ff. mit Kapitel 16 AMERICA

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16

Die Kadetten haben gelernt, mit Segeln umzugehen, die Jugendstraffälligen mit ihren Agressionen. Das Schiff liegt noch im Hafen.

Mannschaft und Gruppe wurden auf Kosten des deutschen Steuerzahlers für ein paar Wochen eingegliedert in entsprechende amerikanische Verbindungen. Alle erhielten ein Zertifikat beziehungsweise ein Entlastungsschreiben und wurden dann aber in ein Flugzeug gesetzt.

Das Heimatland hat sie erwartet.

Natürlich tobte um diese kleinen persönlichen Geschehen der Weltenbrand mit seinen Kriegen, Verfolgungen und Bemühungen um Frieden und Völkerverständigung.

17

Deswegen gibt es ja Regierungen und Geheimdienste.

Und jetzt sind wir wieder in unserer Geschichte.

Frau Thielemann wurde zu ihrem Sohn gebracht.

Sie fielen sich in die Arme und anschließend nahmen sie Platz in den Schaukelstühlen auf der Holzveranda mit Blick in die untergehende Sonne. Da war der Sohn, da war seine Freundin, da war der FBI-Mann, der die Frau aus dem Osten Deutschlands hier her gebracht hatte.

Da war sie, die Mörderin ihres Geliebten, umgebracht wegen des Verrats an seinem Freund, ihrem Vater vor vielen Jahren.

Die Grenze, so weit weg in der Ferne der Zeit untergegangen mit der Sonne im Meer: ihre Mutter, die Frau ihres Vaters, die erste und einzige Geliebte des Offiziers, der getötet werden musste wie es Judith tat. Jetzt waren sie vereint: Das Böse an sich, der Teufel America, der Imperialismus in Person, die Tochter des missbrauchten Soldaten, mißbraucht von seinem Vorgesetzten, um einen Menschen loszuwerden um endlich frei zu sein für seine Jugendliebe.

Warum hatte sie sich auch für den Falschen entschieden“ , sagte sich der Offizier in einem Dorf in Thüringen an der Demarkationslinie der pax america/pax sovietica. Dann kam der Zusammenbruch des Systems und er wurde Waldbesitzer in den Wäldern, unweit davon, mindestens aus amerikanischer Perspektive.

Das Gefängnis lag hinter ihr. Und sie wollte ihren Sohn sehen, den sie im Gefängnis zur Welt gebracht hat, wie ein Kind aus den asymetrischen Kriegen. Sex als Waffe. Als Gewalt.

Der englische und amerikanische Geheimdienst begann, sich für die Familiengeschichte zu interessieren. Es war ja eine Geschichte des so genannten Kalten Krieges mit sehr heißen Detailes im wirklichen Leben.

18

Auf einmal doch zusammen. Wie kam das?

Anne hatte sich weinend getrennt und ihre Großmutter angerufen und gefragt wie es ihr gehe.

„Gut.“

„Das freut mich.“

„Kind, wie geht es dir?“

Mir geht es gar nicht gut, Großmutter.“

„Warum denn?“

Mein Freund Oliver ist bei der STASI, von der

Vater immer erzählt hat.“

„Wie das?“

„Er sagt, er arbeitet für den Geheimdienst in Amerika, für den FBI.“

„Ja aber, das ist doch nicht der Staatssicherheitsdienst der DDR.“

Pause.

„Den gibt es doch gar nicht mehr, weil es die DDR nicht mehr gibt.“

Pause.

„Weißt du denn gar nichts, Kind.“

Anne weinte.

„Du musst nicht weinen.“

Pause

Anne schluchzte.

„Großmutter, dann kann ich doch auch zurück gehen zu Oliver. Seine Mutter kommt uns besuchen.“

„Jedenfalls, die STASI, von der dir dein Vater erzählt hat, weil er dachte sie wäre immer noch hinter ihm her nach dem Unfall, bei dem deine Mutter ums Leben gekommen ist, gibt es so nicht mehr. Im Gegenteil. Sie werden dir sagen, wir waren doch der Feind des Staats – Sicherheits -dienstes in der Deutschen Demokratischen Republik. Wir sind die Beschützer der Freiheit auf der ganzen Welt. Wenn sie pathetisch mit dir reden.“

„Ich werde Oliver fragen, ob er mir verzeiht.“

Das Gespräch über den Ozean wurde beendet.

Bevor Anne dazu kam, Oliver anzurufen, ihren Freund in Amerika, stand er vor der Tür und bat seine Freundin in dem großen Land mit ihr einen Spaziergang zu machen.

„Weiß du, die Dinge liegen verworrener als du denkst. Andererseits sind sie viel einfacher, als man glaubt. Sie sind ein Knäuel und doch ein Faden. Ja, ja.“

„Was willst du mir denn sagen?“

„Ich möchte dich um Verzeihung bitten. Ich habe dich im Regen stehen lassen und bin einfach gegangen.“

„Nein, ich bin gegangen.“

„Jedenfalls hätte ich behutsamer sein müssen, was meine Herkunft angeht. Wenn du so willst, meine Vergangenheit. Sagen wir: die Vergangenheit und Zukunft meiner ostdeutschen Familie. Das stößt viele vor den Kopf. Weil sie sie nicht verstehen.“

Schweigen.

Der Park in New York.

Die berühmten Tauben aus tausend Filmen.

Sie: „Hier haben wir gerne gelegen und du hast eigentlich nichts gesagt. Jedenfalls nichts über dein Leben. Wer bist du. Wo kommst du her.

