In Erinnerung an die Biografie Dietrich Bonhoeffers. Er solle unbedingt bleiben, sagten die Freunde in den Vereinigten Staaten. – Zur Vorbereitung des ROMANs DANACH.

Fliegende
Blätter
werden
gelesen, vorgelesen
auf Deck in der Sonne
auf
dem
Ozean.
Atlantik
bei der Überfahrt von
USA/Deutschland.
Um endlich zurück zu
kommen.
Denn es ist Krieg.

Spannungen
Leben zwischen Krieg und wieder Krieg
Eine essayistischer Roman
Michael Wohlfarth
Impressum
Texte: Michael Wohlfarth
Umschlag: © Copyright epubli
Verlag: Michael Wohlfarth
Philipp-Jacob-Rauch-Str. 30
12559 Berlin
email: michael.wohlfarth@t-online.de
Druck: epubli-ein Service
der neopubli GmbH, Berlin
Personen:
Oliver, Geheimdienstler in den USA, Adoptivkind aus Hessen; Henry, eigentlich aus Magdeburg, Geheimdienstler und spezieller Begleiter von Oliver mit Sonderauftrag; Kollegen von Oliver und Henry; Anne, die junge Frau von Oliver aus Deutschland im Wald, – gemeinsames Kind von Anne und Oliver: Sophie, getauft in einer Baptistengemeinde New Yorks. In der Erinnerung Waldemar Fischer, Vater von Oliver; Mutter: Erna Thielemann alias Dr. Brunhilde Lengenfeld, Vater von Anne: Horst Leskow

„…s’ ist leider Krieg –
und ich begehre, nicht schuld daran zu sein...“
Matthias Claudius
Gewidmet allen ehrlichen Friedensfreunden, mit denen wir „seit Menschengedenken“ für den Frieden gearbeitet, demonstriert und gebetet haben. Unabhängig von ihrer Religion und Weltanschauung: Männer und Frauen, denen wir dadurch immer nahe waren.
Margard und Michael Wohlfarth
Stand Arena bb 25 Grosses I Nummer 10 unter Kriminalisten oder Bellestristik

ARENA LINDENSTRTASSE BRLIN bb25 mittig L 10 (Stand)
1. Buch
1
Wenn du meinst, es geht nicht weiter, schlag das Buch der Lieder auf – und singe.
Singe dem HERRN und von den Menschen. Warte, bis dir ein Zeichen gegeben wird.
Und geh’.
Wohin?
Wohin?
Sag wohin?
Hinaus in die weite Welt, zu den Menschen, die auf den Bus warten. Zu den Bäumen, die bis in den Himmel wachsen. Aber halte dich nicht zu lange auf und verirre dich nicht.
Kehre um und warte in deinem Haus, bis es klingelt und du weißt nicht, wer vor der Tür steht. Wer steht vor der Tür? Der Christus? „Siehe ich stehe vor der Tür und klopfe an?“
Der Stalker? Der dich verfolgt. Der Verbrecher, der schon lange einen Fuß in die Tür bekommen wollte? Wie er schamlos deine Niederlagen ausnutzt, alle Zeitfenster benutzt zum Einsteigen, die es nur gibt?
Ist es schon dunkel, dass du ihn nicht mehr erkennst im mageren Schein der Lampe aus dem Nebenzimmer. Oder ist es Tag und du kannst ausschließen den Bösen, weil du glaubst, du erkennst ihn im Licht der Stunden.
2
Es ist Nacht und du öffnest. Da steht sie – die Frau deines Lebens. Und du hattest geglaubt: nie seht ihr euch wieder. Zusammen den Kinderwagen geschoben durch den Sand – und dann bist du gegangen, die Gabelung nutzend.
In eine andere Richtung.
Du hast gewartet. Tagelang.
Nächtelang.
Jetzt hat sie den Bogen geschlagen und ist zurückgekommen von der Stadtmission. Umwege. Untiefen. Sie haben ihr Mut gemacht. Es noch einmal zu versuchen.Dabei war es doch alles so gut und schön. Sie kommen in dem verheißenen Land an und finden Heimat in der Baptistenkirche in der großen Stadt New York. So viel Heimat, dass sie sich trauen lassen, obwohl sie aus dem Osten Deutschlands gekommen sind, wo Kirche ein Feind – oder fremdes Wort – war und nur aufmüpfige Genossen und Nicht–Genossen und vor allen Dingen deren Kinder den Weg in eine Kirche fanden, weil es dort die Freiheit des Wortes gab und das Gefühl: hier kann man alles sagen. D.h. das, was man in der Schule, in der Partei nicht sagen konnte. Sie lassen ihre Ehe segnen und versprechen den Weg der Taufe zu gehen. Alles gut? Ich weiß nicht, ob ihre Vergangenheit sie quält. Die vaterlose Gesellschaft. Die Geschichten, die ihnen niemand erzählt hat. Ihre Familiengeschichten, weil sie noch Gegenwart sind.
„Weil es besser so ist.“
3
Der schwarze Pastor sagt: „Geh’ wieder hin zu deinem Mann. Auch wenn er dir unheimlich ist in seinem Beruf. Es ist ihm ja selber alles unheimlich, sonst wäre er nicht weggelaufen.
4
Ja, es stimmt. Das dunkle Geheimnis seiner Herkunft hat ihn getrieben in die Eisenbahnwaggons, wo die Dichter lesen. Dort auf dem weiten Feld in Amerika. Dorthin, wo Walt Whitman die Gräser singen hört. Er konnte seine Frau dorthin nicht mitnehmen. So einsam ist der Mensch, wenn es darauf ankommt. So einsam kann er sein.
„Deswegen ist er noch lange nicht glücklich, wie einige Leute uns weismachen wollen“. Sagt der Prediger unvermittelt und fängt an zu singen von den Sklaven, die frei werden, wenn sie nur glauben.
5
„Komm rein“, sagt Anne zu ihrem Mann. „Setz dich!“ Sophie schläft im Nebenzimmer. „Willst du sie nicht sehen?“ „Oh doch.“ „Dann komm.“ Auf Zehenspitzen öffnen sie die Tür ins Nebenzimmer und Sophie liegt gut versorgt in ihrem Stuben-Wagen. Wem sieht sie ähnlich? Keine Frage. Die Strapaze mit den Zügen und irren Hin- und Herfahrten im PKW wegen der Vermisstenanzeige ihres Vaters hat ihr nicht geschadet. Warum auch. Sie war immer ganz nah bei Anne, ihrer Mutter, die sie behütet hat wie Gott die Kinder Israels behütet in der größten Gefahr. Das hat Oliver überzeugt. Sie ist in der Dunkelheit gekommen, hat eine Freundin gebeten, auf das Kind zu achten, um Oliver zu zeigen: Ich liebe dich. Du sollst zurückkommen nach den Stunden und Tagen. Sie ist in das billige Motel gekommen mit den Türen zur Straße in der Nacht. Jetzt stehen sie wieder in dem Holzhaus und er nimmt sich vor, seine Arbeitsstelle zu kontaktieren, um zu fragen, ob er seine Auszeit abkürzen darf. Ob alles gut wird. Nicht, wenn er draußen bleibt. Es gibt zu viel Menschen, die draußen bleiben, weil sie die Welt bewegen wollten, aber in Wahrheit nicht mit ihr zu Recht kommen. Mit der Geschichte ihrer Welt. Vielleicht sollte er sich vielmehr von Henry helfen lassen. Er hatte sich angeboten unterwegs, als sie den Zug hinter sich ließen, den Grünen Zug, den Grünen Salon, den Club der Toten Dichter. Der sich in dem Moment in Luft auflöste, als die Kriegserklärung durch den Äther kam. Die Spezialoperation Putins im fernen Europa/Ost.Keiner hat geglaubt, dass es vorbei war mit der Sowjetunion. An den Zaren und sein Reich wollte niemand glauben. Dass es wiederkommt. Der Kommunismus war tot, es lebe die Nation. Die Weltrevolution bestand nur noch im Gegeneinander der Raketen mit Atomsprengköpfen. Wie hat Kennedy gesagt: unterirdisch geht alles weiter. Selbstfindung war gestern. Luxus auch. Luxus verteidigt man nicht. Das macht keinen Sinn, sondern nur Schuld. Weil nicht alle in Luxus leben können. Dann wäre es auch keiner mehr. „Du hast deine Sachen nicht dabei?“ Anne schaut ihn mit großen Augen an. „Ist das nur einmal ein Besuch?“ Lange Pause.„Nein, ich habe den Motel-Schlüssel nicht abgegeben.“-
„Ich hatte nicht mit dir gerechnet.“-
„Du brauchst Zeit?“
„Ja.“
Fühlst du dich schuldig?“
„Ja.“
„Das musst du nicht.“
„Warum nicht? – Ich habe dir von Anfang an etwas verschwiegen. Meine Mutter ist im Gefängnis mit einer schweren Schuld, die sie aus Rache auf sich genommen hat. Sie hat die Liebe benutzt und meinen Vater einen Abhang hinuntergestoßen. Das ist immer noch die alte STASI-SCHEISSE. Und das weißt du. Wir müssen zurück in unsere Heimat.“
„Über den Ozean?“-
„Kein neues Leben hier in den Staaten?“
„Nein!“
„Keine Neue Welt?“ Schweigen.
6
Natürlich hat strukturell gesehen der FREIKIRCHLICHE WEG – american way of live – seine Wirkung auf Oliver nicht verfehlt. Warum hat er sich denn eigentlich anwerben lassen, als er noch auf der Uni war und Betriebswirtschaft studierte. Seine Pflegeeltern, die er sehr liebte, fanden das am besten für ihn und sein Weiterkommen in dieser Zeit. Der FBI hatte nicht lockergelassen und den Judith – Plot nicht ruhen lassen. Ein Grenzübertritt mit tödlichen Folgen auf dem Boden der Deutschen Demokratischen Republik und die Rache danach von den Kindern des Opfers an dem Täter beziehungsweise dem Befehlshaber des Täters, der seinen Dienst an der Grenze versah. Das Dumme auch noch, dass der Offizier der Liebhaber ihrer Mutter war und seinen besten Freund mit ihr betrogen hatte. Er meinte, er hätte ein Recht darauf. Sie hatte ihn doch geliebt und nicht ihn. Die Kinder der Täter, die Rächer müssen nun damit klarkommen. Ein regelrechtes Angebot für Dienste, die nach Energien suchen, die unterirdisch graben und bohren.
Die neue Welt, die wir alle wollten. Die wir aber erst suchen mussten, als die alte zusammengebrochen war. Warum nicht gleich Amerika. Das ist doch wohl der Westen. Die stabilste Demokratie, wo die Freiheit so sicher ist, wie der Schuss aus dem Revolver im guten alten Western, den auch Leonid Iljitsch Breschnew so gerne gesehen hat. Der kleine Mann neben Erich Honecker in der Karosse die Straße hinunter. Vor dem Mauerfall. Und – ach – der Kuss – an den Mauerresten. Bunt.
Danach.
7
Und nun Krieg. Ausgerechnet jetzt, wo alle dachten es ist vorbei: Der kalte Krieg. Die Angst vor der Bombe. Wir konnten die Story nicht zu Ende erzählen. Der Plot ist uns im Halse steckengeblieben. Der Schöne Schluss in dem GRÜNEN SALON im Club der Toten Dichter wollte nicht zustande kommen: Da sitzen sie gelangweilt, nicht wie in der einen Nacht von den Tausend, nicht einmal so wie in den Märchen von Hauff aus einem deutschen Mittelgebirge. – Sie hofften alle, dass keiner mehr kommt. Keiner mehr geschickt wird. Keiner den Zug anhält und aufspringt, um seine Predigten los zu werden. Auch Oliver kann ruhig den Mund halten – oder hatte er ein paar Gedichte dabei, die er unbedingt noch vortragen wollte?
Wie das Kaffee Gedicht?
Komm wir gehen in das Café wo der Kaffee noch schmeckt.
Die Zitrone noch gelb ist ausgequetscht ins Stundenglas.
Die Torte vergiftet wird von den Heinzelmännchen die sie dann auch selber essen.
Und nicht etwa den Kuchen servieren.
So in etwa, das hatte er schon im Ärmel. Und noch viel mehr. Aber es sollte nicht dazu kommen. Er war auch zu schüchtern – in Wirklichkeit. Aber seine Schüchternheit war es diesmal nicht. Diesmal war es etwas ganz anderes. Höhere Gewalt. Schicksal? –

8
Krieg im Heiligen Russland, in der ehemaligen Sowjetunion. In der Heimat von Nikita Chruschtschow, Sergej. Ja, der mit den Schuhen. Wie ein Araber, wenn er besonders jemanden verachten möchte. Das ist die Ukraine. Seit dem Zerfall der Sowjetunion nach 1989 nicht mehr in der Föderation. Ein großes herrliches Land. Schwarzer Acker – du mein Gesicht, wie es Johannes R. Becher singt. Noch viel mehr. Wenn der Mond über der Weite aufsteigt und wir Kiew ansteuern, die RUS, im Spätsommer 1989. Wir müssen zurück nach Europa, dem Zipfel von Europa. Da im Westen. Durch Polen. Ein Land? Ja und nein. Grenzland zwischen dem Westen und dem Osten. Zwischen ROM und KONSTANTINOPEL – Moskau, das 3. Rom. Zwischen Polen und den Russen. Den Echten? DIE RUS IN KIEW, der Geburtsort aller Russen und Ukrainer in der Russisch-Orthodoxen Kirche. Die Geschundene.Die Priester, die ihr Grab schaufeln mussten, bevor sie durch Genickschuss fielen. Der Bolschewismus war kein Kinderspiel. Und die Gerechtigkeit ist es auch nicht. Klappen sie jetzt nicht das Buch zu, lieber Leser, geneigte Leserin. Wir müssen über Gott sprechen.Was ist ORTHODOXIE? Der rechte Glauben. Der sich nicht ändert. Der eigentlich Gremien und Konferenzen ausschließt, in d e r Annahme, es wird nicht besser, sondern eher schlechter, wenn es Veränderungen gibt, die aus unserer Sicht nötig sind. Sind sie nötig? Nur weil wir es im Moment meinen. Hinterher sagen alle: schlechter als vorher. Oder ist das russischer Fatalismus oder gar abgründiger Humor. Gogol.
