Liebe Gemeinde, alles hat seinen Ort.
Zum Beispiel gibt es im Neuen Testament den Ort des Berges, von dem aus Jesus wirkt. Zuerst denke ich da jedenfalls an die Bergpredigt, die berühmteste Predigt der Christenheit überhaupt. Der Berg – der Ort der Seligpreisungen und der Überspitzung all dessen, was wir denken wollen und können: die Feindesliebe. Liebet Eure Feinde steht da tätsächlich im Evangelium des Matthäus. Das haben wir weniger vorgelesen in unseren Fürbittandachten wärend der Friedensdekade des Schicksal-Herbstes 1989. Wir haben die Seligpreisungen gelesen wie auch zum Reformationstag. Feinde gab es nicht. Haben wir gesagt.
Natürlich gab es sie auch, aber wir haben sie nicht so genannt. Aus taktischen Gründen, wenn man so will. Wir wollten ja alle eine Friedliche Revolution, deren wesentlicher Auslöser die vom sozialistischen Staat unabhängige Kirchliche Friedensbewegung war. Eben festzumachen an der DEKADE. Den 10 Tagen für den Frieden. Freiheit war damals auch erst einmal tabu, um keine schlafende Hunde zu wecken. Selig sind die, die Frieden stiften, das genügt. Dachten wir. Und für damals reichte das auch.Es war alles, wenn auch riskant so doch sehr konstruktiv, könnte ich jedenfalls im Rückblick nach 36 Jahren sagen, einem halben Menschenleben.
Und Heute?- heute hier in dieser Kirche zur Eröffnung der Friedensdekade 2025 in Müggelheim?
Der Ort in der Bibel ist ein anderer: ein Feld. Der Berg war zum Ruhe finden, zum Gebet, zur Berufung der Jünger mit Name und Adresse. Aber die Predigt fand auf dem Feld statt. Vielleicht sogar ein weites Feld, vielleicht so groß wie ein Schlachtfeld, oder so klein wie das Stück Land in dem der Schatz liegt um dessentwillen jeder, der es weiss, dieses Feld kaufen würde.- Das muss ein großer Schatz sein. Ist es auch, jedenfalls einBild dafür: Das Himmelreich, die baseleia theou. die mögliche Liebe untereinander im Namen Gottes, des Allmächtigen und Barmherzigen, der die Welt geschaffen hat und sie erhält, wenn wir nach seinen Geboten leben und handeln in der Nchfolge seines Sohnes Jesus Christus.
Es war ein großes Feld, denn viele waren gekommen vom Meer, aus Judä und Jerusalem, sehr viele, denn sie wollten alle gesund werden an Leib, Seele und Geist. Sie wollten ihn berühren, denn von ihm, dem Christus, XRESTOS, ging ein Kraft aus. Das spürten sie. Und die anderen waren auch da, die mit hinunter gekommen waren vom Berg, wo sie sich gesammelt hatten und berufen wurden.
Ja, alle haben die FELDPREDIGT GEHÖRT. Das Feld war der Ort. Das weite Feld. Vielleicht das Schlachtfeld. Oder einfach das Feld auf dem gesät und geerntet wurde. Da werden sie selig gesprochen, die Hungrigen, die Weinenden, die Verfolgten um des Herrn Jesus willen. Sie sollen satt werden, sagt er ihnen, lachen und eine Zukunft haben.
Und dann das, worüber wir nicht gepredigt haben damals vor jeder Demonstration: Liebet Eure Feinde, tut wohl denen, die euch hassen, segnet, die euch verfluchen, bittet für die, die euch beleidigen. Seid so zu den Leuten, wie ihr wollt, dass sie zu euch sind, Haltet die GOLDENE REGEL!
Heute tun wir das. Jedenfalls ich. Sie sicher auch, angesichts nicht nur der Weltlage, sondern angsichts der nächsten Generationen, die auf uns zukommen und die Zukunft haben sollen. In einer Zeit. wo ein tiefer Riss durch die Gesellschaft geht, auch vor den Gemeinden nicht halt macht, wo wir alle den Heiland suchen, der u n s anrührt, damit wir gesund werden an Leib, Seele und Geist. In der Vielfalt der Meinungen, in der Diversität der Haltungen im Leben und im Sterben.
Und damit der Rote Lautsprecher auf dem Plakat der diesjährigen Friedensdekade Worte des Friedens findet und nicht des Hasses, mehr noch, Worte, die in der Lage sind Frieden zu stiften, Verhandlungen zu befördern und nicht zu behindern. Dass der Chor des Friedens anschwillt, nicht zu einem Bocksgesang, sondern zu einem Weckruf, aufzuwachen und bei sich selber anzufangen, Recht zu schaffen, Bitte, Gebet und Fürbitte zu üben, dass wir wieder lernen zu vergeben und nach Wegen des Friedens zu suchen, damit wir leben können.
Der Evangelist Lukas, der Evangelist der Weihnachtsgeschichte, wie wir sie lieben und kennen, legt uns die Worte in den Mund, damit wir mit ihnen beten können und den Dreieinigen Gott anrufen können: Herr erbarme Dich in aller Ungewissheit und gib uns ein feste Herz und einen gewissen Geist. Er bringt uns den Tenor bei, in dem wir reden sollten. Nicht Hetze und Kriegsgeschrei, sondern Barmherzigkeit mit uns selber und mit unserem Nächsten. In der Nähe und in der Ferne.
Dazu helfe uns der Herr über Leben und Tod, der Erlöser von all unseren Sünden, Jeus Christus, der sich um des Friedens zwischen Gott und dem Menschen und den Menschen untereinander dahin gegeben hat und der Heilige Geist, der uns führen wird in allen Lebenslagen, wenn wir ihn darum bitten. AMEN.
Predigt für den 9. November* 2025, Text Lukasevangelium Kapitel 8, 27-38
*Tag der Erinnerung: Novemberrevolution 1918, Progromnacht in Deutschland 1938, Öffnung der innerdeutschen Grenze 1989.