Wo willst du hin.“

„Du weißt jetzt warum.“

„Ja, es ist extrem.“

„Meine Mutter im Gefängnis in Deutschland.“

„Dann kommt sie plötzlich frei.“

„Und das hat einen Grund.“

„Sie ist angeworben worden durch das FBI.“

„Richtig kombiniert. – Denn ich bin dort sozusagen zu Hause. Seitdem ich hier studiere und dann dort einen Posten bezogen habe nach Abschluss des Studiums der Anglistik. Da hast du einen Schock bekommen und bist weggerannt.“

„Erst sagst du nichts und dann – so plötzlich.

Das halte ich nicht aus.“

Es fing an zu regnen. Und sie kehrten um in einem Bogen. In einer großen Schleife in der Mega – Stadt New York.

19

In ihrer Kirche brannte Licht.

Gospelmusik.

Vorsänger, der schwarze Prediger von der Kanzel herab: von Gott geführt durch die Wüste in vierzig Jahren und wie es ihm erging.

Diesem Volk.

Und immer der Vorsänger.

Sie traten ein.

Hier hatten sie sich eigentlich kennengelernt, nicht an der Theke nebenan in der Bar.

Keineswegs.

Dort.

Sie wussten erst dort, dass sie sich liebten.

Nach dem Gottesdienstbesuch am Abend gingen sie in ihre Wohnung und besprachen, morgen den Baptistenprediger zu bitten, sie zu trauen.

Den genauen Zeitpunkt wollten sie noch bekannt geben, wenn seine Mutter angekommen wäre.

Und nun freuten sich beide auf die angekündigte Ankunft und Anne hatte nichts dagegen in der Dienstwohnung ihres zukünftigen Mannes außerhalb der Großstadt zu wohnen. Ganz im amerikanischen Stil.

20

Jetzt kam zu ihrer Bekanntschaft und Sympathie die Wahrheit dazu. Die mussten sie aushalten in dem Holzhaus. Denn ganz klar war das bisher nicht, dass sein Vater der Offizier war in der Nacht, der nichts dagegen unternommen hatte, als der Schatten auf den einfachen Grenzer zukam und der schoss nach dem Gesetz des Arbeiter- und Bauern-Staates.

Der Schatten war der Vater der Mörderin, die den Freund ihres Vaters verführte und anschließend in den Tod lockte. Der Erzähler nimmt an, dass diese konkreten Hintergründe staunend zur Kenntnis genommen wurden, falls sie überhaupt ausgesprochen wurden. Falls überhaupt die Rede darauf kam, die aber Fragen voraussetzt.

Wann ist die Zeit zu fragen?

Wenn man Antworten erwarten kann, die weiterhelfen im Dschungel der Ereignisse.

Wie sollte die Mutter von Oliver jetzt dem Mädchen gegenübertreten, das ihr Sohn liebte.

Das Mädchen war das Kind des Soldaten, dem sie irrtümlicherweise die Schuld gab an allem.

Bis sie aufgeklärt wurde. Da war es zu spät, die Mutter des Kindes war umgekommen bei einem gestellten Unfall.

Ja, das ist eine STASI-Geschichte.

Es ist auch nicht bekannt, ob Erna Thielemann wusste, wem sie da begegnete, wer ihr die Tür öffnen würde. Hatte der Geheimdienst der Briten und Amerikaner so weit recherchiert?

Sicher.

Dann müssten sie es verschwiegen haben aus was für Gründen auch immer.

Ihnen war Oliver wichtig.

Und sie kannten seine Geschichte und die Geschichte seiner Mutter und seines Vaters.

Wenn sie seine Freundin ebenso kontrolliert hätten, sozusagen in höherem politischen Interesse, wären sie sehr schnell auf die Fäden getroffen, die sich kreuzten in dem Wirrwarr des Kalten Krieges und des heißen Lebens auf beiden Seiten des eisernen Vorhanges vor und nach seinem Fall.

Nach einer gewissen Zeit verabschiedete sich Erna Thielemann von Ihrem Sohn Oliver und seiner Verlobten Anne Leskow.

Sie wolle zurück nach Deutschland.

Die Formalitäten erledigt, ordentlich angeworben.

Was soll sie jetzt machen, die Rächerin ihres Vaters, die Gebärerin ihres Sohnes, die Gefängnisinsassin, weil sie absichtlich einen Wagen neben sich berührte, damit er in Flammen aufging. –

Nein, so können wir das nicht erzählen.

Viel zu großspurig.

Es ist ja ein Film, den wir hier zugrunde legen.

Ein deutscher „Tatort“ ohne Pathos oder dergleichen.

– Nicht ganz – bis zu dem Punkt: Sie findet den wirklichen Mörder ihres Vaters und Geliebten ihrer Mutter im Wald auf der anderen Seite Deutschlands und lädt ihn ein zu einem Spaziergang… Bis sie ihn hat. Es gab wiederum einen Toten. Er wurde gefunden. Der Fall ist aufgeklärt.Und das bundesdeutsche Gericht hatte das letzte Wort.

Bei uns geht der Fall weiter. Es ist nichts abgeschlossen. Hier ist Amerika.

Dort ist Deutschland. Gerade deshalb.

Der große Teich. Die Wüsten der Ozeane.

Nichts ist versunken. Keine Titanic im ewigen Eismeer. Die Telefonleitungen funktionieren.

Die Täterin flieht nicht. Sie stellt sich und kommt in ein bundesdeutsches Gefängnis. Es ist nicht das Frauengefängnis von Hohenleuben. Da hat sie Glück gehabt. Ich weiß nicht, ob sie den Hergang erzählt hat. Doch ja, bei sorgfältiger Aufklärung seitens der Ermittler schon. Da gab es eine geheime Anziehung, eine große Sympathie.