„Ehe wir die Macht innerkirchlich austarieren zwischen Männern und Frauen, Alten und Jungen und sie umsetzen in Bürokratie – das Büro herrscht – lassen wir doch lieber alles beim Alten und versuchen Einfluss zu nehmen auf die Macht“. –
„Ja, es stimmt, wir beten sogar für den Teufel“.
„Wie im deutschen Kaiserreich, als Thron und Altar eine Allianz bildeten und sich gegenseitig zu ergänzen suchten von je dem eigenen Standpunkt aus?“
„Oder in England, wo die Königin die oberste Kirchenherrin ist zugleich?“
„Nein, so weit gehen wir nicht, wir reichen nur den Füllfederhalter, den goldenen, wenn der linke Ministerpräsident in Griechenland ein Gesetz unterschreibt“.
Sagen die Griechen, die Nachfahren von Homer.
„Ja, das kann doch nicht sein!“
„Aber es ist so“.
„Es ist sehr unterschiedlich“.
9
Nichts ist vergessen.
Wie der Stahl gehärtet wurde. Der stille Don. –
Die Schulzeit.
Die Budjonny–Mützen.
Der schwarze Acker. Der Mond. –
Der klapprige Moskwitsch.
Der Terror.
„Wir haben für die Freiheit gekämpft mit diesem Gefühl der Liebe und des Zorns“.
„Den haben wir immer noch“.
„Immer wieder“.
„Den schlimmen Jähzorn der Geschichte“.
„Der Zorn Gottes in unseren Herzen“.
„Den Heiligen Zorn“
So raunen sie, die Veteranen, die Wutbürger, die Revolutionäre und Rebellen. Auch die Neunundachtziger. Sie schauen sich erst einmal um wie früher, damit sie auch ja niemand hört und sie ihre Pensionen eventuell verlieren.
Paradox.
Die Kategorie des Glaubens seit Sören Kierkegaard. Positiv.
Nur so konnte die Einheit Deutschlands gelingen nach so vielen vergeudeten Jahren der Spaltung. Dachte ich, der Schreiber dieser Zeilen.
Wie habe ich geglüht in diesem Glauben vor und nach 1989.
Gegen Unterdrückung mit Hilfe von Solidarnosc, den Erinnerungen an Ungarn und Tschechien. Mit GORBI auf den Lippen. Zitternd vor Angst auf dem RING in Leipzig. Heldenstadt. Und jetzt? GORBI weg. Putin da. Nationale Konflikte im Osten, die einen Krieg heraufbeschwören. Das ist kein Klassenkampf. Ja, natürlich IMPERIALISMUS WIE AMERICA.
Das passt.
Uralte Nationen.
200 Jahre zählen nicht.
Der Zar ist für die Gläubigen da, wie die englische Königin. Er hält sie zusammen. Er wiedervereinigt sie: die vielen kleinen Emigranten-Kirchen der Russen in die große R O K. Ja, es kann sein, dass die Metropoliten alle beim KGB waren, wie unsere Theologieprofessoren an der Humboldt – Universität zu Berlin.
„Verschwulte Gesellschaft.“
Kyrill heizt den Krieg an und fühlt sich moralisch auf der richtigen Seite.
Kreuzzug?
Ja, fast.
Das ist nicht neu.
Ich erinnere mich Mitte der 60iger Jahre. Vietnamkrieg.
Laszive Bilder in der eingeschmuggelten BILD aus Westberlin.
Besuch aus der Tschechoslowakei oder weiter aus dem Osten: DIE SCHLAMMFLUT KOMMT aus dem Westen.
Dieser Satz ist bei mir hängengeblieben. –
Wir sitzen in dem kleinen Zuschauerraum in der Otto – Schill- Straße.
Der Intendant Herbert D. hat neben sich den Popen aus einem Ostland.
Wahrscheinlich war es nicht einmal ein Pope. Sondern ein Reverend. Egal.-
Wir hören zu. Die Spieler und Spielerinnen dieser österreichischen Erfindung: SPIELGEMEINDE. – Der Mann aus der Singebewegung verkauft sie an den Sozialistischem Deutschen Staat als ein landeskirchliches Unternehmen. In meinem SVK – Ausweis ist eingetragen für diese Zeit: Volksmissionarischer Mitarbeiter.-
Ein Trost für meinen Vater.

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Danach…
…in den Zehner-Jahren des Neuen Jahrtausends im Ruhestand, der mir die Zeit gibt zu schreiben und zu predigen auch noch und zu reisen in einem Kleinbus westlicher Bauart der Oberpfarrer des Kirchenkreises kurz vor der Weichsel auf der Fahrt nach Königsberg-Kaliningrad über die Heimat seiner Vorfahren:
„Die Westtüren der Kirchen in Ostpreußen mussten geschlossen bleiben: der Teufel kam durch diese“.
Vor der Kaliningrad–Reise von Berlin aus… immer wieder mein auch weitergegebener Eindruck nach Reisen ins Heilige Land:
„Die griechische Linie im Heiligen Land ist mir glaubhafter als alles andere. Die christliche Kirche, durch den Apostel Paulus in Rom gegründet, mag katholisch geworden sein durch ein Bedürfnis des im Untergang befindlichen Weltreiches nach Frömmigkeit, die zusammenhält. Die Kirche – in der Heimat Jesu geblieben – hat orthodox – vielleicht sogar theokratisch im Kern – ihren Siegeszug angetreten über das Mittelmeer nach Griechenland, in den Balkan bis nach Kiew.
Wo ist Iphigenie geopfert worden? Im Schwarzen Meer.
Insel. Osten. Wo die Sonne aufgeht und nicht unter.
DAS GEMALTE BILD JESU DIE IKONE.
HABEN SIE MITGENOMMEN. DIE MISSIONARE.
EIKON.
Männer, geht auf den ATHOS und bewundert die Sammlungen der Mönche – Bewahrung der Philosophie Griechenlands in kluger Absprache mit den Weltherrschern, dem Osmanischen Reich, den Sultanaten.
Besucht die Klöster!
Das größte – Putins Werk – mit eintausend Betten. Am Strand. Da musst du keine Treppen steigen.
„Besorgt euch die Genehmigung zum Wandern in der Mönchsrepublik, Griechenland verpflichtet. Ganz knapp dem Kommunismus entronnen. Auf der Kippe, in der Geschichte des 2. Weltkrieges – und kurz danach“
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Vorwärts und nicht vergessen aus dem Geschichtsunterricht der Deutschen Demokratischen Republik in den entsprechenden Klassen : Die Russen haben den Großen Vaterländischen Krieg mit den Ukrainern und allen anderen Völkerschaften, die zu ihnen gehörten in der Roten Armee, gegen Hitlerdeutschland gewonnen.
Jetzt: Den Kommunismus haben sie verloren. Aber die Skepsis gegenüber dem Westen blieb.
Den Teufel nicht durch die Hintertür hereinlassen.
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Ich war neulich…in einer Akademie. Jemand hat gelesen. Danach Ständerling, wie die Schwaben sagen. Gab es Salzgebäck, Sekt? Ich weiß es nicht mehr. Eine Pastorin, mit einem Juristen verheiratet, zuständig für Kultur-Ansagen der evangelischen Kirche, diskutierte heftig positiv mit Studierenden der Humboldt – Universität.
Sie duldete keine Unterbrechung oder gar Störung bei diesem Empfang.
Sie wurde später Oberkirchenrätin.
In den Talkshows ungewöhnlich überzeugend.
Ich sollte mich gedulden, bis ich dran kam, um ihr dieses Kompliment zu machen.
Das war mir doch zu blöde. So fiel ich dem Nächstbesten in die Arme, einem NATO–Mitstreiter aus Regensburg.
Auch das noch.
„Wenn Russland in die Nato käme. Was soll sie dann noch. Dann können wir sie ja gleich auflösen.
Wir haben sie ja wegen Russland gegründet.“
„Wegen der Sowjetunion,“ entgegnete ich nicht, sprachlos. Ich ließ ihn stehen.
Waren nicht Millionen zum Opfer gefallen wie das französische Schwarzbuch des Stalinismus sagt. Mehr als in Deutschland zwischen 1933 und 1945?
In Frankreich darf man solche Rechnungen veröffentlichen.
Wissen sie eigentlich etwas von dem weiten Weg der Schauprozesse in der Sowjetunion der dreißiger Jahre zu heute, lese ich gerade von einem Betroffenen?
Wissen Sie, dass wir Bibeln schmuggeln mussten, weil sie verboten waren in der Sowjetunion. Könnten die Schmuggler fragen.
Russland ist nicht die Sowjetunion.
Umso schlimmer: jetzt ist Krieg. Die Offenbarung des Menschen.
Irgendwie ist es wie bei unserem Globus, den wir nachts erleuchten, damit er uns leuchtet in der dunklen Wohnung, wenn wir herumtappen und keinen Schlaf finden. Als er ankam bei uns wurde er gründlich inspiziert. Herstellung in einer bestimmt sehr soliden kleinen Firma im Südwesten. Alles gut. Die Farben nachts und die Farben am Tage. Aber da – die große ruhmreiche Sowjetunion, das Feindbild schlechthin für jeden anständigen Biedermeierbürger im Westen Deutschlands. Sie haben es nicht verbessert. Einfach nicht für nötig gehalten. Sie haben keine neuen Grenzen ziehen wollen. Zu teuer? Keiner hat es bis jetzt beanstandet. Wir auch nicht.
Das Lachen allerdings ist uns vergangen, welches wir bis dato zur Not auf Lager hatten für solche Fälle der geschwätzigen schwäbischen Gemütlichkeit: Wir lassen es. Die Grenzen. Die Größen des Landes. Die Namen, die fehlten, wurden nicht neu gestaltet über den östlichsten Erdball gezogen in feiner neuer Schrift: Föderation Russland, Usbekistan, Ukraine. Kasachstan, von den kleinen Staaten im Kaukasus ganz zu schweigen. Wie kann man nur. Wie weit weg kann man nur.
Ich habe mich inzwischen an den Globus gewöhnt, den alten und daran, dass sich nichts geändert hat im Westen. Die alten Feindbilder, damit wir die NATO weiter so betreiben können wie bisher. Mit allen Vorteilen.
Das ist gefährlich.
So gefährlich ist die Russlandpolitik Amerikas, Englands. Wir machen mit? Sogar Frankreich? Italien?
Gönnen Sie den Russen keine Nationalität ohne die Sowjets. Keine Identität durch ihren neu gefundenen Glauben. Denn einen Glauben braucht der Mensch. Ein Band, was die Menschen (SMAIL) zusammenhält. VERBINDET. Über alle Unterschiede hinweg.
NACH DEM KOMMUNISMUS IN RUSSLAND. Die pax sovietica ist zu Ende. Die amerikanische geblieben. Schon deshalb sollten die USA aufhören von Freiheit zu reden.

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Oliver verabschiedet sich und wird zurück in sein Motel gehen. Aber er wird wiederkommen. Das hat er versprochen.
Er geht jeden Morgen los und wartet an einem bestimmten Punkt, bis ein schwarzer Wagen hält und ihn mit nimmt in die Dienststelle.
Er ist immer noch Spion im Auftrag und erfüllt seine Aufgaben gewissenhaft.
Am Abend kann er in einem Bus steigen, der ihn fast bis vor das Motel bringt. Abends schaut er meistens fern.
Das ist ganz und gar nicht ergötzlich. Vor allen Dingen alleine nicht.
„Da brauchst Du jemanden, der neben Dir sitzt oder in greifbarer Nähe“. SMAIL.
Er ist nicht schwul, sondern begehrt immer noch schöne Frauen, wenn er sie sieht. Gerade in der letzten Zeit merkt er es. Seitdem er sich zurück-gezogen hat auf Anraten seines Freundes und Seelsorgers Henry vom amerika-nischen Geheim-dienst für besondere Fälle.
Eigentlich Mädchen – unverdorben – die sich ihre Mädchenhaftigkeit bewahren. Das waren und sind seine Idole.
Da war er gut aufgehoben bei seiner Frau Anne.
Nun hat er sie vor den Kopf gestoßen und sie ist gekränkt. Sie haben ja auch ein gemeinsames Kind, Sophie.
Auf dass sie sich so sehr gefreut haben.
Da ist das natürlich nicht mehr nur eine Sache von zweien und Idolen, sondern sie sind zu dritt, eine Familie.
Das hatte vielleicht zu wenig auf dem Programmzettel seines verheirateten Lebens gestanden.
14
Oliver Leskow, Agent des FBI in den USA.
Eine heilige Familie, wie Henry sagt.
„Ihr seid Weihnachten!“- das ist seine ständige Rede.
„Vergesst das nicht!“ Predigt er.
Lasst es Euch nicht ausreden, sagt er. Von irgendwelchen Leuten, die im Unglück sind und andere damit hineinziehen wollen, wie Betrunkene, die andere mit betrunken machen, damit ihr Delirium stimmt und sie sich sozial abgefedert fühlen: finanziell, gesellschaftlich und persönlich. Nach dem Motto: „Ich bin so, viele andere sind auch so. Gut so. Und wenn sie es nicht sind, müssen wir sie so machen. Dann haben wir ein soziales Problem und der fürsorgliche Staat handelt!“
„Ist das nicht unsozial wie Du redest?“ sagt Oliver in einem Gespräch mit Henry.
„Ich suche doch auch nur meine Freiheiten.“
„Genau darum geht es“, sag dann Henry und wiederholt
„Weihnachten, Karfreitag, Ostern, Pfingsten. Feiert das Leben.“ Er ist ein frommer Mann. Und das mit dem Feiern hat er von einem katholischen Freund seiner Frau, der das ihr mit auf den Weg gegeben hat, als sie Berlin verlassen haben, um Gemeinde in einem Wismut- Dorf in Sachsen und in einem Bauerndorf in Thüringen aufzubauen. Wenn es damals auch nur Bezirke gab, Rayons nach sowjetischem Vorbild. Jeder wusste wo Sachsen lag und wo Thüringen und das es Grenzdörfer gab; die Landeskirche Thüringen war übergreifend. Ob nun Rayon im Sozialismus. Oder Königreich Sachsen und Herzogtum Altenburg in der Kaiserzeit oder Freistaat Sachsen und Freistaat Thüringen in der Weimarer Republik oder im sogenannten 3. Reich.
