten nicht mehr so recht, wenn er sich zurechtlegen wollte, wie recht er doch gehandelt habe mit solch einem Strolch so umzugehen: Land verlassen. Land verraten. Aufhängen. Jawohl.

Da war das noch eine Gnade. Auf Kosten des Staates studieren. Dann labil in den Westen gehen. Alles auf Kosten anderer.

Die Rechtfertigung versagte.

Der Überbau fehlt. Sagt er.

Er fragte die alten Genossen und Genossinnen nicht, was er tun sollte. Zu heikel.Wenn sie sich trafen insgeheim, wie die alten Nazis in den Grenzdörfern. Wo sie sich sicher fühlten.

Das sind Privatgeschichten vermengt mit dem Grenzregime. Damit muss er schon allein fertig werden.

Zu einem Priester könnte er gehen.

Wir wissen nicht, ob seine Familie aus dem Osten nach Berlin gekommen, schon vor dem Krieg, ihm da eine Hilfe gewesen ist.

Wahrscheinlich nicht, sonst hätte er sich vielleicht auf den Weg gemacht.

Er musste mit jemandem sprechen.

Wollte das die Tochter seiner großen Liebe von Anfang an in dem Walddorf. Wollte sie ihn quälen, dass er sich jetzt so quälen muss.

Sicher.

Es ist eine Judithgeschichte. Sie hat eine Mission.

Ob das Gerechtigkeit ist, was sie antreibt?

Das lassen wir einmal dahin gestellt.

„DIE RACHE IST MEIN!“

Sie hätte zur Polizei gehen können, zur Gauckbehörde. Nein, wirklich strafbar hat sie sich gemacht, indem sie den Tod von drei Menschen billigend in Kauf genommen hat, als sie ihren Bruder anstachelte, das andere Auto von der Straße zu drängen.

Der Klassenkampf endete im Straßengraben, tödlich für die Mutter des kleinen Mädchens.

Fahrerflucht? Ja, mindestens, wenn man

die Hintergründe nicht weiß. Natürlich wollte sie zuerst auch nicht glauben – und ihr Bruder auch nicht – dass ihr Freund die Regie geführt hat in dem finsteren deutschen Märchenwald, der West und Ost vereinigt. Allerdings, den Grenzpolizisten hätte man recherchieren können…

10

Nach der Fahrerflucht sind ihnen Zweifel gekommen und sie haben die Mutter aufgesucht.

Jedenfalls der Sohn, wir haben es gesagt, der genug hatte.

Die Mutter gestand, was sie wusste.

Sie ist heute noch in dem Haus, wo das entscheidende Gespräch stattgefunden hat.

Sie wussten alle drei, dass ihr Freund in der Nacht die Regie führt, wenn e r durchbricht. Die Mondnacht hat alles gesehen, gehört und der Soldat hat den Schießbefehl ausgeführt nach dreimaligem Rufen, wie nachzulesen ist. Und Warnschuss.

Niemand durfte ihn daran hindern.

Es kann immer etwas schief gehen.

Jeder hat sich seine Gedanken dazu gemacht im Dorf, nachdem es ruchbar wurde, wie die beiden zueinander standen – wieder, weiter und immerzu.

Jeder, jede, die lebt.

Dann kam die Wende und die Flucht aller in alle Himmelsrichtungen. Und der Neuanfang, der ein Abgrund war, für viele. Sie hat nicht mehr von ihm gehört. Und die Kinder sind gegangen. Sie pflegt das Grab.

Die Bleibenden haben resigniert. Sie haben ihre Zeichen zurückgesetzt, die Zeichen ihrer Liebe, ihres Glaubens und ihrer Hoffnungen.

„Der Frust war unausbleiblich und unaussprechlich.“

„Nur Stammeln? Nur Gebet?“

„Ja.“

11

Er wusste, dass sie ein Waldläuferin war .

Im Film, nach dem ich hier erzähle, spielt eine große Rolle: ein Doppelschuß. Er fällt – und von einer unbekannten Kugel getroffen eine Waldläuferin.

Eine Verwechslung.

Wie sich herausstellt.

Getroffen werden sollte wirklich eine andere:

eine blonde schöne junge Frau, wie ihrer Mutter aus dem Gesicht geschnitten immer noch im ehemaligen Osten, in Thüringen, einem damaligen Grenzdorf an der Zonengrenze, einer Grenze zwischen den Welten.