Oder sofort das Erkennen.

Schüsse im deutschen Wald.

Die Falsche.

Auch eine Spaziergängerin.

Nicht die Richtige.

Erna ahnte, dass sie gemeint ist.

Woher wusste sie, dass es der Waldbesitzer war.

Ich weiß nicht, ob sie ihn erkennen konnte.

Sie war immerhin neu in dem Grenzdorf.

Jetzt natürlich: er – mit Bart.

Und ein anderer Name: Volkswacht.

Doch sie erkannte ihn.

Und er sie auch auch.

Sie war für ihn gefährlich.

Für seine Stellung in diesem Raum.

Er lebte zurückgezogen.

Sie stellt sich ihm nicht vor in der Gastwirtschaft, in der sie sich eingemietet hatte.

Sie musste keine Miete bezahlen, sondern arbeitete sie ab als Kellnerin.

Sie sah gut aus. Mitzwanzigerin. Dunkles Haar wie ihre Mutter Eva.

Sie bediente ihn nach den Schüssen im Wald.

Ahnte sie wirklich, dass die Kugel sie treffen sollte?

Die meisten glaubten an einen Unfall.

Nur Horst Leskow nicht.

Der Waldhüter und jugendlicher Freund von Horst (jetzt)Volkswacht, seinem ehemaligen Vorgesetzten an der Grenze.

Wie lange ist das jetzt her?

Damals am Küchentisch im Haus des Freundes.

Sie wollte ihn nicht einfach erschießen.

Sie konnte es gar nicht.

Auch keinen billigen Krimi, bitte !

Berechenbar bleiben.

Er wurde umgebracht, wie ihr Vater – unter Ausnutzung totalitärer Machtentfaltung an der innerdeutschen Grenze.

Lynchjustiz. Die wahre Justiz? –

Wir kennen sie nicht.

Aber sie hat einen Namen. Der heißt Gerechtigkeit und sie ist überhaupt nicht blind.

Sagen wir, die Ossis.

Sie ließ sich vergewaltigen von ihm.

Wie im Krieg.

In einem russischen Progrom heißt der Dialog in der Erzählung eines jüdischen Witzes: „Du nicht, du bist zu alt,“ sagt der Soldat.„Was heißt hier alt, Krieg ist Krieg,“ sagt die Greisin.

In einem dunklen Zimmer eines Gasthofes war es vom Alter her gesehen ganz anders.

Judith.

Sie wollte das.

Danach lud sie ihn ein, zu einem Spaziergang.

Jetzt Freischütz.

Jetzt Musik.

Jetzt nur kein unbedachtes Wort.

Jetzt war sie die Jüngere.

Jetzt wurde keine Spaziergängerin gefunden.

Sondern er.

Die Sache hat sich von selbst erledigt.

21

Es ist alles viel zu kompliziert und zu einfach,

als dass man es lösen könnte wie ein Knäuel.

Komplex.

Oder doch?

Deshalb?

Erna sollte nach Amerika fliegen.

Ihr Sohn heiratet dort.

Vielleicht.

Wen?

Ein eigenartiges Mädchen, das mit einem Schulschiff, Segelschiff der Marine mit Gärtnern und Forschern über den Atlantik kam, um als Aupair – Mädchen in einer amerikanischen Gastfamilie englisch und die Welt kennen zu lernen. Aber sie wurde abgelenkt von einem jungen Mann…Wir kennen die Story.

Nun ist es Herbst, die Blätter fallen wie von weit, wenn es sie gibt, die Bären kommen kaum noch aus ihren Höhlen, wenn es sie gibt – und wo es sie gibt. Die beiden haben wirklich geheiratet und es gibt ein Kind. Ihr Haus ist bestellt. Sie haben es schon längst gefunden, nicht aus Stein, aus Holz, bis der nächste Wirbelsturm es wegweht. Bisher gab es ihn noch nicht. Die Katastrophen sind hier mehr natürlicher Art.Die Geschichte Europas sehr weit weg – in der Regel. Wenn es die PAX AMERICA so will. Das Imperium. Die Summe der kleinen grauen Zellen entscheidet das in laufenden Sitzungen des Weißen Hauses. Solch eine Summe viel weiter unten in der Hierarchie hat entschieden, dass ERNA wieder zurückgeht nach vollständigen Instruktionen und Belehrungen über das, was sie anzutreiben hat, wenn sie den Job macht.

Ist es GOTT? Das verbindende Band, welches zerrissen war und nun wieder geknüpft werden soll.Ist es die transatlantische Wertegemeinschaft, beschworen von allen, die es interessiert und die wir hier nicht schlecht machen wollen. Nein, ganz bestimmt nicht. Auch wenn sie die Flieger bezahlt hat, um etwas auszurotten vor der deutschen Beteiligung, das böse war. Das deutsche Wesen? An dem die Welt nicht mehr genesen soll, schon gar nicht mit Irren an der Spitze und ihren Ängsten vor jüdischen Konkurrenten.Vermischt mit sozialen und rassischen Theorien, die gefährlich sind, wenn das Kreuz Christi gehasst wird wie die Pest.

Und dann ist die Cholera da.

Das kleine Rädchen ERNA, angeheuert vom FBI für die Sicherheit Amerikas, flog zurück über das weite Meer mit Aufgaben in der Tasche. Gebeutelt durch den Tod des Vaters, der die Demarkationslinie überschreiten wollte aus was für Gründen auch immer. Für normale Sterbliche eine Todeslinie, Selbstmord, wie so oft für Flüchtlinge. Getrieben von der Sucht nach Selbstjustiz, Rache in jugendlichem Übermut und schuldig geworden mit dem Ergebnis, den Verräter getötet zu haben – und andere auch.