„Er kommt in Wirklichkeit nicht mit seiner Vergangenheit klar, weil er in Wirklichkeit keine hat,“ sagt Henry im Austausch mit seinen Kollegen.
Und dann: „Eigentlich hat er ja gar keine Vergangenheit, weil man sie ihm verschwiegen hat“
„Nein, noch mehr: Man hat sie ihm erschossen an der Grenze zwischen GUT UND BÖSE in dem alten Europa.
Vermint, Beton, Stacheldraht, Schießbefehl- Demarkationslinie, Eiserner Vorhang. Seinen Großvater, den Vater seiner Mutter.
„Oder in einen Abgrund gestürzt. Aus Kalkstein“. Seinen Vater. Das ist eine lange Geschichte mit biblischem Ausmaß.
„Im Westen Deutschlands dann“?
„Ja.“
Die Kollegen in dem Verwaltungsgebäude lassen Henry laut nachdenken, als ob er allein in dem riesigen Gebäude wäre. Das schätzt er an ihnen.
Sie sind nicht nur kollegial, sondern solidarisch. Sie wissen, wer er ist.
Als einsamer Mensch hier angereist, aus gutem Elternhaus in der Magdeburger Börde.
Er, der eine Vergangenheit hat.
„Und Oliver?“
„Also ein Geheimnis? “, flüstert der Konvent.
„Sogar ein mörderisches“, antwortet der Geistliche seinem Vorgesetzten, als der ihn rundheraus fragt und wissen will, wie es denn nun weiter gehen soll mit dem jungen hoffnungsvollen Mitarbeiter aus der Pflegefamilie in Deutschland.
Mit der Mutter und so weiter?
„Gute Leute brauchen wir,“ nickt der General.-
„Können wir ihn gut gebrauchen?“-
„Missbrauchen?“- Der General schaut zum Fenster.-
„Kann sein. Sie sind gefügig. Sie sind angewiesen auf uns.“ Pause
„Aber die Zuverlässigkeit ist ein Problem. Die müssen wir ersetzen.“-
„Wir sind die Familie. Corporate Identity.“- Sie sind sich einig.
Der General und der gesamte Konvent.
Henry hatte das nicht vergessen.
Henry, der Sozialarbeiter und Seelsorger.
15
Auf dem Schiff.
Aber es war alles überholt durch die Ereignisse. Anne und Oliver saßen längst auf der Schiffsbank auf dem Deck des Segelschulschiffes, dass zurückfuhr nach Deutschland in seinem vierteljährigen Hin und Her zwischen der alten und der neuen Welt. Sie hatten sich dann doch sehr, sehr schnell entschlossen, um ihre Ehe zu retten, dem Kind die Eltern als Zusammenhalt zu erhalten und nicht nur als Erzeuger und Empfängerin.
Sie hatten Glück, dass sie nicht zu spät kamen und die Rückfahrt des Schiffes nicht verpassten. Die Formalia dauerten nicht so endlos lange und die Arbeitsstelle von Oliver war nicht gar so böse, weil es ja immerhin eine Krise gab in der Beurteilung von Oliver, was Zuverlässigkeit anging und Zukunft für den Mitarbeiter des Geheimdienstes in den Vereinigten Staaten von Amerika. Nicht, dass sie ihn nicht behalten hätten – auch im Auge behalten hätten müssen – sie waren dabei, sich Mühe zu geben. Henry, der Magdeburger war ihr Gewährsmann.
Aber das Entscheidende muss dann schließlich von den Betroffenen selber kommen. Das meinte auch Henry, als er erfuhr, dass sie nichts mehr halten würde. Er wünschte ihnen Glück und war sich nicht mehr so sicher wie sonst bei solchen Gelegenheiten, ob er nicht auch am liebsten zurückkehren wollte.
Bei der Weltlage. Krieg und Kriegsgeschrei. Apokalyptik aller Orten. Da kommt man schon auf dumme Gedanken. Aber seine Frau hinderte ihn. Sie war Amerikanerin durch und durch und glaubte nicht an den Weltuntergang. Und fühlte sich zwar ihrem Mann verpflichtet, aber nicht einem LAND WIE DEUTSCHLAND.
Oliver mit seinen deutschen Verwandten und Anne mit der Großmutter in der Muschel hörten den Wald immer wieder rauschen, den deutschen mit seinen schrecklichen Geheimnissen und notwendigen Offenbarungen.
Ihr Kind musste sich bemerkbar machen und Anne ging mit ihr auf Deck in die Sonne des Meeres.
Die Familie vertrug sich mit der Mannschaft und der üblichen Klientel dieser Route. Harmlose junge Leute, die – eigentlich wie Oliver – eine corporate identity brauchten, um nicht schutzlos der Willkür ihrer eigenen Stimmungen ausgeliefert zu sein und Drogen zu nehmen, wenn sie ausblieben.
Sie waren einfach auf viel Freundlichkeit angewiesen. Und dazu war dieses Schiff gerade richtig. Die Mannschaft entsprach dem voll und ganz.
Sophie war inzwischen drei Jahre alt und der Krieg in Europa dauerte. Jeder behauptete keine Kriegspartei zu sein und schob Waffen zu seinem Favoriten, nicht einmal heimlich. Alle Werte von vor dem unausgesprochenen Krieg galten nicht mehr oder wurden auf den Kopf gestellt. Aus den Freiheitskämpfern wurden Friedensfreunde und aus den Friedensfreunden wurden Freiheitskämpfer. Die Friedensfreunde nannten sie Bellizisten…

…Eintragung Kondolenzbuch in Russische Botschaft, danach Cafe Unter den Linden, gegenüber———————————————————————-

…über die berühmte Brücke in der Nacht wegen Mauerfall feiern und Gedenkgottesdienst in Grünau, auf Wunsch des Gemeindekirchenrates. Die Mauer entlanggefahren , die nicht mehr steht. Nur in Ausnahmen.

…Schriftsteller unter sich in dem Bürgerhaus Frankfurt/Main, in dem sich Bader -Meinhoff versteckten, als sie gesucht wurden. KÜCHENLESUNG MIT VERLEGER EINGETRAGEN ALS ERSTE VERANSTLTUNG ZUR BUCHMESSE.
Aus dem 2. Buch


…Anne kehrt zurück nach Berlin. Sie hat genug gehört und gesehen. Sie hat die gute Waldluft ein und ausgeatmet und sich beruhigen lassen von der Großmutter, ihrem Vater, ihrem Kind. Sie hat das Grab ihrer Mutter besucht und den Pastor. Sie weiß was Stille ist. Und die wird ihr keiner nehmen.
3
In eigener Sache…
Dies ist eine Szene mit Chor, Fragesteller und Bewohner von Müggelheim, den südöstlichsten Rand von Berlin, betreffend. Gefunden als Textheft für ein Amateurtheater, sogar aufgeführt und in Regie gebracht auf Kosten des damals noch kulturfreundlichen SENATS VON BERLIN bezw. Des Stadtbezirkes Berlin Treptow-Köpenick. Es soll Applaus gegeben haben nach der Aufführung des Stückes in dem Wohnort, um den es geht:
Fragesteller:„Sie wohnen in der Philipp-Jacob-Rauch-Straße?“
Bewohner:„Und zwar dort, wo früher versucht worden ist Wein anzubauen wie in der rheinländischen Pfalz. Dann doch besser Kartoffeln wie in Preußen und Amerika. Und Korn und Weizen“.
„Sie haben sich in diesem Berliner Dorf eine Wohnung genommen, nachdem sie gerechnet haben wegen der Miete?“
„Es ging. Der Weg zur Arbeit war nicht wesentlich beschwerlicher als der innerhalb der Stadt“.
„Philipp Jacob Rauch muss ein Pionier gewesen sein, den der Preußische König angeworben hat, um seinen Sandboden, in dem nur Kiefern wuchsen, zu bevölkern?“
„Die Sage geht: in Konkurrenz zu Amerika“?
„Und eigentlich war der Oderbruch gemeint und nicht das Wald-und Seengebiet, welches später nach dem Müggelseee und den Müggelbergen Müggelheim genannt wurde“.
„Die Sumpf-und Mückenplage im Oderbruch waren so allgemein und unbekannt für die Pfälzer, dass sie, die vor den Erbfolgekriegen im 18. Jahrhundert flohen, lieber an den Ufer des Müggel-Sees wollten“.
„Und sollten dann! Und nicht mehr an die Oder, wo Friedrich der Große doch Großes vorhatte mit ihnen“.
„In der DDR hat man gerne verschwiegen – und das deckte sich mit der Berliner Säkularisierung in alten und neuen BRD-Zeiten – dass es konfessionelle Gründe gab, von der Pfalz weg zu gehen, die Heimat zu verlassen“.
„Sie waren Protestanten und wollten nicht in die Hände eines katholischen französischen Herrschers fallen“. „CONFESSIO heißt Bekenntnis und in der DDR gab es nur ein Bekenntnis, nämlich das zum Sozialismus“. – Zwischenruf aus dem Publikum:„Welches Bekenntnis prägt uns?“ – „Nur verwunderlich, dass selbst in sogenannten kirchlichen Kreisen diese Fälschung herunter gespielt worden ist und stattdessen alles Mögliche unwidersprochen gedruckt wurde, was für den Ortswechsel ausschlaggebend war, nur nicht der Glaube der Glaubensflüchtlinge“.
Lange Pause
Bewohner:„Da ich selber, Bewohner hier und gleichzeitig der Autor dieses Sketch , Vorfahren habe, die aus solchen Gründen ihre Salzburger Heimat verlassen mussten und unter unsäglichen Mühen mit Sack und Pack sich eine neue Heimat gesucht haben…in den Niederlanden…andere in Ostpreußen, möchte ich dieses Lied singen, wenn es um die Entstehung dieses Ortsteiles geht. Zumal das Kirchlein, welches ausschaut wie ein Feuerwehrhäuschen im Quadrat, dem Autor ebenso wenig gleichgültig ist wie die Fluchtgeschichte selber, aber genau damit auch zusammenhängt. Das erste bei den Siedlern war immer: Kirche und Schule. Auch in Preußen. Nicht nur in Amerika“.
„Übrigens auch in jeder missionarischen Unternehmung weltweit, soweit es christlich ist“.
Pause.
Fragesteller:„Ich nehme aber an, dass es in andern Konfessionen und Religionen ähnlich sein wird, wenn es um ein spirituelles Erbe geht, dass – egal , wo auf der Welt – etabliert wird“.
Bewohner:„Ich erzähle das so ausführlich, weil es uns immer ärgert, auf welche Weise Profil verloren geht zugunsten einer Menge von Fakten, die einen dann erschlagen (beeindrucken) wie ein Steinschlag“.
Chor:“Oh – wie schön. Wie toll!“
Chor:“Oh Wissenschaft. Oh Akademie!“ –
Bewohnerin:„Oh, wie fallen wir immer wieder darauf herein und wundern uns dann, wo alles, was doch gut war, verloren gegangen ist. Nicht nur der Himmel, nein auch die Erde. Sie wird auf diese Weise wüst und leer – wie vor dem Beginnen“.
Bewohner:“Müggel heißt eigentlich MUGEL. Mugel heißt Grab. Der Müggelberg ist ein Kultberg der Sprewanen, der Urbevökerung dieser Gegend abwärts vom Spreewald kommend. Immer der Spree und der Dame entlang. Woher ich das weiß? Mit dem Fahrrad unterwegs an einem großen Hotel am See lese ich: MUGEL und die dazugehörige Erklärung. Damit die Hotelgäste wissen wo sie sind. Das sollten sie dann nicht mehr. Gab es Ängste? Das war schon vor Corona. Nein sterben wollen wir noch nicht. Das ist unheimlich. Dass die alten Völker eine Religion hatten, vielleicht eine primitive mit Kult-Berg, nicht ganz so wie auf Rügen, aber immerhin, muss kein Tourist wissen“.
Chor:„Wir sind empfindsam.“
Chor:„Sagt wer?“
Chor:„Sagen sie“.
Chor:„Wer, die Gäste oder der Anbieter?“
Fragesteller:„Irgend ein Programmierer hat es entdeckt, als der dem Ganzen neuen Schwung verleihen wollte und nahm sich dieser Info an“.
Bewohner:„Ich war sehr enttäuscht, als ich bemerkte wie flach und hohl alles wurde, was ja immerhin einen gewissen Tiefgang hatte. Man konnte sich schon wundern. Erst, dass solche Dinge in einem Schaukasten zu lesen waren und dann: nicht mehr. Auf einmal“.
Jemand aus dem Publikum:„Ja, alles kostet seinen Preis“.
Chor:„Die Neue Zeit“. Lange Pause.
Chor:„Der Glitzer und der Glammer“. Pause.
Chor:“Wir wollen so etwas nicht hören. Oberfläche bitte. Bitte, bitte!“
Bewohner:“Mugel gleich Grab gleich Kultberg, der Müggelberg und der Müggelsee. Mit Mücken hat das absolut nichts zu tun“.
Bewohnerin:„Wie Kitzbühel in Tirol nichts mit Kitzen zu tun hat“.
Fragesteller:„Da mag es noch so viele Holztiere davon geben, weil man ja schließlich etwas mitbringen muss für die Kleinen“.
Chor:„Vergiss es“.
Chor:„Verzeih es“.
Es ist alles so lange her und selbst Napoleons Truppen haben das Dorf nicht finden können auf ihrer Futtersuche…und mehr.