Er hatte sich geirrt und seinen Waldpfleger in Verwirrung gestürzt, weil der auch nicht wusste, dass neben seinem Wild, auf dass er im Begriff war anzulegen, noch ein anderer Wilderer am Werk war. Der Besitzer des Waldes auf unerklärliche Weise, der vormalige Grenzoffizier, der um seine neu erfundene Identität bangte, weil eine junge Frau ihm zu nahe gekommen war,

um ihn zu enttarnen.

Jetzt musste erst recht gehandelt werden.

Trotz und wegen der Aufklärungsarbeit der Polizei. Ein klassischer Tatort. Es gab einen Handlungszwang für den Jäger ebenso wie für die Gejagte. Sie spielt ihre Reize aus, als ob nichts gewesen wäre.

Oder hat sie wirklich nicht kombiniert?

In diesem Spiel der Basisinstinkte.

Jedenfalls ein Briefchen in der Othello-Art:

„Bitte komm doch ans Ende des Ortes gegenüber dem windschiefen Fachwerk, zur Gabelung.

Ich freue mich auf den Spaziergang.

Wir müssen reden.“

„Weiß sie nicht, wer geschossen hat?“

Er macht sich auf den Weg. Sie winkt.

Das leerstehende Fachwerkhaus. Die Gabelung. Sie gehen rechts. Das Ende des Weges ist ein Abgrund, felsig. Dort stößt sie ihn hinunter.

Sie stellt sich, wir haben es schon erwähnt.

Sie konnte es nicht mehr aushalten

nach einem Jahr. Das große Halali nach dem Untergang.

Und nun, nach dieser Zeit im Wagen des britischen Geheimdienstes.

Jemand kümmert sich um sie.

12

Wir haben von den Gefängnissen gehört,

in denen

sie saßen; die mutig genug waren, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit in Beziehung setzen zu wollen. Die mutig genug waren, Freiheit und Sozialismus als Begriffspaar anzuerkennen.

Die mutig genug waren, gegen Unterdrückung im Namen der Deutschen Demokratischen Republik aufzustehen. Das war lebensgefährlich.

Es existierte die Todesstrafe im sozialistischen Bruderland DDR bis 1988. Erst dann wurde sie ausgesetzt.

Wir wissen, wie unterschiedlich Gefängnisse sein können.Wo viel Federlesens gemacht wird und wo nicht.Wo Folter angewendet wird und wo nicht.

Ja,

wir leben in einer Zivilgesellschaft.

Jetzt.

Allerdings meinen viele, die damals auf die Straße gegangen sind: Für den Westen haben wir nicht gekämpft, sondern gegen die Unfreiheit.

Jetzt sagen sie das auf einmal, seitdem sie endlich merken, dass im Westen auch nicht alles Gold ist was glänzt. Bananenrepublik hat unser Freund aus Südafrika das genannt.

Und er hatte Recht.

Nur eine Tote gab es 1989 auf einem Bahnsteig in Leipzig. Eine alte Frau wurde tot getreten bei dem Ansturm auf einen Waggon, der in Richtung Berlin rollen sollte mit vielen anderen, alle überladen und voll, weil sie alle ihr WESTGELD abholen wollten auf der Straße des 17. Juni im Tiergarten zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor.

Sie rutschte auf einer Bananenschale aus bei dem Gedränge. Sie war zu gierig. Alle waren zu gierig.

Das Wort des Jahrhunderts: GIER.

Freiheit auch. Unser Bundespräsident, der es inzwischen nicht mehr ist, weiß das auch.

Hat er es deutlich genug gesagt?

Ich glaube, ja.

Die es nicht gehört haben, wollten es nicht hören. Aber es stimmt: In seinen diplomatischen Höhenflügen hat er nicht immer die Augen eines Adlers gehabt, der die Maus, die Katz, das Huhn, das Küken, sieht.Weil er keinen Hunger mehr hatte. Er war gesättigt. Das haben ihm Viele übel genommen.

„Man musste schon ganz schön zwischen den Zeilen lesen, um zu bemerken, dass er nicht verbogen ist.“

Das zischelten seine Getreuen.

Mit der Freiheit wird das also so eine Sache bleiben. Und das ist ja auch gut so.