Wir haben das alle zur Genüge des Öfteren in fast allen Variationen hier weiter gegeben, zur eigenen Aufarbeitung des Autors, auch schließlich und endlich nur ein Teilchen im Kosmos der Ereignisse. Schließlich ist ein anderes Reich – die PAX SOVIETICA stillschweigend und mit Terror in verschiedenen Zeiten zugrunde gegangen. Die größte Katastrophe des 20. Jahrhunderts, wie ein Nachfolger zur Kenntnis gibt.

Ihre Eltern haben Russisch gelernt

ab der 5. Klasse in Thüringen.

DDR.

Das war Pflicht in jeder Schulart.

Sie selber nicht.

Da kam die Katastrophe dazwischen.

Die Wende auf deutsch.

Die Friedliche Revolution, die Bürgerrechtler haben diesen Sprachgebrauch durchgesetzt für die Einmaligkeit der Ereignisse in Deutschland 1989.

Sie landet in Frankfurt, dem Drehkreuz für Nord und Süd und Ost und West. Berlin hält sich immer noch auf mit Demokratie und Streitereien, wer den Superflughafen nun zu Ende bauen darf.

Und ob??!!

Sehn ’se das ist Berlin heute.

Also Frankfurt, die amerikanische Metropole, wenn da nicht Goethe gewesen wäre.

Erna erscheint in der Luke und geht die ausgefahrene Treppe des Flugzeuges hinunter “, ein Reporter.

„Sie winkt.“ – Pause.

„Wem winkt sie?“ – wir schauen uns um.

„Diesmal holt niemand sie ab“.

„Wie im Film“. – Flüstert jemand

Schade, dass es nicht so war.

Die Ziehharmonika schließt dicht mit der LUKE des Überfliegers und sie tippelt den Weg zur Kontrolle, die keine ist an amerikanischen Maßstäben gemessen.

„Europa. Kultur.Wieder zu Hause“.

Denkt sie nicht.

Dazu ist sie viel zu weit gereist und hat den Mörder ihres Vaters gesucht. Dazu ist sie zu lange im Knast gesessen, nachdem sie sich gestellt hat.

Trotzdem zu Hause, am Rande der Stadt Frankfurt am Main mit den mulattischen Verkäufern, die sich auf die Stufen vor ihren Laden setzen, wenn kein Käufer kommt. Und einen Snak halten mit Vorübergehenden. Mit den hektischen Autofahrerinnen, die rücksichtslos hupen in der hessischen Landschaft, wenn du anlässlich der Buch – Messe, der größten der Welt, einen Verleger suchst, der z.B. auch mein Geschreibsel akzeptiert und in Buch und Form bringt. Ich habe ihn nicht gefunden. Nicht in den braunen Ackerfurchen des fruchtbaren hessischen Bodens, nicht auf den Wegekreuzungen am Horizont. Wo diese Autofahrerinnen wohnen und den Stress verursachen auf Deutschlands Straßen.

Erna nimmt den Bus vom Flughafen in die Stadt, wo sie eine Wohnung gemietet bekam von ihren englisch-amerikanischen Auftraggebern.

22

Leipzig

wäre auch schön gewesen…

Meine Frau schwärmt von Leipzig, dass es ähnlich komfortabel – mindestens wie Frankfurt am Main – alles übertroffen hätte, wenn die Amerikaner geblieben wären und sich nicht auf den Deal eingelassen hätten mit Berlin: vier Sektoren.

Sie hat zwar die Fahrerlaubnis gemacht und ist Trabi in den Dörfern des realen Sozialismus hinter dem Mond gefahren, um die Kinder zum Klavierunterricht zu bringen „wie früher“ oder

in‘ s Weihnachtsoratorium in die Theaterstadt zum Mitsingen, wo die Leute noch in die Kirche gingen trotzdem und nun gerade zu bestimmten Anlässen mit Sicherheit. Insofern wäre ihr der Stress mit den brutalsten Fahrerinnen des Äppelwois nicht so naheliegend. Sie kannte die Bedrohung kaum noch. Abgesehen davon, dass sie es nicht miterlebt hat, dieses Beispiel an Verrohung im Westen unseres Vaterlandes zur Frankfurter Buchmesse.

Das ist wirklich auch Terror.

Gnadenlos.

„Die Technik – die Stärke des Westens!“ –

Was haben wir im Anfang gestaunt.

Und noch einmal – Berlin?

Jemand kommt allmählich zu der Erkenntnis, dass alles viel einfacher wäre, wenn ganz Berlin russisch geblieben wäre.

Jedenfalls für uns.

Jetzt.

Die Ossis.

Es wäre eine Stadt.

Jetzt.

Ja, sicher, die Mentalitäten.

Gibt es sie?

Sind sie so unterschiedlich geprägt in den Jahren zwischen dem Mauerbau und dem Mauerfall?

Oder auch schon vorher.

Da ist die Besatzung,

immerhin nach einem Krieg.

Dem verheerendsten in der Weltgeschichte gemessen an den Zahlen der Opfer

an den Fronten und im zivilen Bereich.

Der 2.Weltkrieg.

Die Bomben.

Überall.

Im Ruhrgebiet.

Am schönen Rhein.?

Nein – Frankfurt, in diesem eigenartigen amerikanischen Dorf mit Banken, die bis in den Himmel ragen und Villen aus dem Bürgertum.

Und Goethe?

23

All überall Krieg.

Sogar Dörfer, die getroffen wurden, weil der Wind die Zielhelfer (sogenannte Christbäume,

die reflektierten) nach draußen trugen,

nach außerhalb in die Idylle des Landes mit Rittergutsbesitzern. Die Menschen flüchteten in die Kartoffelkeller und wurden zugebombt und erstickten.