Zum Autor der Szene noch einmal extra gewendet der Schauspieler, der die Fragen aufwarf:
„Sie Sie haben sich als Autor dieses SKETCHES geoutet. Sie wohnen dort also wirklich?“
„Ich und meine Frau M. seit nunmehr über 18 Jahren. Seit meinem Ruhestand. Unsere Kinder und Enkel kommen uns dorthin besuchen und auch andere, die gucken wollten, wo wir geblieben sind. Damals: erste Besuche. Es ist natürlich sehr weit draußen hinter den sieben Bergen. In dem Fall die Müggelberge. Über dem See. In diesem Fall über dem Müggelsee. Wenn Du auf der Terrasse sitzt und lauschst, am besten gegen Abend, noch besser in der Nacht: Du hörst ihn rauschen: Den Wald, den Henry-Potter-Wald. Du hörst, wie das Wetter umschlägt. Du siehst wie auf einmal die Flugzeuge vom Flughafen Schönefeld nicht mehr starten, sondern landen, je nachdem aus welcher Richtung der Wind kommt.
Allein die Strömung ist aussschlaggebend, damit die Flügel tragen. Wie wenn Du Drachen steigen lässt. Du musst den Finger in den Wind halten, um zu wissen in welche Richtung du rennen musst, damit er steigt. Das bringst du Deinen Enkeln bei auf der Kirchenwiese, wo jetzt eine KITA gebaut wurde. Eine Freude, wenn er steigt. Und Trauer, wenn er abstürzt, weil du nicht wusstest, wo der Wind herkommt.
Oder das Bellen des Hundes ganz weit draußen in der Siedlung, wo früher die Äcker waren. Oder natürlich das Singen der Nachtigall, bei offenen Fenster. Das Käuzchen. Die Glocken der Gottesschachtel in Richtung Osten. Bei Westwind hörst Du sie nicht?“
„Möchten Sie noch etwas sagen?“
„Nein.“
4
Oliver holt Anne und Sophie ab vom Hauptbahnhof in der Mitte Berlins und alle drei sind wieder froh vereint.
„Ach mein lieber Iwan, was machst du mir für Kummer. Du schreibst nicht. Du appst nicht, du telefonierst nicht. Hast du überhaupt keine Sehnsucht nach uns?“, sagt sie schließlich selig in Wagen 3 der Erknerbahn. Sophie nickt eifrig. „Ja, Papa, Mama hat recht, du hättest ruhig ‚mal anrufen können. Die Großeltern und die anderen haben sich nur gewundert. Immer mussten wir anrufen und ein paar Worte aus dir herausquetschen.“
„Ihr könnt das eben alles viel besser, als ich.“
Damit war das Gespräch beendet und jeder guckte weiter selig vor sich hin oder zum Fenster `naus, als es durch die Wuhlheide ging. Endlich Köpenick, das Straflager in Volker Kutschers Berlin-Babylon für sozialdemokratische Polizisten im 3. Reich.
„Was sind wir doch, was haben wir…“summte plötzlich jemand in der Nachbarschaft.
„Ein lustiger Vogel“, dachte Anne und Oliver schaute sich um, wer noch alles im Abteil sitzt. Sophie summte mit. Plötzlich wurde Iwan Leskow lebendig und fragte;“Wie war es denn nun, erzähle doch `mal, Anne. Und du, Sophie, bist nicht so vorlaut.“
Da war aber auch schon das Kaufhaus und die Station. „Erst einmal aussteigen!“
Und man musste sich sputen zum Bus zu kommen.
„Erst mal`, erst `mal“, brummelte Oliver, eingetragen als Iwan (Russlanddeutscher).Als sie endlich im Bus saßen, hatte jeder vergessen, was er sagen wollte, weil sie so glücklich waren, sich wieder zu haben nach der langen Trennung.
Es war ja auch spannend, das Leben in Berlin.
Da gehen sie. Sie mit ihrer berühmten Umhängetasche aus Amerika und Oliver zog den Wagen mit den kleinen Rädern für alle Rollbahnen der Welt. In diesem Falle für die Bahnsteige nach Süden in den Fichtenwald und wieder zurück zu den Kiefern und den roten Dächern auf der Südseite der Müggelberge, dass es nur so knallt, wenn die Sonne scheint. Gerade im Winter. Aber jetzt ist Frühling. Ostern steht vor der Tür. Sophie mit Extra-Wagen von Oma geschenkt. Oma von Anne. Die Gute, die immer telefoniert hat über den Ozean, mit der Anne immer reden konnte. Die ihre Tochter verloren hat und eine neue Familie gewonnen hat durch den Schwiegersohn aus dem damaligen Osten, der überlebt hat gemeinsam mit Sophie, als die Autos schlingerten auf der Hochstraße. Damals kannten sie sich noch nicht. Diejenigen, die in den Autos saßen. Im Gegenteil. Sie waren Feinde und wollten sich töten. Ein Rachefeldzug mit den falschen Leuten im Visier.
Nun erreichen sie endlich das Gartentor zum sogenannten Wohnpark, eine Erfindung der Gartenbauarchitekten und Architekten, die diese Siedlung neu bauten.
Da kommt ihnen Petruschka aus Marzahn entgegen. Iwan hat sie angeheuert für die Wiederkunft seiner Frau mit Sophie aus dem Wald im Westen Deutschlands, der Heimat von Anne. Jetzt eilt sie und hält die Tür zum Bungalow. Alles gut. Zu Hause zwischen Müggelberg und Müggelsee.
Petruschka ist großartig und hat Kuchen besorgt und trägt den Kaffee auf.
„Hallo Petruschka, das ist ja toll, dass ihr mich nicht vergessen habt!“
„Wie sollten wir.“
„Wo ist Dein Mann?“
„Er wollte nicht mitkommen.“
„Warum?“
„Er ist immer noch so bedrückt, weil es diesen Krieg gibt im Osten.“
„Da muss er doch gerade mitkommen.“
„Das stimmt“, sagt Iwan.“
„Wir können uns doch nur gegenseitig trösten und Gott um Hilfe bitten in diesen wirren Zeiten.“ Sophie hält die Hände der Petruschka fest und zieht sie neben sich auf das Sofa. Dann erzählt sie von den Erlebnissen, die sie gerade hinter sich haben. „Der Großvater war ganz prima. Er ist ein richtiger Auto-König geworden in seinem Wald. Und Oma und Uroma haben getratscht, was das Zeug hält.“
„Die Oma ist die 2.Frau von Opa nach einem Unfall“, fügt Anne an.“Bei dem Unfall ist meine Mutter um s Leben gekommen“. –
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Am nächsten Tag wollten sich Anne und Sophie von ihrer Reise erholen. Am übernächsten auch noch. Dann war wieder Alltag. Die Schule begann wieder und Anne musste sich vorstellen auf dem Arbeitsamt. Sie haben ihr eine Stelle in Aussicht gestellt.
Lehrerin für die Klassen 1-4. Ihr Traumberuf, den sie schon angefangen hat zu lernen in Amerika.
Mal sehen was sie sagen. Ja, sie müsse einige Kurse besuchen, um die Eignung vor Berliner Schulklassen garantieren zu können. Was allerdings für Amerikaner nun gerade kein Problem sein dürfte.
Und auch noch, wo sie doch aus dem New Yorker Umfeld nach Berlin umgezogen ist. Außerdem ist ihr Mann auch ein pädagogischer Typ, der nicht ohne Grund als Ausbilder in der russischen Armee eingesetzt war von der Behörde, die für Freiwillige aus dem Ausland zuständig war. Und auch die erste Zeit in Berlin: Berufschule, in die Jugendliche aus dem Holzfach ein und aus gingen!
Also los. Nachdem sie die Kurse besucht hat und die Eignung bestätigt wurde hat man ihr zwei Schulen angeboten. Da die Familie ihren Wohnsitz in Köpenick hatte, hat sie sich die Köpenicker Schule ausgesucht und einen Termin vereinbart mit Hilfe des Arbeitsamtes und und der entsprechenden Einrichtung des Berliner Senats. Es wurde die Humboldt-Schule. Sie hätte auch ein christliches Gymnasium wählen können mit KITA und unteren Klassen, aber sie wollte sich zumuten in einer typischen Ostschule zu unterrichten, gerade weil ihr Elternhaus im Westerwald zu finden war und ihre Jugend und Ausbildung US-amerikanisch gelenkt wurde. Wenn man das überhaupt so sagen darf.
Also freute sie sich: Auf die Kollegen und Kolleginnen, auf den hoffentlich smarten Direktor und vor allen Dingen auf die Kinder.
Sie war in der Lage alle Fächer für die Unterstufe zu übernehmen. Am 5. September 2024 sollte der Unterricht beginnen. Sophie ging in eine andere Schule und war inzwischen in der 8. Klasse. Sie würden alle zusammen aus dem Haus gehen. Jeden Morgen. Und in verschiedene Richtungen fahren. Oliver in seine Holzbude, weil er auf einmal wieder als Tischler mit Kopf , Herz und Händen arbeiten wollte.Sophie in ihre Schule weiter nördlich und Anne Humboldt. Oliver musste sich nicht großartig darauf vorbereiten. Sein Urlaub ging zu Ende, den er sich genommen hatte, um Frau und Kind würdig zu empfangen. Sophie jaulte, wie alle Kinder, wenn die Ferien zu Ende gehen. Aber sie freute sich doch.
Oliver freute sich auch.
Es ging einfach weiter. Maschine anwerfen nach Hallo und Umziehen im Umkleideraum. Sägen, Hobeln, profilieren. Pause für Mitgebrachtes.“Wie war es zu Hause im Waldgebirge für Anne und Sophie?“ „Ja, jetzt schwärmen sie vom Wald mit Fichten und Tannen.“ „Na, sie werden sich wieder an die Kiefern und Birken gewöhnen.“ „Ja, hoffentlich.“ „Hättest eine Russin mitbringen sollen.“ „Ja, da gibt es noch mehr Birken“, pflichtet ein anderer Arbeitskollege bei. Sie kannten sich von Betriebsfeiern und-Ausflügen. Es war ein gut funktionierender Familiebetrieb
Natürlicher Weise kennen sie ihn nur als Russlanddeutschen und er muss froh sein, dass niemandem sein Deutsch, mehr amerikanisch als russisch, so merkwürdig vorkam, dass sie ihn -jedenfalls bis jetzt – dazu löcherten. Arbeiter können sehr taktvoll sein und sensibel. Zumal die sogenannten Holzwürmer. – Sprichwörtlich!
Es gibt ja sehr viele Russlanddeutsche gerade auch in Ost-Berlin, denen man sicher mehr Russland zugetraut hätte als ihm. Wenn man sie hört in den U-Bahnen, den Bussen und S-Bahnen, Straßenbahnen. „Wir machen uns darüber nicht all zu viel Gedanken,“ sagen sie .
„Er ist gebildet“.
„Jeder Mensch ist anders.“
Aber perfekt russisch kann er. Sie haben ihn gebeten, einmal dasselbe in russisch zu sagen, was er eben in astreinem deutsch gesagt hatte. Da haben sie gestaunt. Sie kennen Russisch noch aus der Schule, wenn sie alt genug dazu sind.
Es war meistens nicht ihr Lieblingsfach.
„Wer das nicht lesen kann, ist ein dummer Wessi“ in kyrillischen Buchstaben. Dazu reichte es.
„Ich habe gehört, das hängt in manchen Tischlerbuden“, sagt einer. Wenn sie herumsitzen in den Pausen oder beim Bier zum Feierabend. Also, die Russen waren doch mehr Freunde als so mancher Wessi? „Kann man sagen“, sagt einer.“Besonders, wenn sie arrogant sind und eingebildet, die Wessis“, sagt der rotblonde Vorarbeiter.
„Nun aber los, genug geschwatzt. Der Auftrag lockt. Wir können gutes Geld verdienen. Ein reicher Pinkel will selbst gebaute Küchenmöbel. Preis spielt keine Rolle.“ „ Da wird sich der Alte aber freuen.“ „Na, nicht nur der, wir bekommen eine Prämie wenn wir den Termin schaffen, den sie uns gesetzt haben.“
So ging das den lieben langen Tag, wenn es gut ging. Manchmal ging es auch nicht so gut. Da musst du höllisch aufpassen, dass Dir nicht eine Spanplatte beim Abladen an die Hacke fährt. Die Dinger rutschen auf der Rutsche durch das breite Kellerfenster und können jeden treffen,wenn jemand die Gewalt verliert über die Dinger. Ober auf der Straße. Pass auf. Und sieh zu, dass du nicht einen Stiefelabsatz spürst im Gesicht, wenn es leidenschaftlich wird. Das Gebrüll – schon wegen der Maschinen.
„Du musst dich konzentrieren.“
Oliver hat Tischler gelernt nach dem Abitur.Vor dem Studium. Bei seinen Adoptiveltern. Dann haben sie ihn geholt, die Amis. Und die Eltern haben ihm gut zugeredet, darauf einzugehen: „Es ist eine Chance!“ Sie wussten aber auch: Handwerk ist immer gut. Und jemand erzählte aus der Kriegsgefangenschaft, wie gesucht Tischler waren in den Lagern. Holz ist ja auch ein ganz besonderer Stoff. Es lebt. Es arbeitet.Es hat Schönheit, wenn die Maserung zu sehen ist. Ja, ja gefährlich ist es auch, seit es Maschinen gibt auf dieser Erde. Kein Rad dreht sich so schnell wie die Kreissäge. Wenn Du Metalle vor dir hast, musst du behutsam sein wegen der Härte. Da ist nichts mit schnell, nur mit Geduld wie mit dem Stein, der ausgehöhlt wird vom steten Tropfen, der ihn trifft.
Aber Holz?
Im Nu.
Eben das gilt auch für Holzbohrungen. Alles schön schnell. Alles schön gefährlich. Kein Rad der Welt dreht sich so schnell, wie die Sägeblätter und die Bohrer, wenn sie auf Holz treffen. Und die Fräßen! Oliver ist trotzdem froh, nach dem Gymnasium ein Handwerk in Deutschland gelernt zu haben und nicht nur Studium und dann SECURITY in den USA. Jetzt kann er das gut gebrauchen. Übrigens der Betrieb, in dem er Arbeit gefunden hat, heißt TALITZKOW. Das war ein Holzbetrieb mit ungefähr 20 Mitarbeitern auf privatrechtlicher Grundlage sogar noch in der DDR jedenfalls bis zur letzten Sozialisierungswelle in den 60iger/70iger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Dann hat es Honey gepackt und er musste den Sozialismus vollenden indem die kleinen noch im sozialistischen Privatstatus verbliebenen Privatbetriebe verstaatliche wurden.
