Mein lieber Schwan!
Das kenne ich als geflügeltes Wort: Mein lieber Schwan, pass auf. Oder es gibt eine Verwunderung. Es kann sehr ernst gemeint sein. In einer sehr ernsten Situation, aber in einer intimen. Ein Beitrag in einem Dialog, einem Zweiergespräch. Sogar am Biertisch, einem kultivierten. Oder Wein?
All` das könnte ich von Richard Wagner sagen: Mein lieber Schwan. Du Schwerenöter, Du. Ihm scheiben in einem Brief. Als Freund. Nicht feindlich. Überhaupt nicht.
Mein lieber Schwan. Wenn er da erscheint wie die Erlöserfigur, am Theaterhimmel, über der GRAUEN SEE.
Vorher, beim Vorspiel das BERLINER BÜHNENBILD DER DEUTSCHEN OPER, wo Götz Friedrich nach seinem Übertritt über die deutsch-deutsche Berlin-Berlin-Grenze gewirkt hat mit seinem Glauben an die Oper, an das Werk schlechthin: Wir leben in Kriegszeiten, jedenfalls ungeteilt noch am 4. Oktober, dem Aufführungstermin, dem wir beigewohnt haben – so möchte ich es ausdrücken bei RICHI, wie schwärmerische Teenager, die jetzt um die 80 sind, DDR-Aktivisten an Leipzigs Bühnen im Kleindarstellerformat, es ausgedrückt haben- ihr Liebe zur Oper, besonders zu RICHI.Richi hier und da und sogar in Bayreuth nach dem Mauerfall.
Ich habe vor dem Mauerfall von Thüringen aus WAGNER GESEHEN UND GEHÖRT!!! Als Dorfpfarrer aus der WISMUTGEGEND BEI RONNEBURG IM ALTENBURGER LAND, oder war es schon Altenburg, der Stadtpfarrer, kurz v o r dem 7. Oktober und 9. Oktober 1989. Egal, kann ich sagen. Ich war begeistert von einer Wagneroper, diesmal nicht in der DEUTSCHEN OPER BERLIN, nein Staatsoper Berlin, Ost, Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik. BAROCK,BAROCK. Am meisten vom Publikum aus dem WESTEN. Noch nie erlebt, nur aus Büchern bekannt:Sie standen auf, die hinteren Reihen – und überschlugen sich vor Begeisterung.
BRAVO,BRAVO. BRAVISSIMO.
Das hätten wir uns doch nie getraut. So aus sich herauszugehen. Wie im Film.
Aber es war nicht nur das.
„Psychologie der Deutschen, ihre Tragödie, ihr Wahn, ihre Treueschwüre, ihr Reinheitsgebot. Niebelungentreue. Bis zuletzt“.
Es war eine Offenbarung innerhalb der GRAUEN DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK.
GRAUEN.
Vor der Wende, aber die Friedliche Revolution war schon längst zu Gange, untergründig, hintergründig.
Vordergründig auch.
Lesen Sie meine Stasi-Akten, kann ich da nur sagen. Wenn Sie stöbern, finden Sie etwas. Mindestens das Heft: „Altenburger Akademie“, heraus gegeben von der Leitstelle Erfurt in Zusammenarbeit mit einer Historikerin.
Das wusste ich also von Wagner, den Nibelungen. Den deutschen Heldensagen. Diesmal, 35 Jahre nach der Deutschen Einheit, ein Geschenk. Für mich und meine Frau, der Kleindarstellerin in Leipzig, der Assistentin als Praktikantin bei HERZ wärend ihres Studium vor vielen, vielen Jahren, auch in Leipzig, wo sonst. Mit gedecktem Pausentisch im Stehen. Resignation, GAZA. UKRAINE. Ein Grosser Dank an die Theater-Regie, Wagner ist THEATER, was sonst: Die herrliche Einführungsmusik. Ja, ja. Da können einem die Augen nass werden. Nass. Sie hat es gekontert. Man durfte trotzdem in` s Theater gehen. Sogar in die Oper.
Da liegen sie, die die Toten, auf der Bühne der Weltliteratur, der Weltgeschichte.
Schlachtfeld.
ANTIK.
Und wie ANTIGONE, erscheint die ERSTE am Horizont. Klagend, klagend sie und die anderen , die ihr folgen, in ganzer Breite des BÜHNENBILDES(!). Mütter, Ehefrauen. Liebste. Junge Frauen, alte Frauen. Sie schauen sich die Toten an. Ob sie sie erkennen. Ob sie es sind. Ob er es ist: ihr Mann, ihr Liebster, ihr Sohn. Manche müssen gewendet werden. Sie klagen den Toten in das geliebte Gesicht. Sie wehklagen.Die Musik spielt weiter. Der Vorhang fällt. Danke, Regie!