Oder auf den Wegen übers Land.

Der Pfarrwald steht schwarz und schweiget mit , der Teufelsschanze, wo es vielleicht die meisten Pilze gibt: Steinpilze, Maronen.

Da muss niemand hungern. Auch die Flüchtlinge nicht und die Umsiedler. Da kamen sie: die Tiefflieger und schossen auf die Bauern, die zu ihren Feldern wollten oder auf die Pilzsucher – wenn die Saison schon begonnen hatte.

Feldwege.

Schotter.

Kleine Stadt weiter südlich im Tal.

Im Rücken die Wöllmisse. Von wo aus wir Drachen steigen ließen, an den Hängen.

Jahrzehnte später Eierrollen in Erinnerung.

Flieger mit Gummimotor anspringen ließen, die Jungens, die das konnten, deren Väter.

Ja, das war der Krieg.

Da waren die Besatzer.

Im Westen die Amerikaner mit ihrem amerikanischen Traum im Herzen,

die Franzosen mit einer etwas anderen Rechtsauffassung als die Briten.

Und Lebensart.

Im ganzen Land und in der alten Reichshauptstadt, die jetzt geteilt war unter die Siegermächte.

Das war das Problem?

Denn da war westliche Freiheit auf der einen Seite der Demarkationslinie und auf der anderen die Soldaten der Roten Armee.

Die Speerspitze der Revolution, wie Wladimir Iljitsch Lenin den Krieg für sich in Anspruch nahm. Schon vor d e m Krieg, der zum Zusammenbruch des Kaiserreiches in Deutschland und Österreich – Ungarns und des Zarenreiches in Russland führte, war sie nun endgültig in der zukünftigen Deutschen Demokratischen Republik angekommen, in Form der Diktatur des Proletariats. Die Revolution.

Da gab es Gut und Böse, dagegen oder dafür.

Das war eine andere Welt.

Nicht die Freie Welt mit all ihren Verführungen zum individuellen Untergang. Sondern das Paradies für Arbeiter und Bauern, wenn sie sich zur sogenannten Neuen Zeit bekannten und die Wenn und Abers nur in Hinterzimmern formulierten, in den Kammern, in der guten Stube, wenn es den Schwarzen Kanal zu aktivieren galt und die FDJ ler*innen die Antennen nicht fanden. Die auf die Böden geschickt wurden von der Partei. Für die Freiheit des Sozialismus vom Gedankengut des Gegners.

Unter die Dächer.

„Flüstert die Witze nicht zu laut, betrinkt euch nicht an den übrig gebliebenen Stammtischen, bevor es das Westfernsehen gab, in den Gasthäusern der Dörfer und Städte“.

Alles verzögert in dem zerbombten und zum Teil wieder aufgebauten Berlin, weil sich keiner getraute, ein Mauer zu bauen trotz der unglaublich hohen Flüchtlingszahlen von Ost nach West.

Aus dem sowjetischen Sektor in den britischen, französischen und amerikanischen.

Aus der sowjetisch besetzten Zone,

dem Viertel-Deutschland – DDR später – in das andere Dreiviertel-Deutschland zu fliehen war schon längst ein lebensgefährliches Unterfangen.

„Das macht schon etwas aus“.

„Da bist du in einem Rechtsgefüge“.

„Während es bei uns nur gut und böse gab“.

„APOKALYPSE!“- ruft der Chor der roten Matrosen aus dem Walhalla der Geschichte des Kommunismus.

Berlin,

zuerst noch offen und brutal, dann war der Vorhang zu, der Eiserne, auch innerhalb der Stadt

IRON CURTEN. Eiserne Gardine.

Eiserner Vorhang für das Welttheater.

Nun wollen wir aber nicht klagen.

Wir haben es ja ausgehalten.

40 Jahre oder mehr.

29 Jahre oder mehr.

Wir haben in der Schule

WIE DER STAHL GEHÄRTET WURDE gelesen von Nikolai Ostrowski und wussten uns auf einmal den Roten nahe, haben gesungen von den Weißgardisten, die verfolgt wurden bis an den STILLEN OZEAN.

Diese russischen Chöre, die die Welt erschüttern in ihrer Tiefe und in ihrem Pathos.

Nähe?!“ ruft der POLITLEHRER.

Verbotener Weise manchmal auch zu den Weißen.

Das verstärkt sich z. Zt. in einem kaum spürbaren aber wirkungsvollem Prozess. Wie Schwachstrom.

Wie Internet.

Du bekommst keinen elektrischen Schlag.

Du kannst keine Hebel bedienen. Du musst keinen Stecker herausziehen, damit du Ruhe hast.

Du lässt es einfach.

Aber du kannst es nicht lassen.

Das ist der Punkt, Genosse und Genossin von

früher.

Aber Impulse geben

durch den Druck auf die eine bestimmte Taste.

Aber: DER STILLE DON.

Immer dasselbe sagen, wenn es um eine Botschaft geht. „Hast du eine?“

Das haben wir gelernt.

Nicht drum herum reden wie die Katze um den heißen Brei.

Die Botschaft sagen.

Wir suchen eine Botschaft, die uns trägt.

Wir suchen eine Ordnung, die uns trägt.

Dann müsst ihr sie halten!“

Wir wollen nicht noch mehr Nachrichten, nicht noch mehr Informationen. Wir haben genug. ENOUGH.

Wir platzen aus allen Nähten, was die Botschaften angeht, die doch nur getarnte Nachrichten sind, die ausgestreut werden.