Ich weiß nicht welcher Teufel ihn da geritten hat. Alte Ideale? Der FDJ-Sekretär.
Und Sophie in der Schule? Sie wurde auch ausgequetscht, wie es denn im Westen unseres Vaterlandes gewesen ist. Wie kann ein Wald WESTERWALD heißen?
„Prima“, hat sie geantwortet.
5
Nun war also Anne im Schuldienst des Senats von Berlin, des Landes Berlin. Sie war nicht verbeamtet.
„Diese feinen Unterschiede einer typischen BRD-Diskussion“, moniert der Chor der Unzufriedenen mit ALLEM.
Die Begrüßung und Vorstellung im Lehrerzimmer ging reibungslos. Ihr wurden die Cafe-Maschine gezeigt, die ganze Art und Weise „wie das hier geht“, wer für was und wo zuständig ist. Also die allgemeine Ordnung, die ungeschrieben war, aber deshalb um so wichtiger. Dann nahm sie der smarte Direktor bei der Hand und führte sie in die Klassen, in denen sie unterrichten würde. Es waren Arbeiterkinder, von Angestellten, ein paar Intellektuelle gab es auch, die ihre Kinder dieser Schule anvertrauten. Es war eine Ost-Schule mit Ostbevölkerung, eben Köpenick, der östlichste Bezirk. Hätte man früher gesagt, durch Generationenwechsel, grünes Lebensgefühl und anderes mehr begann aber auch hier die Fluktuation, die Grenzen sind verschwommen. Es gab auch die AfD, die Rechten und die Linken, die demokratische Mitte mit außerordentlich wenig Christentum. Nicht nur DDR, sondern Berlin eben. Gysi war immer noch der Patron und wurde regelmäßig direkt gewählt. Obwohl im Nordosten ein Messdiener die LINKE verdrängte und der Flecken im Bundestagswahlspiegel auf einmal schwarz geworden war. Und blau. Das ist bemerkenswert. Und deswegen fühlte sich Oliver Iwan hier so wohl. Nicht nur die Russlanddeutschen wählten blau, nein, auch die Ossis, die genug von Krieg haben und Jewtuschenko glauben wenn er singt:“Glaubt Ihr die Russen wollen Krieg?“ Wie nahe sind sie sich inzwischen alle: dieses Bündnis, welches die Schülerin aus Jena gegründet hat, Sarah Wagenknecht, die Linken, wenn sie ehrlich sind und nicht machtversessen. Wenn sie treu sind den Idealen der „Großen Ruhmreichen Sowjetunion“, die Alternative für Deutschland, zu denen alte SPD – Genossen geströmt sind und ehemalige SED-Genossen ebenso – manches Mal gab es da sowie keinen Unterschied. Jetzt nicht. Damals nicht. Ja, ja, die Deutsch-Nationalen, die leider verboten werden mussten vor 75 Jahren, weil es zu schwierig war den Alliierten die feinen Unterschiede zu erklären, die es aber ausmachen. Was ist deutsch-national. Was ist Nazideutschland. Die Deutsche Demokratische Partei hat man nicht verboten, die Liberalen der Weimarer Republik, die ja auch in Teilen dem Ermächtigungsgesetz zugestimmt hatten aus Angst vor der Bedrohung aus dem Osten. Die Bedrohung hieß Kommunismus, Bolschewismus. Trotzki, Stalin, ja auch die wütenden jüdischen Genossen der Kommunistischen Partei in dem großen Russland.-Wer kennt eigentlich noch die Geschichte der KPDSU? Auch Arbeiter und Arbeiterinnen hatten Angst und wollten diese Art von Sozialismus gar nicht. Auch und gerade in Berlin nicht. Mehr als in München, wo die Schwärmer der Räterepublik ihren bayerischen Ton angaben und scheiterten. Ja, auch das Zentrum hat man nicht verboten, die Katholische Einheitsfront. Sie haben auch mit abgestimmt, ob der Führer Sondervollmachten bekommen darf angesichts der Lage. Sie blieben: die CDU, die FDP mit dem ersten Präsidenten der Republik, der auch mit gestimmt hatte. Er hat es selber gesagt.
Nur die SPD, die jetzt bei 16 Prozent liegt, sie hat gegen das Ermächtigungsgesetz gestimmt. Und sie hat mit Fritz Reuter gerufen: „Die rot lackierten Faschisten!“ von WEST NACH OST. Über die Mauer, die erst nach diesem Ruf gebaut wurde. – Das ist die politische Gemengelage im Ostteil Deutschlands im Ostteil Berlins. Dort, wo Anne, Sophie und Oliver Iwan leben und arbeiten. Das ist die Politische Decke, die über alles gelegt ist, darunter bewegt sich das alltägliche Leben. Oder darüber. Je nachdem wie man es sieht. Politik als Untergrund oder als Schutz. Eben der Staat. Der übrigens auch geschützt beziehungsweise gestützt werden muss und nicht verteufelt und ständig angegriffen. Es sei denn, er entwickelt sich zu einem räuberischen Haufen (Augustinus).
Ob das alles Anne so bewusst war?
Aber im Großen und Ganzen hatte sie ein Gespür und war auch deshalb geeignet Kinder im Staatsdienst zu unterrichten mit einem Schwur auf den demokratischen Rechtsstaat. Und – was noch wichtiger ist – der Direktor wird es gewusst haben. Er selber war der SPD treu geblieben und war bekannt mit dem Ortsteil-Bürgermeister in Berlin Treptow-Köpenick, auch SPD von der letzten Wahl her. Wer grün war im LehrerInnenkollegium und wer rot oder schwarz, lila-rot, SARAH, heimlicher oder offener Sympathisant wird Anne mit der Zeit schon noch erfahren. Hauptsache war die Liebe zu den Kindern, den Mädchen und Jungen, die lernen mussten sich zurecht zu finden in dieser Welt, die für ihre Großeltern so neu war, wenn es Einheimische waren, echte alte Berliner, Ostberliner, Köpenicker. Und zwar nicht nur durch Lesen und Schreiben, sondern auch durch Malen, Singen und Tanzen. Ja, auch tanzen und Märchen erzählen. Das dachte die gelernte und studierte Lehrerin mit amerikanischer und deutscher Lebenserfahrung, einem Abschluss für Lehrerinnen in en USA und in Westdeutschland in der Zeit, als ihre Mann verschollen war im Krieg Russlands gegen die Ukraine und nun zurück gekehrt war als Antragsteller Oliver Iwan Schostakowitsch, deutscher Herkunft aus Russland, Wolgagebiet. Wenn jemand seinen wahren Lebensweg weiß, kann er ihn anzeigen. Bei wem? Bis dahin war es Beichtgeheimnis. Nur wenige wussten Bescheid. Sie waren auch deshalb zu Hause in einer Kirchengemeinde, die besonders engagiert war für Menschen, die von den Deutschen als Russen und von den Russen als Deutsche beschimpft wurden. Jedenfalls war es zu Beginn so, als CDU-Regierungen den Weg ebneten für Rückkehrer. Eigentlich sind das alles Jahrhundertereignisse, die früh angezeigt haben, das nichts so bleiben wird wie es war.
Wie wird es? –
Ja und auch deshalb wird es darum gehen: Mathematik, Rechnen, Smartphone. 2 plus 2 bleibt 4 . 6 plus 8 bleibt 14. Beziehungsweise wird wieder 14. Es gab so viel Ideologie, das sogar das infrage gestellt worden ist.
Bei der Vorstellung im Lehrerzimmer wurden ihr die Kollegen vorgestellt. Sie fragte, gibt es auch einen Lehrer für Religion, eine Lehrerin? – Wir haben erst ab 7.Klasse dieses ordentliche Wahlfach. Aha, und wo erfahren die Kinder etwas von dem was sie ausmacht. Der Glaube? – In ihren Gemeinden und zu Hause , schaltete sich der Direktor ein. -Das gilt sowohl für die christlichen wie auch muslimischen Kinder?- Ja, es ist eine kleine Minderheit. Die DDR war ein atheistisches Land. Die Ureinwohner sagen: es reicht uns BerlinerInnen zu sein. –
Heute hatte Anne noch keinen Unterricht zu geben. Das war eine allgemeine Vorstellung. Sie bekam die Stundenpläne ausgehändigt und ab nächsten Montag ging es los. Das war im Mai 2025 als alle Welt von Trump sprach, Selenski und Putin, dem Verbrecher. Und vom Frieden nach über drei Jahren Krieg. Die GROSSE WOLKE über allem: 80 Jahre Frieden, eben nicht, in Europa. So hat es sich jeder gewünscht. Aber es konnte dann nur heißen für die Siegermächte und das arme Deutschland mit seinem erstickenden Wohlstand KRIEGSENDE 80 JAHRE. Und Russland war auch Sieger. Und das war das Schlimmste. Niemand begriff das mehr als Anne und Oliver, der Iwan heißen muss, sonst hätte er nicht zurück kommen können.
Insofern war es gut, dass Anne nur „die Kleinen“ hatte, nicht die Großen.
Sie hoffte und betete für den Frieden in ihrer Familie und für zu Hause im Westerwald und für die Welt. Für die Freunde in AMERICA, für die Menschen, die Oliver vor Jahren getroffen hatte während seiner Flucht aus amerikanischem Gewahrsam über Berlin, über Pommern, Polen, Belarus – bis nach Russland. Für die Russinnen und Ukrainerinnen, die Mütter und Väter in Russland und der Ukraine, die ihre Söhne und Töchter verloren haben, die in den Krieg zogen, um für die Freiheit der Ukraine zu kämpfen. Ihr Ideal seit Hunderten von Jahren. – Was für eine Freiheit heute? Frei von Russland, dem Großen Bruder, frei von der Übermacht im Osten und Süden? Frei von der Geschichte – endlich – im WESTEN ankommen.
Nur Lust und Liebe und ZEIT? Und Tod? Leben, Leben, Leben.
Wann hört die Operation auf, ein schreckliches Wort für einen grausamen Krieg.
Ja, ja, das Spezielle. Der quere Krieg. Querfront. Der Krieg ohne Kriegserklärung. Der Einmarsch. Die Agression. Die Geschichte, der schwächste Punkt.
Geschichtslos. Gottlos. Was ist besser. Was ist schlechter. Was ist gut, was böse. Das böseste Dunkel. Das Abgründige. Das Verstörende. Asymetrisch. Partisanen.
„Frieden. Frieden“, schreien sie.
Die Menschen auf dem Feld der Ehre, die Opfer. Die Idealisten. Die Chefin einer Abteilung des amerikanischen Geheimdienstes, deren Sohn sich durchgeschlagen hat an die russische Front im fernen Europa, um für Russland zu kämpfen, weil Russland für den GAZA ist und ihr Sohn seine Heimat hasst. Hat die Mutter keinen Mann. Ist die Ehe geschieden? Davon kein Wort in der Meldung. Aber jetzt weint sie. Er soll gefallen sein. Nicht auf ukrainischer sondern auf russischer Seite. Der einzige Sohn in einer emanzipierten Ehe, in einer gescheiterten Ehe. Davon kein Wort. Der Spiegel zitiert die Todesanzeige der Eltern: „Nun hat er seinen Weg des kriegerischen Geistes und des Heldentums vollendet.“ Noch ein paar Tage vorher war der Eindruck entstanden, es handel sich um einen Freiwilligen auf ukrainischer Seite. Passte ja auch viel besser in das progressive Deutschland, deren Diplomaten sich einst verpflichtet haben, die Gräber der Roten Armee zu pflegen. Das waren die Zeiten als Steinmeier als russlandfreundlich galt und Russland laut jetzigem russischen Botschafter in einer Diskussionsrunde im THEATER OST in OSTBERLIN das beliebteste Land in Deutschland war. Das halten zwar Einige auch für übertrieben. Aber wer weiß.- Wann wird das Ganze auffliegen? Der Krieg? Apokalypse. Das Elend. Wann ist ERLÖSUNG? Wo ist Gott? Kommt er nun wirklich.- Und der falsche Russlanddeutsche? Die Notlüge, damit er nicht verhaftet wird und den USA übergeben, denn er ist immer noch amerikanischer Staatsbürger. Im Dienst des amerikanischen Geheimdienstes. Er wird gesucht. Er ist Geheimnisträger. Er hat das Vertrauen missbraucht, welches man ihm entgegengebracht hat vor allen Dingen wegen der Fürsprache eines Geistlichen. Nämlich Henry aus Magdeburg – ursprünglich.
Er durfte eine Auszeit nehmen und seine Frau mit der Tochter Sophie nach Deutschland begleiten. Sie wollte dort in ihr Elternhaus ziehen, um eine Lehrerausbildung für die unteren Klassen zu beginnen und abzuschließen, um später auch in diesem Beruf arbeiten zu können. Man wird sehen, haben sie gesagt, ob das mit Oliver geht, ob es eine Möglichkeit gibt für den Geheimagenten in Europa zu arbeiten. Für eine längere Auszeit war es eigentlich zu früh. Zu wenig Dienst-Zeit. Zu wenig Verdienste. Besondere Verdienste. Ein Sabbatjahr kommt in der Regel höchstens nach zehn Jahren infrage. –
Erst einmal fliegt gar nichts auf. Die Beamten fragen nicht nach. Scheinbar haben sie keine Anhaltspunkte um nachfragen zu können in dem deutschen Rechtsstaat. Seit kurzem nicht mehr rot-grüner Prägung nach der letzten Bundestagswahl.
„Jetzt sind wir Schwarz-Rot.“, sagen die Mächtigen.