Dann die vielen anderen Fragen der Saga, wer wen verhext in den Schwan. Wer woher kommt. Und wer er ist. Der Graal und der Graalshüter. In der Mitte: das Gottesurteil. Jeder fleht zu Gott. Zu seinem Gott? Hilf! „Gott mit uns!“-Die Bitte auf den Koppelschlössern in den Kriegen. „Bitte hilf uns , Gott. Uns! Wir sind doch die Guten. Wir haben doch Recht. Für Frieden und Freiheit. Die anderen haben Unrecht. Sie sind nicht für die Freiheit. Sie sind Tyrannen. Das haben wir schon immer gewußt.“Mal sehen wie es ausgeht. Wir wissen nicht wer recht hat. Der König weiß es auch nicht und auch nicht sein Herold.“Unsere Weissheit ist Einfalt,“ sagt der König.Die Unterlegene Ortrud beugt sich nicht dem Gericht Gottes. Dem Gottesurteil. Weil es ihrer Meinung nach Zauberei war. Nicht ihr Gott, der das Urteil gesprochen hat!
Jetzt wird es ein Krieg zwischen Christentum und dem, was vorher war. Die Götter der Erde. Wotan. Reya. „Auf sie schwören wir“, sagt Ortrud zu ihrem Mann Telramund in seinem Elend, weil gegen ihn Recht gesprochen wurde, der Gott der neuen Religion Gericht gehalten hat. Er war der Unterlegene in dem Krieg, in dem Kampf zwischen Lüge und Wahrheit. Er lag am Boden und LOHENGRIN schenkte ihm das Leben. Welche Schande. Fluch. Fluch.
„Ich bin verflucht.“ Wie die Heimkehrer aus dem Weltkrieg. Sie haben ihn verloren. Nicht nur sie, auch der Gegner hatte ein Koppelschloss mit der Behauptung: Gott ist mit uns. In Wirklichkeit eine Bitte. Gott sei mit uns. Er war es nicht. Sondern mit den anderen. Welch ein Elend.
Da hilft nur Transparenz. Bis in s Letzte, nachdem die Beschwörerin der Götter und Göttinnen der Erde ORTRUD ELSA VON BRABANT HINEINGEZOGEN HAT IN DIE NEUGIER:Wer bist Du LOHENGRIEN? NIE SOLLST DU MICH BEFRAGEN, die Bedingung, dass er gekämpft hat für sie, die angebliche Mörderin ihres Bruders, damit sie den Thron erbt und nicht er. Das wird ihr im Auftrag von Ortrud vor dem König zur Last gelegt. Der Hauptmann mit den anderen Hauptmännern macht das bei einem Fahnenapell zur Kriegsertüchtigung. Es ist dieses böse Shakespeare-Paar. Aushecken, was schlimm ist:“Wir bekommen den Ehrenpreis. Niemand sonst, wenn ELSA, die rechtmäßige Erbin weg ist“. Ihr Bruder ist ja schon weg gehext. „WIR WERDEN HERRSCHEN. WIR HABEN ES VERDIENT.“ Aber die Rechnung geht nicht auf, die Fürsten trollen sich, nachdem der, den sie aufgehetzt hat, nicht aufzugeben, fällt: LOHENGRIN wird nicht das Opfer eines nachträglichen nächtlichen Überfalls auf offener Straße.
Aber Ortrud hat es geschafft, sich in das mitleidvolle Herz der angeblichen Freundin einzuschleichen. Elsa von Brabant bricht ihr Versprechen und fragt auf dem Ehebett in der Hochzeitsnacht nach dem feierlichen Gepränge vor dem Dom zu Brabant Lohengrin: WER BIST DU. Aus der Hochzeitsnacht wird nichts, Lohengrin fordert Aufklärung jetzt selber, aber nicht im Bett, von Ohr zu Ohr geflüstert, sondern öffentlich. Es wird ihm gewährt. König, Herold, die Fürsten alle, Ortrud müssen hören. wer er ist. Der Sohn des Graalshüters Parzival im hohen Norden über dem Meer. Er kann nun nicht bleiben. das Geheimnis ist gelüftet. Die Ehe wird nicht vollzogen.Aber die Hoffnung – der böse Zauber der Ortrud bricht. Die Hoffnung kann wieder auf dem natürlichen Nachfolger des Herrschers von Brabant liegen.

Mir fiel wieder ein, was meine Großmutter erzählte: „Mit Mann und Ross und Wagen, so hat sie Gott geschlagen.“ Das war Napoleon, den sie meinte.
Und:“Mein Junge, es ist Gericht!“ Sie meinte die Katastrophe Deutschlands, wenn wir darüber geredet haben. Sie hatte eine Erklärung. Das war ihr Frieden, ihre Vergebung, ihre Auferstehung, ihr Trost nach der Flucht quer durch die russischen Linien, nachdem sie ihren Mann, meinen Großvater in Ehren begraben hat in meiner Geburtsstadt Landsberg an der Warthe..
Eben: Die Wahrheit des Kreuzes Christi.

Ich finde die germanischen Sagen nicht so schlecht, wenn sie uns die Wahrheit und damit die Weissheit der Bibel in Erinnerung rufen.