Wer macht denn so etwas?“

Die einzige Freiheit, die es noch gibt, ist die sexuelle Freiheit.“

Jeder Krimi muss mit einer bestimmten Stellung im Bett beginnen, dann werden wir die Quote erhöhen im Kampf um den Zuschauer – oh pardon, die Zuschauerin.“

Merken sie sich das gefälligst!“

Nein mit mee too hat das ganz und gar nichts zu

tun. Da sind wir sauber.“

Wir lösen nur das Knäuel auf. Wir zerhauen nicht den Knoten.“

Zwischenruf des Erzählers:

Gestern im Café für Literatur: Das Wertvollste, was der Mensch besitzt ist das Leben, lässt Nikolai Ostrowski seinen Helden sagen.

Wie großartig war es , dass es Helden gab.

Vorgestern im Café für Literatur: Ausstellung.

Kältepool des GULAG. Sie haben doch an den Kommunismus geglaubt. Er schien ihre Rettung. Unausrottbar. Dann der Kleinkram, wie jemand meint, eine Familiengeschichte ist doch interessant, wenn einige Spitzel darin vorkommen in dem Hin und Her der Nomenklatura mit der Erlaubnis, geografisch zu wechseln, die Todeslinie zu überwinden, weil es auch alle nur Menschen sind. Gott sei Dank!

Wir jammern nicht.

Oder MAXIM GORKI:

MEINE UNIVERSITÄTEN.

Das sind die Dörfer. Meine Dörfer.

Die Hochschulen der Lebensklugheit.

Der Organismus des Lebens.

Die Bäuerinnen und Bauern, die ihre

Arbeit teilen.

ARBEITSTEILUNG und nicht

Geschwätz von Gleichberechtigung.

Die ist doch selbstverständlich.

Geh auf die Dörfer und du wirst sehen.

Geh zu den großen Höfen, wo sie aufstehen

mit der Sonne und in der Nacht,

wenn es Winter ist.

Berlin hätte besser nicht geteilt werden sollen, dann hätten wir jetzt eine gemeinsame Erfahrung, die, die jetzt über 70 sind und alle anderen darunter.

Aber die ganz Alten, sie kannten a l l e den Krieg.

So müssen wir uns gegenseitig immerzu erzählen unsere Erfahrungen , die wir gemacht haben unter den jeweiligen Besatzungsmächten.

Wobei uns ja die Russen eigentlich auch nur leid taten, wenn sie uns nichts getan haben, wie am Anfang den Frauen. Das hatte man uns schon gesagt. Oder wir haben es so mitbekommen.

Aber das ist ein ganz eigenes Kapitel.

Seelsorge

Von diesem Kapitel muss in einem ganz besonderen Buch die Rede sein. Sonst verstehen wir überhaupt nicht, um was es geht.

Woher die Härte in den Gesichtern.

In den Worten, wenn es darauf ankommt.

Woher die Disziplin.

Woher die Seelenlosigkeit.

Woher das Sich-Ergeben in das, was ist.

Um Gottes willen.i

24

Erna wollte wieder in Frankfurt landen auf dem Drehkreuz in Deutschland und nicht in Berlin, auch nicht im Westteil der Stadt, auch nicht im Ostteil,auch wenn es heute politisch wieder eine Stadt ist mit dem Roten Rathaus, mit einem Senat, einer Verwaltung.

Und nicht in Leipzig, der Stadt der Friedlichen Revolution. Der Heldenstadt, wie Christoph Hein begeistert schrieb, damals vor 30 Jahren.

Obwohl ihre Kindheit eben auf der anderen Seite des Eisernen Vorhanges nachzusehen ist in den einschlägigen Alben. Nein, nicht wieder in den Osten.

Zwar knapp, aber immerhin war ja dort ihre Heimat.

Dort am Main war ihr Gefängnis, dort waren ihre Auftraggeber.

Außerdem war es von hier aus nicht weit in das Dorf in der Rhön mit Blick auf die andere Seite der Moore. Mit Blick auf die Höhen des Thüringer Waldes.

Der Taunus noch näher.

Wenn sie die Gräber besuchen wollte, fuhr sie durch die Vulkanlandschaften 1.Klasse oder mit ihrem Kleinwagen.

Die Bankenmetropole und Stadt der Buchmesse ihr neues Zuhause. Von hier aus konnte sie die Fäden spinnen.

25

Regieren von Frankfurt aus

ERNA lenkte ihre Schritte in Richtung Paulskirche, wo sie eine Gedenkminute einlegte für die Geschichte der Deutschen in ihren demokratischen Aufbrüchen.

Sie war eine Frau mit Vergangenheit und wollte sich in die Politik einbringen.Ihr Leben hatte noch Größe deswegen.Mit ihrer Schuld, der Bestrafung, der Erfahrung von Haft und die Mitgefangenen.

Nicht alle hatten das Glück von einem befreundeten Geheimdienst entdeckt zu werden in ihrer Zelle. Weil es bei ihr um die ehemalige Grenze zwischen Ost und West ging, wo sich die Raketentruppen gegenüberstanden und sich nie aus den Augen ließen mit jedem Schritt und Tritt nicht.

Auge um Auge.

Zahn um Zahn.

Sie dachte an Gerda, was ist wohl aus ihr geworden. An Gudrun. Die beiden Schwestern. Gibt es sie noch.

Grüßten sie noch mit Heil und dem Finger an der Mütze, die sie gar nicht aufhatten, um das Personal zu ärgern. Eine lustige Aufseherin schnippte mit dem Finger zurück und rief:

Lang lebe der hessische Humor? – Oder was? – Äppelwoi? Eine kokette Aufseherin.

Ungewöhnlich.

Aber das Land ließ es sich gefallen, ein bisschen Farbe, sogar im Gefängnis, in dem die Frauen untergebracht waren. Oder war das die neue bunte Welt, die sich ankündigte. Sogar an diesem Ort. Gulag ist das nicht, auch kein Zuchthaus für Frauen, wie wir es aus Dokumentarfilmen kennen, die diese Innenräume der Deutschen Demokratischen Republik zur Genüge ausgeleuchtet haben. In dem Paradies der werktätigen Menschen.

Unsere Menschen.

So haben wir es immer gesagt.

Und so werden wir es immer weiter sagen.

Unsere Menschen.

Unsere Kanzlerin sagt es ja schließlich auch.

Sie ist eine von uns.

Herr Gauck sagt es nicht mehr.

Hat es – so viel ich weiß, nie gesagt.

Es ist nicht sein Stil.

Aber anderes hat er gesagt: „Arschloch.“ Und so.

„Als er mir gegenüberstand an einem offenen Fenster. Der Schweiß der Revolutionäre lief uns über die Backen. Es war überheizt in diesem Raum in Leipzig damals. Und immer die Kamera drauf.Aber voll drauf, wie die Jugendlichen sagen“.

„Wir haben Sie gesehen, Herr Pfarrer!“

„Wo denn?“

„Na wo.“

„Im Fernsehen?“

„Klar!“

„Toll.“

Das waren noch Zeiten.

Wenn der sich ausgelassen hat.

26

Das ist ja nun vorbei. Die STASI ist aufgelöst.

Aber Gerda ist noch im Gefängnis und auch Gudrun. Die Mitgefangenen.

Frau Merkel regiert bis zu der Zeit, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, den sie sich selber ausgesucht hast.

Die Kugel rollt.

Noch ein bisschen.

Alles fade. Alles lasch. Bonn gibt es nicht mehr. Schon lange nicht mehr. Gleich nach dem Abzug der sowjetischen Divisionen.

Eigentlich langweilt sich Erna, die immerhin einen strengen Tagesablauf gewöhnt war im bundesdeutschen Gefängnis für Frauen, die erst mit einem Mann schlafen, der ihr Vater sein könnte. Also Verführung. Oder Vergewaltigung.

Und ihn dann in eine Felsenschlucht stürzen wie im Freischütz. Und die Verkehrsunfälle absichtlich herbeiführen, bei denen Menschen zu Tode kommen können und sollen.

Jetzt kommt die gut bezahlte Tristesse und die Aufträge müssen abgearbeitet werden.

Da ist die Industriespionage. Sie wird sich bewerben in ein hoch innovatives Projekt mit ihren Kenntnissen und Zeugnissen, ihrer doppelten Staatsbürgerschaft Amerika und Deutschland.

Dr. Brunhilde Langenfeld.

Jetzt.

Auslandsstudium.

Verschiedene Bereiche.

Ökonomie promoviert.

24

Über den Wäldern.

Die Schluchten.

Die Schneisen.

Die Wipfel

Dem Deutschen fällt ein Gedicht ein, dass die Mutter zitiert hat: Über allen Wipfeln ist Ruh`…

Warte nur, balde ruhest du auch,

war die letzte Zeile.

Er ist freigestellt worden für den Waldbrand.

„Wo du nie weißt, hat ihn jemand gelegt aus was für Gründen auch immer. Gier, Geldsucht, krank.

Psyche“, sagt der Kollege, den sie nicht frei- gestellt haben; der das immer macht. In seinem eigenartigen Englisch, daß wir amerikanisch nennen. Noch schlimmer. Mit Kaugummi im Mund. Wie im Film nach Klischees. Wie fotografisch. Wie die Deutschen, die nach Amerika ausgewandert sind. Wie die Bilder aus dem Stoff der WERBUNG. Oder von Leuten, die noch empfinden können, weil sie aus dem Land der aufgehenden Sonne, des Leidens, herüber gemacht sind.Wie, ja wie unser Held, der Sohn einer Mutter, die geweint hat im Gefängnis, die verführt hat, wie in1 der Bibel. Um zu töten.

Sie kommen alle aus der linken Diktatur.

Solche Leute.

Nun fliegen sie.

„Da sind sie schon die Wälder“, sagt der Kollege, der schon immer da war, zu dem Leiharbeiter der Geheimdienste.

„Im amerikanischen Ausmaß?“, fragt unser Held bei seinem Ersteinsatz in dieser Sache.

Nach einer Weile in den Lärm der Maschine:

„In der Nähe der Luxus?“

Dann der Rauch. Dann der Ausguss – Meerwasser aus dem großen Sack, das es zischen und löschen soll – das GROSSE FEUER.

Oder nur Weite? Ein Blick auf die Karte genügt.

Nur Weite.

Sie schauen sich an und verstehen sich.

Der Junge aus dem Westen und der aus dem geteilten Deutschland.

Was war das für eine Kindheit mit diesem Buch, fragt sich der Erzähler.

Der Einband so gezeichnet, dass du weißt:

Es ist ein Indianerbuch.

Der Wald brennt und die die beiden Kinder geraten mit ihrem Kanu mitten hinein.

Sie müssen fliehen vor dem Waldbrand wie die tausend Autos an der Luxusküste der

Vereinigten Staaten in den Nachrichten der ARD.

Die Bäume krachen vor ihnen und hinter ihnen. Wie durch ein Wunder beziehungsweise durch die Geschicklichkeit des Jungen lavieren sie durch das Dickicht, die Sümpfe. Die Einschläge sind furchtbar genau und schonend. Sonst wären sie nicht durchgekommen.

Oder ist das Erfahrung mit diesem Element.

Der Kampf um das Überleben.

Soja hieß, glaube ich, der Junge.

Er rettet sich und seine Schwester.

Wie gut, dass es solche Bücher gibt.

Der Einsatz an diesem Tag ist beendet.

Der Waldbrand noch lange nicht gelöscht.

Es kommen noch mehrere Hundertschaften. Inzwischen ist das Chaos geordnet und die geborgten Jungs vom CIA können zurück.

Anna kann ihrem geliebten Oliver wieder in den Armen liegen. Er meldet sich nicht an.

Er steht plötzlich vor der Tür nach seinem Einsatz aus der Luft mit Wasser gegen das Feuer.

Walle.Walle.

Es hätte auch anders kommen können.

Vielen ist es so gegangen. Du musst auf der Erde kämpfen. Gegen den Rauch. Im tiefen Wald.

Und du kommst um, weil du dich in die Gefahr begeben hast. Für Gott und das Vaterland.

Dann stellen sie sich auf und singen ein Lied.

Und legen die Hand auf das Herz.

In Demut.

Sie liegen site in den Armen. Sie gehen aus und erheben das Glas wie bei ihrem ersten Ausgang, als sie sich kennen lernten in dem großen

AMERICA.

Epilog

Russland und Frankreich.

Kennst Du die Weiten von Russland?

Nicht nur die von Frankreich, auf denen auch zu sehen sind die Erinnerungen an die Deutsche Vergangenheit.

1

Wenn Du mit dem Bus fährst, wunderst du dich, warum diese Hinweise, die in die Geschichte führen sollen, die schmachvolle und die hingebungsvolle, die triumphale und die erniedrigende für die französische Nation.

Ist das Hass? Immer noch. Nach diesen Jahrzehnten. Nach all dem? Du wunderst Dich und fragst dich, was bekommst du vermittelt in Deutschland.

Buttercremtorte, wo es doch bitter ist.

Welche Narrative. Was rühren die für einen Brei zusammen, damit er uns schmeckt.

Aber es nicht so.

Du hörst ja auch kein Wort deutsch auf dem Schiff auf der Seine, dass dich hin und her schaukelt und zurückbringt, wenn es dunkel geworden ist.

Du hörst jede Sprache. Aber meine Muttersprache nicht. Die Sprache Hölderlins und Bachs.

Oh, es waren tiefe Verletzungen: die Großmacht Frankreich, fortgeschritten in der Industrie und im Militär. Alles gewaltiger als im Nachbarland der Hunnen. Und dann das. Versailles. Kapitulation. Bedingungslos. Im Saal des Königs. Gold und Spiegel.

2

Der Gründungsmord. Damit der Rhein golden fließt und die Kulturhoheit nicht mehr die Einzige ist.

Fatales Preußen mit seinen Bibelsprüchen auf Band gespannt.

Aber zu sehen und zu lesen.

Welch ein Ärger.

Die Kuppel über der Kapelle der Herrschaften.

3

Aber kennst du die Weiten eben auch von Russland.

Bevor du die Kultur und den Cafe` von Frankreich genießt und das KARUSSELL besteigst und im Park von LUXEMBURG spazieren gehst.

Warst Du dort.

Im Kalten Krieg.

Und hast auch die noch viel weiteren Weiten gesehen, die Schlachtfelder.

Nichts inszeniert.

Nicht einmal die Reste sowjetischer Propaganda. Oder doch?

Haben sie einfach die Hilfeschreie der deutschen Soldaten nicht verhallen lassen, sondern gebannt im Äther, auf Stein und anderen Brocken, Holz:HELFT UNS!

Wir kommen um.

ORIGINAL.

Das vergisst niemand. Wer da einmal entlang gefahren ist.

Mit der Bahn.

Der russischen Eisenbahn.

Verkehrssprache französisch in Europa.

Russland?

4

Ich weiß es nicht. Nur, dass die Schienenspanne breiter wird in dem größten Land der Erde. All die Schwierigkeiten mit Hindenburg und Hitler und Stalin. LENIN nicht zu vergessen, den der Kaiser als Bombe gegen Russland einsetzen wollte, dass es in die Luft fliegt,wie bei einem Attentat, damit endlich wenigsten im OSTEN der Sieg nicht aufzuhalten ist. „Lenin schluckt jede Kröte, wenn die Revolution gewonnen hat“. Ein Spiel mit dem Feuer. Denn die Revolution kommt zurück. Hat der Kaiser das nicht gesehen. Dass sie schon da ist.

Sowjetrepublik Deutschland. Ja, ja, wie DRUGIN jetzt , der Philosoph, der Eurasien im Blick hat und Europa/West anschließen möchte.

„Wir haben doch alle AMERIKA über!“

„Ich nicht.“- Denn sie haben geholfen vor genau 100 Jahren am 20.August 1921 nach dem Hilferuf Gorkis, der sah wie sein Volk verhungerte. Ja, ja, die CAR – Pakete. Nicht das erste Mal, schon früher nach einem solchen Aufruf an die Völker der Welt von LEO TOLSTOI. Hungersnot, Hungersnot im größten Land der Erde.

Mutter Erde.

#Verstrickt in Schuld.




Veröffentlicht von famwohlfarthtonlinede

Jahrgang 44 Lieblingsbeschäftigung:Schreiben und Predigen.Sehnsuchtsort Ostsee. Wohnort Berlin, Heimat Thüringen. Wenn Du mir schreiben willst, bitte über michael.wohlfarth@t-online.de; https://kaparkona.blog; michael-wohlfarth.jimdo.com; michaelwohlfarth.wordpress.com

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