Ob die Farben das Entscheidende sind wird sich zeigen. Vielleicht spielt ja auch eine Rolle, wer den Krieg gewinnt: der Friedenswille des Donald Trump. Oder? – Alle Menschen wollen Frieden. Alles neu macht der Mai. Erster Mai – alle Menschen werden frei. Tag der Befreiung. Gestern Spitzennachricht, dass WLADIMIR SELENSKI am Donnerstag nach Istanbul reisen will, um mit WLADIMIR PUTIN zu sprechen. Das erste Mal.
Haben wir verlernt, dass es Grenzen gibt, die bei Überschreitung Krieg bedeuten?
Ja oder nein.
Haben wir verlernt, dass Räder nicht einfach zurückgedreht werden können, weil wir keine Mechanik sind, keine Aufzieh – Puppen. Dabei geht es nicht nur um Grenzen, die eingetragen sind auf den aktuellen Landkarten, sondern auch um Grenzen, die respektiert werden müssen. Einfach. Einfach respektiert. Sonst gibt es Hauen und Stechen. Was wollen wir sprechen? Die Sprache des Friedens oder die Sprache des Kampfes, des Freiheitskampfes, der Waffen. Des Horrors. Der Vernichtung?
Die Supermacht AMERICA drängt darauf direkt zu verhandeln. Ohne Vorbedingung. Keine europäischen Spielchen. Kein 1. Weltkrieg. Kein Schlafwandeln mit Christopher Clark.
Nun gibt es seit der Inauguration von Donald Trump die Hoffnung, dass Gott gerade diesen zu seinem Werkzeug des Friedens machen will. Schon andere sind zum Werkzeug geworden, wo wir nur den Kopf schüttelten.
Das ganze neue Jahr hindurch. Wann kommt der Durchbruch. Nicht der russischen Truppen. Bis wohin wollen die ukrainischen Truppen durchbrechen?
Nicht St. Georg, der Verbotene, bis Kiew. Werden neue Grenzen gezogen. Weil es soviel Opfer gibt. Jeder Tag zählt. Jeden Tag werden Kreuze im Osten aufgestellt. Die orthodoxen Kreuze mit dem Querbalken die.
„Ich erinnere mich an den Bergsteiger, der mit Vornamen Reinhard heißt. Du kannst mit einem Korb zu ihm hochgezogen werden in Tirol. Im frommen ehemaligen Tirol. Wenn du das willst. Dort wohnt er. Habe ich gehört. Inzwischen ist er steinalt geworden und hält Vorträge. …lebt er eigentlich noch? Jedenfalls fordert er, dass die Unsitte mit den Kreuzen auf den Gipfeln aufhören soll. Die eine bauen ab. Die anderen auf. Die Welt ist aus dem Gleichgewicht. Höre ich jeden Tag im Radio, sehe ich im Fernsehen. Vom Internet möchte ich nicht reden. Es ist sowieso an allem Schuld. Die Frommen meinten zu Beginn des Internets, es sei vom Teufel. Jedenfalls Einige. Wir werden lernen müssen, damit umzugehen“.
Jetzt haben sie ein Problem damit, dass es in America nicht mehr US-Präsident Biden ist, der den Wandel, die Wende, CHANCE mit und ohne Kekse herbei geführt hat, sondern Donald Trump, der mit dem Sterben aufhören möchte. Seit seiner Wiederwahl nach vier Jahren BIDEN. Wie stehen sie jetzt da? Die hörigen Nachfolger der Supermacht, die geblieben ist, die sie hätten aufklären können über die Tücken in Europa.
Jedenfalls war heute vorbeugend Oliver Iwan bei einem Hörtest. Wegen der Maschinen, die einen wirklichen Höllenlärm machen. Da brauchst du Kopfhörer zum Schutz, damit Du nicht zu früh aufhörst die feinen Töne zu hören, die zwischen den Menschen schwingen. Die Entscheidenden, wenn Du aufwachst und die Stille hörst. Jedenfalls ab und zu. Er hat den Test bestanden und der Betriebsleiter ist stolz auf seine Fürsorge und das Zertifikat, dass Oliver Iwan ihm zeigt. Nun kann er sich wieder seine tiefblaue Tischlerschürze umbinden, in die Hände klatschen und sagen: „Los geht s.“ Wie ein richtiger Berliner Facharbeiter. Bei der nächsten Pause wird er erzählen, wie die Ärztin war und die AUDIO-Laborantin – so was hören die Leute gerne.
Spätestens morgen beim Frühstück.-
Kein kritischer Blick, keine Nachfrage, warum auch. Die Praxis ist froh ihr Geld zu verdienen, denn sie wartet nicht: die nächste Rate wegen aller Neuanschaffungen und Modernisierungen. Eigentlich ist das ja verwunderlich in der großen Stadt Berlin mit seinen bald vier Millionen Einwohnerinnen und Einwohner, dass ihn n i e m a n d erkennt. Dass ihn niemand fragt:“Wer sind Sie wirklich.“ Ist er so echt russisch geworden in BELARUS, in RUSSLAND in den Gebieten, die vor einem Menschenalter mit Russen besiedelt worden sind, weil STALIN endlich Ruhe haben wollte in der Ukraine und besonders in den lebenswichtigen Industrie-und Bergbaugebieten am Don.
Es wird wohl eher umgekehrt sein: bei so Vielen fragt man nicht.
Wo sind die vorherigen Einwohner im Donezk? Wurden sie umgesiedelt oder haben sie gemeinsam versucht mit den Neuankömmlingen ihr Land zu gestalten?
Viele Kriege wurden begonnen mit dem Argument, der Staat ist dazu ist dazu da, seine Bürger zu schützen. Die Nation zu schützen.
Friedlicher:„Heim holen… in s Reich“.
Wie oft wurde ein Staat zum Verbrecher, weil seiner Meinung nach die falschen Bürger auf den wichtigsten Schätzen der Erde saßen, die er verwaltete. Die Sowjetunion konnte auswählen und hat sich das Recht heraus genommen umzusiedeln, um die richtigen Bürger dort zu sitzen zu haben. Zuverlässig. Zum Beispiel die Russen. Daher gibt es im Osten der Ukraine überwiegend die russische Bevölkerung.
Ein edles Motiv sich um jeden Einzelnen zu kümmern wie ein Vater (Vater Staat) und eine Mutter (Mutter Kirche). Die negative Entsprechung dazu ist dieBevölkerungspolitik indem vertrieben wird.
Umvolkung u.s.w. Das ist Diktatur. –
Aber es ist lange her. Wie lange? Du kannst die Geschichte nicht einfach zurückdrehen. Aber die Erinnerung bleibt, die kollektive. Die Ungerechtigkeit, sagen wir. Sie wirkt nach. Auch um den Preis eines Krieges? Ist es nicht auch ungerecht, drei oder vier Generationen zu bestrafen, weil sie damals von STALIN positiv umgesiedelt wuren, damit Russen die Kohle abbauen und nicht Ukrainer, die Stalin hasste. Können wir das zurückdrehen? Wollen wir das unterstützen ? Demokratie ist gefährlich. Jeder hat eine Stimme:“Wir sind Russen, wir leben in der Ukraine und wir haben gewählt. Wen? Na den, der uns am nächsten ist. Ist das verboten. Wir wollen nicht zum Westen wie ihr. Lasst uns autonom bei Euch leben. Und unsere Sprache sprechen. Nein, die Denkmäler gefallen mir auch nicht. STALIN, LENIN, aber die in der WESTUKRAINE auch nicht: Die Helden mit den Runen am Gürtel, dem Blut ihrer Großväter an den Händen. Wer hat auf den Dächern gesessen und dafür gesorgt, dass es Tote gab, die gerächt werden müssen. Gerechte Gewalt. Provokation. Keiner weiß das wirklich. Ich auch nicht. Es kippte. Es sollte und musste kippen. Schicksal? Die Deutschen sollten ihren Hang in Richtung Osten zügeln. Das ist wichtig. „Der Osten – ein Verhängnis.“Ein Buchtitel, der eines Abends auf dem Tisch lag.- Auf dem Weihnachtstisch. Zum Heiligen Abend in den frühen neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts.
Es ist schwer zu regieren und gerecht zu sein. Es ist schwer nicht zu einer kriminellen Bande zu werden(Augustinus). Wie ist es mit dem GAZASTREIFEN? Wegen Israelischer Bürger und Bürgerinnen, die zu einem Tanzfest entführt wurden, gefoltert, gequält, umgebracht, gibt seit anderthalb Jahren Krieg im Nahen Osten. „Der Staat muss uns schützen!“ Tut er auch.-
Die Amerikaner würden bomben… wenn amerikanische Bürger entführt und misshandelt werden.
Menschenraub in der Antike. Raub der Sabinerinnen. Raub, Raub, Raub – der trojanische Krieg. Das Trojanische Pferd. Was ist Gerechtigkeit. Was ist ein gerechter Krieg? Gibt es ihn? Wo soll das verhandelt werden. Hilft uns hier die Bergpredigt weiter? Ja, ich glaube, dass wir, wenn wir im Geist der Bergpredigt Jesu denken, reden und handeln kreativ genug sind, um zu einer vernünftigen Lösung zu kommen. Keiner bekommt den Himmel auf Erden. Und ich glaube, dass die Deutschen in ihrer Friedensrolle versagt haben. Sie haben sie schlichtweg vergessen. Sie sind dem Goldenen Kalb hinterher gerannt und tun es noch. Warum waren sie nicht dankbar, dass Gorbatschow ihnen die Freiheit schenkte, auch die Freiheit sich wieder zu vereinigen. Oder nicht.
„Wissen Sie noch wie sich die Opposition spaltete?“, fragt jemand Herrn K.
„Nein, ich weiß es nicht.“
“Nicht mehr?“
„Kann sein.“
„Oder wollen sie es nicht mehr wissen…?- Die einen fassten sich an den Händen und bildeten lange Menschenketten den Straßen entlang, um zu demonstrieren: MIT UNS NICHT. KEINE WIEDERVEREINIGUNG! Sie haben es aufgeschrieben oder vorher in den Zeitungen und auf Flugblättern kund getan: MIT UNS NICHT. KEINE WIEDERVEREINIGUNG! KEIN VOLK!“
Die andern verfassten Gegenflugblätter und waren begeistert von der IDEE: Wir sind das Volk. Sie waren gesellschaftlich gesehen die Schwächeren. Die Konservativen auf dem Abstellgleis. An eine Schriftstellerin erinnere ich mich noch genau. Vorher noch nie gehört. DIE LINKE nahm ihren Einfluss. Und ihr Recht. Denn sie hatten den revolutionären Impuls auf die Straßen gebracht.Sie waren die Fortschrittlichen, die das verhasste Honecker-Regime ablösen wollte. Mit Mut und Verstand.
Trotzdem musste es ja nach der Revolution weiter gehen. Und da kommen dann die g a n z a l t e n Erzählungen zu ihrem Recht. Natürlich haben wir eine Sprache gesprochen, waren wir ein Volk. Nicht nur die übrig gebliebenen 16 Millionen in der Deutschen Demokratischen Republik. Auch die anderen. Auch eine gemeinsame Geschichte h a t t e n wir. Jedenfalls unsere Eltern und Großeltern. Nicht nur schön. Nein ganz und gar nicht. Nicht einmal nur hässlich. Nein, ganz und gar nicht. – Das Dritte Reich war abgehakt in der Zone, weil Wir ein antifaschistisches Land waren. Wir mussten eigentlich über diese Dinge nicht mehr reden.
„Oh, hatten wir es gut“, ruft einer dazwischen.
„Zynismus?“
„In den Gesprächen ging es meistens gar nicht so hoch her“, wirft eine ein.
„Meinen sie Parteiversammlungen?“
„Wo wurde denn richtig heiß diskutiert?“
„Und nach den zukünftigen Grundlagen gesucht?“
Richtig, sagt der Mediator.
„Ich meine Ihre Frage.WO?“
Mediatoren gab es später, also war jetzt schon eine Weile Zeit vergangen in der so genannten Wendezeit. Wir sagten noch Moderatoren und haben auch selber moderiert, weil wir uns dafür befugt sahen mit der kirchlichen Neutralität.Außerdem haben wir das auch gemacht, als es noch keine Unterhaltung war, sondern bitterböse ernst und unter Umständen mit Folgen. Ziel: Umsturz. Was sonst. Wie sonst- das ist auch eine Frage. Und überhaupt das WIE, das WIR und das WAS.
ES. Substanz. Um was ging es.
Das sagten uns dann die Nachfolger und Nachfolgerinnen, die den Steuerknüppel in der Hand hielten, damit das bundesdeutsche Schiff nicht in Untiefen geriet.
Vermeintlich. Wie wir erst viel zu spät mitbekommen haben. Um was es ging: Demokratie, an die wir glauben sollten. Wir mussten aber gar nicht beigebracht bekommen, was Demokratie ist. Wir kannten nämlich die Diktatur. Und zwar nicht nur aus Geschichtsbüchern.Sondern aus eigener Erfahrung.
„Ja, ja, die Deutungshoheit, die haben sie uns uns aus der Hand gerissen und belehren uns jetzt wie es zur Friedlichen Revolution gekommen ist. Und warum.“
„Mein Gott, ist das peinlich!“
„Diese Oberlehrer.“
„Und wir die Untertanen“, schrie ein Alt-Acht-und-Sechziger dazwischen.“
„Sei du ruhig!“, wurde er von den Seinen zurechtgewiesen.
Wessi, was für ein schöner Schimpfname. Ebenso Ossi, ebenso Wossi und was es sonst noch so gibt. BUNDI ist schon fast BND. Die Deutschen haben ein Problem. Sie müssen miteinander auskommen in einem politischen Land namens BRD. Sie sind deshalb froh, endlich eine Ossi-Frau als Bundeskanzlerin zu haben u.s.w.u.s.w. Damit hat Oliver alias Iwan oder umgekehrt absolut nichts zu tun. Sie haben ihn gut erzogen, die Adoptiveltern nahe Frankfurt am Main. Sie haben ihn gehen lassen, als man ihm ein Zukunft in den USA vorführte. Sie hingen immer noch an ihm. Während der Ausbildung dort. International. Im Westen. Nein, in Amerika, USA. Damit hat auch seine leibliche Mutter nichts zu tun, sie war in ihrer Rachsucht unterwegs und hat sich schuldig gemacht. Bis sie nicht mehr konnte und sich stellte. Von Diskursen hat sie nie etwas gehalten.Sie handeltNicht immer zu ihrem Vorteil, sondern wie sie meinte aus Gerechtigkeit. Weil das Recht auf ihrer Seite stand. Vom Jüngsten Gericht hat sie nie etwas gehört. Höchstens, dass am 30. Mai die Welt untergeht. Aber das war ihr auch egal.- Seit Oliver in Berlin als Iwan Schostakowitsch gelandet war und Iwan der Russlanddeutsche und Anne Leskow sozusagen zum zweitenmal als Familie aufgetreten sind, war der Kontakt zu den Adoptiveltern und der leiblichen Mutter mehr als spärlich. Eigentlich Null. Die Adoptiveltern waren alt und die Mutter eine Spionin des FBI. Das konnte gefährlich werden und zur Aufklärung führen, wer Oliver/Iwan wirklich in Berlin war: ein übergelaufener Spion des FBI, der auf russischerSeite im Krieg sein technisches Wissen weiter gegeben hat an die zum Teil altmodische Armee des Heiligen Russland. Dem dann aber ein Pope den Rat gegeben hat, zurück nach Deutschland zu gehen, in seine Heimat, in der er geboren wurde, wenn auch im Gefängnis.
„Werde ein Russland-Deutscher“, sagte er zu Oliver.“Das ist besser für dich und auch für dein Kind und deine Frau, die auf dich warten. Das sind jedenfalls die Werte, deretwegen ich hier in der Armee Putins diene. Im Auftrag Kyrills, im Geist der Orthodoxie, der ROK“.
„Bringe deine Liebe zum Heiligen dort ein. Im Alltag. In der Community der vielen Russlanddeutschen, die Stalin verfolgte, umsiedelte, ihnen ihr Deutsch verboten hat, wodurch sie sich heimlich treffen mussten in den Gemeinden, wo sie nicht leugnen mussten, wer sie waren. Sein wollten. Bleiben wollten. Sie wussten, was Konspiration ist. Überleben und trotz allem: FORTKOMMEN. ALLTAG IN RUSSLAND, dem großen Russland, dem zaristischen Russland, dem bolschewistischen. Sie haben das mitgenommen. Auch nach Berlin, was du suchst.“
„Aber ich bin doch auf der richtigen Seite? – oder nicht. Auf deiner Seite.“
„Du bist hierhergekommen, weil du glaubst, das ist ein gerechter Krieg, den wir führen. Jedenfalls ein gerechterer als ihn die andere Seite führt trotz ihrer Propagandaphrasen von Völkerrecht und Völkerrechtswidrigkeit. Jeder führt einen gerechten Krieg. Die einen für das. Die anderen für jenes. Daraus wird jedenfalls kein Frieden, mit großer Bestimmtheit nicht. Jeder hat ja auch recht. Seine Geschichte gibt ihm recht. Daraus wird aber auch kein Frieden.“
„Aber ist denn Frieden so wichtig? Wichtig ist doch allein der Sieg.“
„Ja, aber wenn es kein Blitzkrieg ist oder gar ein Blitzsieg, wird die Sache anders ausgehen. Eben in Richtung Frieden und nicht in Richtung Sieg. Verhandlungen. Sieh einmal: aus der Putinschen Spezialoperation im Heiligen Russland Belarus, Ukraine, Russland ist auf einmal Krieg geworden.“
„Mit vielen Opfern.“
„Ja mit vielen Opfern.“
„Auf jeder Seite.“
„Ja – und da fragt man sich: wo ist der Sinn?“
„Ist denn der Punkt jetzt erreicht?“
„Ich finde: ja. Andere nicht.“
Oliver hat die Dialoge noch sehr genau in seinem Gedächtnis. Sie sind ihm wichtiger als jemals.
6
Als Anne von ihrem ersten Arbeitstag nach Hause kam, wunderte sie sich über einen Streifenwagen, der vor ihrem Haus stand. Alles ehrbare Bürger in ihrem Haus. Das Fahrrad ihres Mannes war auch schon angekettet, viel früher als sonst. Sie stieg die Treppe hinauf und klingelte sozusagen zum Spaß um Oliver zu erschrecken. Aber das Erschrecken war bei ihr als ein vermummter Polizist die Tür aufmachte und sie hereinbat.
„Wir müssen Ihnen leider mitteilen, das heute Ihr Mann verhaftet wurde und dem Untersuchungsrichter vorgeführt wurde“.
„Warum steht sein Fahrrad unten, schon zu dieser Zeit angekettet, wo er sonst noch im Betrieb war.“
„Wir haben ihn früher nach Hause beordert als sonst, weil wir ohne großes Aufsehen Ihren Mann vorführen mussten und auch wollten. Er ist ein Verräter, wie sogar wir es wissen aus der untersten Verhaftungsebene. – Zufrieden mit der Erklärung zum Fahrrad?“
Pause.
„Wir müssen Sie bitten, sich uns zur Verfügung zu halten.“
„Aber ich muss unsere Tochter abholen von der Schule.“
„Das können Sie. Nur nicht verreisen und so etwas – wie neulich in den Westerwald. – Ja, wir beobachten Sie schon sehr lange“.
Man sah Anne an, dass sie sehr verwundert und erschreckt wirkte. Solche Geschichten wurden zu Hause gemunkelt bei ihren Eltern, als die ganze Sache noch nicht so lange her war wie jetzt. Ihr Vater war zwar Grenzer aber er lief nicht mit verbundenen Augen und zugestopften Ohren herum, sondern bekam mit, was in der sogenannten Bevölkerung so gang und gebe war, wenn sie zusammen saßen außerhalb des offiziellen Rahmens des Sozialismus, „den wir alle aufgebaut haben.“
„Ja und was ist jetzt?“ fragte sie.
„Was soll sein?“ antwortete der Polizist.
„Wollen Sie hierbleiben und warten bis ich wiederkomme?“ „Nein, nein, ich gehe mit ihnen aus dem Haus.Wir wollten nur nicht unhöflich sein und Sie so alleine ihrem Schicksal überlassen. Einer musste es Ihnen ja sagen. Stellen Sie sich vor: Sie kommen nach Hause. Keiner macht auf, obwohl Sie geklingelt haben. Und das Fahrrad steht unten. Da haben wir uns die Zeit genommen.“
„Danke!“ Anne wurde deutlich und wandte sich wieder zur Tür. Mit einer Geste, der Herr möge zuerst und erst dann sie. Schließlich war es ihre Wohnung im ersten Stock eines Berliner Hauses in der Bahnhofstraße Köpenick.
Was die Leute dachten, war ihr egal. Sie dachten schon etwas, denn der Herr trug Uniform.
„Soll ich Sie zum Kindergarten fahren?“, fragte der Herr und meinte es scheinbar ernst mit seiner Freundlichkeit.
„Nein, danke, ich brauche jetzt frische Luft und bin froh zu gehen.“
Damit schlug sie ihren Weg ein in Richtung „Generalshof“, das Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde, dorthin, wo auch die KITA untergebracht war. Sie war sich immer noch nicht sicher, ob sie so offen mit der Leiterin und dem dazugehörigen Pfarrer reden konnte, wie sie es in New York erlebt hatte, als ihr Mann verschwunden war. Allerdings auf andere Art. Eigentlich auf innerbetriebliche Art in Form eines kulturellen Sonderprogramms zur Glättung aufgewühlter Geheimdienstseelen. Sie hatten einen Sonderstatus: beide aus dem Osten jenseits des Eisernen Vorhanges. Er in noch einmal besonders spezieller Weise. Sie in punkto NORMAL. Eigentlich genossen sie Privilegien:Terrorregime Kommunismus eben hinter Mauer und Stacheldraht. Eiserner Vorhang klingt ja fast schon harmlos und machbar.Dafür Kenntnisse weitergeben in die Spionage hinein, Erfahrungen der Mutter, der Großmutter, des Vaters, des Großvaters: Tote und Lebendige.-
Aber jetzt nix privilegiert. Sie wieder punkto NORMAL. Er Russland-Deutscher, schwierige Leute, die alles besser wissen, wenn es um die Hetze gegen Russland geht. Um das Feindbild. Da schweigen wir doch besser. Das Schlimme: sie wissen es wirklich besser. Wer sonst. Nun ja, die Sache mit dem Festhalten daran, dass sie Deutsche sind. Verdächtig vor knapper Zeit noch. Jetzt müsste man doch etwas daraus machen können, wenn sie nur nicht so stur wären mit ihren Ansichten und Erfahrungen. – Aber jeder hat eben seine Lebensgeschichte. Gott sei Dank! Sonst ließe sich ja jeder so einfach wie nur möglich instrumentalisieren.
„Aber dass sie nun AfD wählen“.
„Das geht wirklich nicht“, sagt die westdeutsche Dame aus dem Norden im Chor unisono mit den westdeutschen Heeren im Süden.
„Nicht mit allen.“.
„Das stimmt auch“.
„Aber sie bestimmen“, sagt Iwanowna und Petruschka.
„Sie bestimmen“.
„Die Ossis leiden auch“.
Oder ist es die Religion. Die nicht aufgeklärte, die sie so widerstandsfähig gemacht hat, die sie sich einverleibt haben indem sie lutherisch geblieben sind in der Orthodoxie des großen weiten Sibiriens.
„So weit die Füsse tragen.“
„Wir haben auch etwas abbekommen trotz des Atheismus der vier Jahrzehnte als Staatsdoktrin“, murren sie, die Einwohner der soundsovielten Sowjetrepublik.
„Wie gesagt vierzig Jahre lang und mehr.“
„Ob es nun „die Postkarte STALIN“ist (Waleri Grossmann).“
„Oder das Gebinde zu SEINEN Füßen, wenn wir geheiratet haben.“
„Und nicht in die Kirche gegangen sind!“ „Oder KALINKA geschaut haben und gehört!“
„BRÜDERCHEN SARAFAN oder was“, ruft einer ausgelassen dazwischen.
„Oder RILKE!“
„Oder Barlach in Güstrow“ mit seinen russischen Figuren“.
„Wir lassen es uns nicht einreden, dass Russlands der Feind ist.“
„Wir werden Verschwörungstheoretiker!“
„Wir werden mit Armbrusts auf sie losgehen.“
„Wenn sie frech werden!“
„Jawohl!“
„Bis sie uns schnappen.“
Inzwischen reden sie alle durcheinander in den Hochburgen Marzahn und anderswo. Überall, wo sie sind.
„Wir haben unsere eigenen Erfahrungen.“
Das rufen sie im Chor, wie die Waldgeister in den gruseligen, ach, so wunderbaren russischen Märchenfilmen: “…die wir als Kinder gesehen haben.“
“Ach, waren das Zeiten,“ sprachen sie, nachdem sie erfahren haben, was sie mit ihrem Iwan dem Schrecklichen gemacht haben, dem Oliver aus Deutschland und den USA, der heimlich zu den Sowjets, äh – Russen, übergelaufen ist aus einem eigenartigen Gemisch von Gefühlen heraus und Überzeugungen bei seiner Suche nach Wahrheit, denn sie ist die Voraussetzung für Gerechtigkeit.
„Sie haben ja keine Ahnung!“
Alle haben sich bei Petruschka im Garten versammelt und flüstern ihre Parolen und trösten Anne. Sogar Sophie ist mitgekommen. Sie merkt trotz Jugenstil – und Schminke was los ist.
„Sind wir im Krieg?“
7
Derweil haben sie Oliver in das Hauptquartier der Amerikaner in Deutschland gebracht, wo gemunkelt wird: da liegen auch die Atombomben.-
Ach, wir haben den Grund genossen in der Nähe Lenins, vergraben im märkischen Sand. Niemand soll dort vorbeikommen und buddeln dürfen um eine paar Reste mit nach Haus zu nehmen. Den Kopf haben sie schon einmal vorsorglich getrennt vom Riesen aus Stein, der an dem Platz stand, der jetzt PLATZ DER NATIONEN heißt. Ach, wie sind wir im milden Frühlingsgrün, weiß schimmernd, an dem Wasser entlang gewandert und wussten nicht, dass genau dort das unterirdische Zentrum lag, von wo aus der Atomschlag koordiniert werden würde, „…wenn der Feind uns dazu zwingen würde.“ Alles Vergangenheit. Wie gut.
Die Russen sind weggegangen. Friedlich haben sie erobertes Land frei aufgegeben, damit die Wiedervereinigung gelingt. Wie schlecht muss es um das Land Gorbatschows gestanden haben, dass sie tatsächlich die Hände aufgehalten haben, als Kohl ihnen Milliarden hineinschüttete. Wo ist das Geld geblieben? Haben die Soldaten davon profitiert, als sie in den Waggons nach Hause fuhren in der Ungewissheit, die in allen geschichtlichen Ereignissen sich der Menschen bemächtigt, die regiert werden und nichts zu sagen haben. Um wie viel mehr bei Befehlsempfängern von Natur aus, bei den Soldaten. Es sei denn, sie machen Aufruhr. Sie machten keinen.
Hat sich Deutschland freigekauft, fragt sich alle Welt.
Die andere Seite vom Heiligen Russland.
Die andere Seite dann weiter des Helden, der auf den Panzer gesprungen ist wie LENIN, um es den putschenden Generälen zu zeigen: JELZIN. Und jetzt machen sie Rabbatz. Nachdem sie sich wieder heraus gebuddelt haben.
WÜRDE!
PUTIN. Der KGB-Mann wie Gorbatschow auch.
„Nein, sie hätten trotzdem klug bleiben müssen und keinen Deal machen. Sie hätten sich in die Atommacht hineinversetzen müssen: Keinen Schritt über die Oder. Jetzt ist die Grenze wie der Eiserne Vorhang – wieder- angefangen im höchsten Norden, wo Russland an Norwegen grenzt, an Polen in dem sensiblen Gebiet um Kaliningrad, dem Land der Tausend Störche und schlafenden Soldaten, die die Brücken bewachen, damit sie niemand sprengt. Kriegszustand.
WEISSRUSSLAND.
UKRAINE. Der Westen ist überhaupt nicht reif für den OSTEN EUROPAS, der eigentlich immer noch die MITTE ist – bis zum URAL gedacht.
„Was wissen wir?“hätten sie mit KANT fragen müssen.
“Was können wir?“
„Was dürfen wir?“
„Ja, ja, ich weiß, Kant ist Scheiße.“ Ich höre ihn noch, den Zwischenrufer auf dem anderen Marktplatz in Breslau, wo die Balkone gefährlich bröckeln. Und der Kaffee ist schwarz und alt aus der Nescafé-Dose.
Jetzt sind wir in Polen.
Bis dahin hat ja niemand etwas gesagt. Sie haben es verdient. Solidarität. Solidarnosc.
Aber Change in der Ukraine? Kekse? Ach, der Westen. Die naiven Amerikaner. Blauäugig. Germanisch. Die eigentlichen Germanen, glaube ich inzwischen. Die mit den Gruselgeschichten. Ja, auch die Angelsachsen.
Putsch oder Revolution.
„Reiht Euch ein!“
„Mischt euch ein?“
„Wollt Ihr bis zum Ural?“
„Mit Budionny bis zum AMUR!“-
„Wie liebe ich dieses Lied der Rotgardisten, der Weltrevolution.“ Nur damals haben sie die Finger davon gelassen, die Weißen haben schmählich verloren. Die Weisgardisten im Bürgerkrieg. Wie schreibt Schischkin heute: Verrat. Der Westen hat die Ukraine verraten. Ja und Ungarn auch. Und auch zum 17.. Juni haben sie die Greisinnen im Wasser der STASIGEFÄNGNISSE stehen lassen.
„Die Welt ist verrückt“, sagt meine Frau. Wie recht sie hat.
8
Nachdem alles geklärt war – die Ehefrau durfte ihren Mann sehen, zusammen mit der Tochter Sophie, die Aufregung legte sich, die Kollegen im Holzverarbeitungswerk tuschelten. Sie wussten nicht wie hoch sie den Fall einschätzen sollten. Sie kannten keinerlei Strafansätze oder Maßstäbe zum Bestrafen. Es war ihnen ja auch gar nicht bewusst, das ihr Kollege Oliver, der Russe Iwan, ein Fahnenflüchtiger war und auch noch aus dem amerikanischen Geheimdienst. Gab es da die Todesstrafe? Er war wie Dimitri oder Alexander jemand aus dem ehemaligen Bruderland, dem man freundlich entgegenkam, wenn er sich loyal verhielt und die deutschen Gesetze achtete. Und er achtete sie mehr als mancher andere.
Dass er mit einem Spionageauftrag im Osten Berlins sein Unwesen trieb, wussten nur die Amerikaner in ihrem Agentennetzwerk.
Der Werksleiter suchte und fand einen Ersatz, nachdem man ihm mitgeteilt hatte, dass sich der Fall in die Länge ziehen könnte und es womöglich zu einer Überführung eines amerikanischen Staatsbürger namens Oliver in die Militärgerichtsbarkeit vor Ort in den Staaten kommen könnte.
„Mit Sicherheit!“
„Danke!“
„Bitte behandeln Sie aber diese Angelegenheit als geheim, weil sie ja auch geheim ist. Verstehen Sie?“
„Ja.“
„Gut.- Dann haben wir uns verstanden.“
„Jawohl, Herr Oberst“, hätte der Werksleiter am liebsten gesagt. Aber er war sich nicht sicher, was heute sicher ist.
„Lieber zivil“, dachte er, nachdem er den Hörer aufgelegt hatte.
„Hört her, Leute, ich kann Euch zur Zeit nichts Näheres sagen, weswegen unser Kollege in Gewahrsam genommen wurde. Ich bitte euch, verhaltet euch ruhig und sagt, wenn Ihr gefragt werdet, was mit Iwan los ist: Es sind Beweisstücke aus seiner Vergangenheit aufgetaucht. Die müssen gemeinsam mit ihm geklärt werden. Iwan hat einen langen Weg hinter sich gebracht, bevor er bei uns vorbei gekommen ist, um hier zu arbeiten. Der Name Oliver ist sein deutscher Name. So wurde er aber auch in den USA genannt.“
„USA?“
„Ja, USA!“
„Ist er ein Betrüger?“
„Hochstapler?“
„Nein, keines von beiden“.
Schweigen.
„Mehr darf ich Euch nicht sage.Bitte akzeptiert das. Und haltet Euch daran.“
Was er damit meinte, bleib für Viele ein Rätsel.
Wir haben inzwischen gelesen von Menschen, die entweder auf der Seite der Ukraine oder auf der Seite Russlands kämpfen, obwohl sie dazu niemand gezwungen hat. Sie Suchen sioch ihren Feind aus quer durch alle po0litische und extremen Lager hindurch. Global. Die für mich erschütterndste Geschichte ist die des Sohnes eine Diplomatin in Amerika. Ihr Sohn ist so entsetzt gewesen über den GAZAKRIEG, den die Israelis führen in diesen Zeiten, dass er sich in die Russische Armee geschlagen hat und dort gegen den WESTEN kämpft, der Israel unterstützt, insbesondere Amerika. Im sogenannten extremen rechten Lager ist die Meinung gespalten und daher auch die Parteinahme. Man könnte die Beispiel ohne viel Aufhebens leicht erweitern. Sie sind ja ein gefundenes Skandalfressen für einige Blätter ob nun digital oder wirklich.
Das alles hilft Oliver nicht, dem Geheimagenten´, geboren in einem Gefängnis in Deutschland nach der Wiedervereinigung, zu Hause und aufgewachsen bei fürsorglichen Adoptiveltern, in Verbindung mit seiner wirklichen Mutter, die inzwischen wieder auf freiem Fusse ist und für die STAATEN arbeitet, deren Dienste.
Das hilft auch nicht seiner Frau, die nun alleine zurecht kommen muss in dem preussischsten Berlin, im Ostteil der Stadt, gerade als sie begonnen hat in ihrem Beruf zu arbeiten: Lehrerin für die ABC-Schützen. Auch nicht der gemeinsamen Tochter, die gerade durch alle Abenteuer der Berliner Jugend kommen muss um erwachsen zu werden.
„Sie sind als amerikanischer Staatsbürger ausgezeichnet worden mit dem Auftrag für unsere Sicherheit zu arbeiten. Sie sind auf unsere Kosen ausgebildet worden zu einem hervorragenden Agenten unserer AGENDA VON FREIHEIT WIE WIR SIE VERSTEHEN“.
Stille im Vernehmungsraum auf dem amerikanischen Stützpumkt in GERMANY.
„Was haben Sie dazu zu sagen?“
„Ja, ich muss meinen Förderern dankbar sein, angefangen bei meinen Adoptiveltern unweit von hier.“
„Ich rede nicht von Ihrer Dankbarkeit, die Sie uns schulden, aber von Ihrem Schwur, den Vereinigten Staaten zu dienen und nicht irgend einer anderen Macht.“
„Sie sind ein Überläufer und Desserteur und Sie kennen das Strafmaß. Seien Sie froh, dass das Land, in dem Sie waren uns nicht den Krieg erklärt hat oder wir ihm“.
„Darüber bin ich sowieso froh und ich werde immer dafür arbeiten, wenn ich kann, dass es nicht wo weit kommt“.
„Wir werden Sie nicht an Ort und stelle erschießen, sondern wir werden versuchen Kapital aus dieser Affäre zu schlagen. Das heißt einen Top-Agenten frei zu bekommen.“
„Ich bin deutscher Staatsbürger und Russlanddeutscher. Mein Name ist Iwan Schostakowitsch.“
„Diesen Ausweis können Sie stecken lassen. Das ist längst geklärt.“
„Sie verkennen die Abhängigkeit des deutschen Geheimdienstes.“
„Von wem?“
„Von uns.“
„Immer noch?“
„Ja, immer noch.“
Pause
Damit hat sich das erste einigermaßen ernsthafte Gespräch der amerikanischen Seite mit dem Überläufer Oliver erst einmal erledigt. Er wurd wieder in seine Zelle verbracht und musste im Militärstrafvollzug ohne abschließendes Urteil abwarten, was die Zeit bringt.
Die Verpflegung war einigermaßen gut und seinem Wunsch, eine Zeitung lesen zu dürfen wurde entsprochen. Er bekam eine englischsprachige Zeitung und eine deutschsprachige Zeitung, jeden Morgen. Das Handy blieb ihm auch und eines Morgens las er, dass ein ehemalige Berater eines amerikanischen Präsidenten folgendes sagt, an seine kosmische Tafel schreibt: Entweder die Deutschen wählen eine Partei, die am Pranger der alten Bundesrepublik steht oder die Bundesrepublik muss gar nicht mehr wählen, weil es nämlich Deutschland nicht mehr gibt…
Ja sicher, ich erinnere mich wie eine linksliberale Zeitung schreibt, das für die Deutschen nur Europa d a s Vaterland sein kann. Ja, sie schrieb sogar:“Das Ersatz-Vaterland.“ Es ist immer wieder erstaunlich mit wie offenen Karten gespielt wird und keiner bemerkt es. Ähnlich zu Beginn des Krieges , des Angriffskrieges, als Präsident Biden hundertprozentig die Verteidigung der Ukraine unterstützt hat, ja die Meidan – Revolution vollendet hat, indem er die Waffen lieferte, die seiner Meinung nach Wolodymir Selenskyj braucht. Allerdings wie wankelmütig das Ganze letztendlich erscheint ist durch die Tatsache belegt, das am ersten Tag des Einmarsches der Hubschrauber vor der Tür stand, hinter der der Schauspieler und Politiker mit seiner Familie wohnte. Oder war es die Tür des Präsidenten-Palastes?
„NEIN SCHALLTE ES DEM KÄPT`N ENTGEGEN“, als er klingelte, nein, nachdem der Präsident die Tür aufriss entweder seine Haustür oder das GLAS des Fluchtschiffes, auf ukrainischem Boden dröhnend.
„So stelle ich mir das vor.“
„Was du dir so vorstellst.“
„Na, du weißt doch, die Ladys aus den USA, wie sie Kekse verteilte, um Stimmung zu machen, Stimmung für den WESTEN. Sie wollten die Bestrebungen unterstützen, schmackhaft machen, scheint es, die Freiheit, wie fürsorglich und einstehen für Freiheit und Frieden? Das Wort Frieden kam wohl nicht vor wie bei unseren Friedensfreunden, die vergessen haben, dass sie eins als Freunde des Friedens mindesten wahrgenommen worden sind und deshalb gewählt wurden mit Höhenflügen, dass jeder meinte, der nächste Kanzler ist grün hinter den Ohren“.
„Nein, das habe ich vergessen, jedenfalls im Moment. Aber wo du es sagt…“
„Siehst du: oder wir unverblümt uns gesagt wurde, es gibt nur eine Großmacht und das sind wir.“
„Die Amerikaner.“
„Ja, die.“
„Ich bin verwirrt.“
„ Ja, ich auch.“
„Lass uns beten.“
„Ja, das wäre jetzt dran. Aber wir sind müde geworden, die Geschichte hat uns müde gemacht, wir müssten schlafen können im Stehen wie Napoleon in der Schlacht.“
Jemand mischt sich ein:“ Er hat trotzdem verloren, alles, seine Soldaten, seinen Ruhm: Mit Mann und Ross und Wagen, so hat sie Gott geschlagen.“
Trump benutzt neuerdings die Geschichte, wie wir sie alle benutzen, Putin auch. Der eine darf das, der andere nicht. Wir müssen sie benutzen, damit das Unheil nicht noch einmal über uns kommt wie die Nacht. Da passen wir auf.
„Auf jede noch so kleine Regung“.
Das Böse schleicht, wie die Pest im Psalm und wir merken es nicht. Wir drehen uns nicht um, wir dürfen das nicht wie in einer Beschwörungszeremonie.
„Der Plumsack geht um.“
„Keiner darf sich umdrehen“.
„Und nachschauen!“
„Das ist verboten!“
„Dreht euchnichtum. Der Plumsack geht `rum!“
Niemand verdirbt das Spiel. Niemand geht aus dem Kreis!“
„Habt ihr gehört?“
Das alles nützt Oliver Thielemann wenig. Das hat schon seiner Mutter wenig gebracht. Erst recht seinem Vater nicht. Und den Großeltern. Die lebten friedlich hinter ihrem Stacheldraht und den Sprengköpfen, versteckt unter Grasbüscheln. Sie mussten nicht nachdenken, es wurde ja für sie gedacht und aufgeschrieben was denkbar war und was nicht. Oh wie gut hatte es dieser Staat ohne aufmüpfige Wilde aus guten Häusern. Die gab es nicht. Oder doch? Unterirdisch? Doch, doch sie gab es. Da sind wir wieder am Ausagangspunkt von 1989 und was davor und danach passierte.
Das Loblied auf die Demokratie muss gesungen werden. Sie ist schwer und kaum zu handhaben.Und der alte weiße Mann sagte nicht ohne Grund, dass sie aber trotzdem das beste aller Übel ist, was uns begegnet im politischen Konzeptangebot.
Schluss aus.
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Jetzt kommt aber erst einmal jemand auf die Bühne, der helfen kann. Helfen dem Oliver Iwan, dem schrecklichen Schostakowitsch aus Russland und Deutschland und den Vereinigten Staaten. Da ist dieser JEMAND auch schon: ANNE.
Anne, die angereist kommt in die Eifel, nach SÜDWEST, Rheinland-Pfalz, um ihren Mann zu sehen. Die Ermittler hoffen auch, dass das etwas bringt. Ihnen ist dieser ganze Fall unangenehm und als gute amerikanische Patrioten hätten sie früher kurzen Prozess gemacht mit einem Fahnenflüchtigen des Sternenbanners. Aber mit Trump, dem Republikaner?
Sie haben Anne und Oliver in ein gemütliches Zimmer gesetzt. Es gab Cafe und Kekse. