„Wie sagt man heute?“ fragte sie sich laut: „Wir leben alle auf einem Planeten.“
„Auf einem Planeten, ja, ja in der Zeit der Mondfahrer und Gefährten, die den Mars tangieren sollen und auf ihm landen sollen schließlich, wenn das Tempo stimmt zum Anfliegen und Landen“. Ihr Mann dazu von nebenan, wo das Kindchen schläft , um das er sich kümmert, damit Anne in Ruhe lesen kann.
„Schläft sie ?“
„Alles gut. Die Seeluft tut ihr gut.“
„Ich habe noch ein Blatt “, sagt der Geheimdienstmann.
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Mai 22. Tagebuchblatt
Betrifft Anschluss an den Westen. Ukraine – WEST.
Junge Generation wie im „Osten“(DDR) 1989. Mehr nicht.
Aber auch nicht weniger.
„Wir wollten FREIHEIT“, rufen die weißhaarigen Bürgerrechtler im Keller des Hauses, in dem sie sich wöchentlich versammeln um zu beratschlagen, wie es weiter gehen soll: „Was sollen wir machen?“
Eine Frau nach einer solchen Versammlung zu Hause: „Wir müssen doch auf die Straße. Es brennt. Es geht abwärts.“
Sie ist wirtschaftsorientiert. Ihre Familie hatte ein Hausimperium im Leipzig aus der Sicht ihres Mannes, aus einer armen Pfarrersfamilie stammend.
Sie war Staatssekretärin für Familie, Frauen und Jugend. Sie hat praktische Politik gemacht.
Sie war in der Mühle und ist ausgestiegen, als das Vaterland sich vereinigt hat.
Sie hatte zu wenig an sich gedacht.
Zu wenig an ihre Familie. Die wäre gerne mit nach Berlin gegangen. In das Zentrum.
Sie hat nicht einmal ihren Titel als Urkunde abgeholt in der allgemeinen Überstürzung damals vor über dreißig Jahren. Als sie aufgehört hat.
Sie hat die Deutsche Demokratische Republik mit beerdigt.
Wir wussten zum Teil nicht, was wir tun.
Jetzt ist die AfD stark.
Alternative für Deutschland.

Meine Frau, Margard Wohlfarth in Oberammergau im März 2025.
Kultur-und Theaterwissenschaftlerin, Bereichsassistentin an der HU bis kurz vor unserem Umzug 1975 von Berlin nach Thonhausen in Thüringen. Dort Pfarrfrau, erkämpfte Anstellung beim Landestheater Altenburg. Deswegen Umzug 1988 in die Skatstadt Altenburg, Bürgerrechtlerin, Staatsekretärin für Familie, Jugend und Frauen 1990 in der letzten demokratisch gewählten DDR-Regierung. Nach der Wiedervereinigung Abgeordnete im Stadtparlament Altenburg/Th. und Kulturbürgermeisterin.
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Juni 22 Tagebuchblatt handgeschrieben
Ich sage: „TERROR ist das Schlüsselwort für Diktatur. Autoritär ist etwas ganz anderes.
Sogar in den farblichen Darstellungen by Stoere wird so unterschieden“.
„Ticker nennen wir diese Infos.
Und finden uns großartig, weil wir uns dann so fühlen, als wären wir auch Journaille und gucken auf die Fernschreiber“.
„ROTER TERROR – SOZIALISMUS wie wir ihn erlebt haben“, flüstert ein Bürgerrechtler im Keller“.
„Als Hintergrund, an den man sich gewöhnt hat, wie an ein Bild“, pflichtet ihm ein Rentner bei, früher Dokumentarfilmer.
Pause.
„Selbst wenn „nur“ noch psychologisch gehandhabt“.
„Von besseren Psychologen als in Westdeutschland (alte BRD)“, lacht die Gruppe.
„Ha, Ha, Ha.“!
Der Literaturexperte:“DZIERZYNSKI, das Vorbild für unseren Deutschen Geheimdienst in der Deutschen Demokratischen Republik.“
„Für den gesamten Ostblock“, pflichtet ihm sein Freund, der Physiker bei.
„Ach, was sind wir doch alle alt geworden“, lachen sie wieder im Alt – Männer-Chor.
„Wir sollten ein Kabarett aufmachen: Wühlmäuse oder so aus dem Osten, wo die Sonne aufgegangen ist. Schon immer. Jeden Tag. Und nicht unter, wie uns manche Schlaumeier aus dem Westen neuerdings weiß machen wollen“.
Sagen sie.
Hin und wieder.
Wenn es besonders spaßig wird.
„Jetzt aber mal die Luke auf“, ruft die einzige Frau, die an diesem Abend anwesend ist. Sogar eine Jüngere.
Sie ist neugierig.
„Was war die Antwort auf den Roten Terror in der Geschichte der ruhmreichen Sowjetunion, in der Geschichte Russlands? Der die Welt nicht verändern, sondern die Partei erhalten wollte?“, fragt der Redner im Keller, der für heute bestellt war.
„Antwort der WEISSE TERROR.“ Der wollte nicht die Welt verändern. Sondern die Partei der Bolschewiki abschaffen: Die Kommunistische Partei Lenins.“
Ein Fragesteller: „Siehe DER STILLE DON?“
„Jedenfalls in der Fortsetzung“.
„Damit wären wir mitten im BÜRGERKRIEG eines ehemaligen Landes mit der Grundlage: Furcht und Schrecken. Dostojewski hat das zur Genüge beschrieben“, fuhr er fort. –
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Kranzniederlegung 2023 auf den Friedhöfen in Gorzow (Landsberg/Warthe) mit Kadetten der Polnischen Armee. Hier der Neue Friedhof in Gorzow, auf dem auch deutsche Staatsbürger umgebettet wurden, nachdem der alte Landsberger Friedhof entwidmet wurde. Auf diesem Friedhopf gibt es polnische und russische Soldatengräber aus dem 2.Weltkrieg. Die Zeremonie im Park (ehemals deutscher Friedhof) und auf dem Neuen Gorzower Friedhof fand anlässlich des Tages der Versöhnung im Januar statt.
DANACH
ESSAYISTISCHER ROMAN, Fortsetzung aus dem 24. Kapitel
Michael Wohlfarth, unveröffentlicht.Privatdruck. Bei Interesse bitte melden.
michael.wohlfarth@t-online.de

Blick von der bb (BUCH BERLIN) Treptow.