Frau Erna Thielemann weiß von diesen Gedanken nicht allzu viel. Sie war viel zu sehr mitten drin und froh, endlich aus der Strafvollzugsanstalt entlassen worden zu sein. Wie froh sie war, vom englischen Geheimdienst in Empfang genommen zu werden, wird sich noch zeigen.

Beziehungsweise nicht, weil sie sehr schnell übergeben worden ist an den CIA, der sie bis in die USA begleitete und eines Morgens nicht unangemeldet vor der Tür ihres Sohnes stand und klingelte. In der soundsovielten Avenue

im 20. Stock. Dort öffnete nicht ihr Sohn die Tür, sondern ein neuer, aber informierter Mitarbeiter, weil Oliver Thielemann ein typisch amerikanisches Holzhaus auf dem Land bezogen hat im Einverständnis – ja sogar auf Befehl – seines Arbeitgebers.

Es wurden Papiere ausgetauscht und Informationen.

13

Indes, was macht Dostojewski.

Wir haben ihn völlig aus den Augen verloren. Zu Unrecht.

Denn: er hat sich gefangen, ist zurückgekommen nach Deutschland, um hier sein Glück zu machen.

Zuletzt fanden wir ihn in den Alpen. Dort wo die Klänge des Wolfgang Amadeus die Wut vertreiben. Du musst sie nur hören, wie sie herauf wehen aus dem Tal der Salzach.

Sie sind ja überall – die Russen, bauen sich teure Zweitwohnungen am Hang und wollen die große russische Erde, die Allgewaltige hinter sich lassen – für ein Zeit, bis sie es zerreißt und sie nicht anders können als zurück, zurück zu den Ursprüngen, in die Heimat. Als sie ihn schließlich fanden im Heuschober auf der Alm, welch eine Vorstellung, nahm er Reißaus und wollte – immer noch nicht zurück. Vielleicht nie mehr.

Im Gegensatz zu seinen Brüdern und Schwestern, den Kapitalisten aus dem Reich des Wladimir Putin. Nein, er schritt tage – und nächtelang die Schienen entlang. Wich aus, wenn ein Zug sich angekündigt hat. Er legte sein Ohr auf die Schiene, aus Sicherheitsgründen und sprang in die Büsche, wenn der Intercity sich näherte. Es war lebensgefährlich, aber er wollte gehen und nicht wieder unter einem Güterwagen, wie ein Asylsuchender eingeklemmt hoffen und bangen, dass alles seinen sozialistischen Gang geht.

Einmal abgesehen von den verbesserten Vorkehrungen der Behörden an den Länder-grenzen, die es auf einmal wieder gibt.

Jeder Hund jagt ihm einen Schrecken ein. Seit es ihn gibt, den Fjodor Dostojewski. Nord – Süd,

Süd – Nord war sein Thema und sein Problem.

Er sehnte sich auf einmal zurück zu den Studenten und Studentinnen, die ihren bolschewistischen Kaftan in die Ecke schmeißen, wenn sie hören, es gibt noch andere als Karl Marx und Wladimir Iljitsch Lenin.Wenn die Russen ihnen etwas von Gott erzählen möchten. Eigentlich mochte er sie in ihrer Naivität. Aber, das stimmt auch, er hasste ihr Unwissen. Also Berlin, nicht wieder die Büsche und Gartenhäuser auf der ehemaligen Demarkationslinie, nein, das bestimmt nicht.

Vielleicht auf der Straße, im Park.

Im Sommer.

So konnte man untertauchen.

Vorlesungen? Kaum.

Womöglich wird er in ein Kloster gehen.

Jetzt sehen, hören bis zum Ziel.

14

Was ist aus dem Co-Autor geworden,

der das einzig Richtige tat: mit dem Flugzeug

in die Neue Welt und warten, wie sich die Dinge weiter entwickeln?

15

Die Kleingärtner sind längst wieder zurück – diesmal geflogen – und haben Freundschaft geschlossen mit ihren amerikanischen Kollegen.

Fortsetzung folgt...

Veröffentlicht von famwohlfarthtonlinede

Jahrgang 44 Lieblingsbeschäftigung:Schreiben und Predigen.Sehnsuchtsort Ostsee. Wohnort Berlin, Heimat Thüringen. Wenn Du mir schreiben willst, bitte über michael.wohlfarth@t-online.de; https://kaparkona.blog; michael-wohlfarth.jimdo.com; michaelwohlfarth.wordpress.com

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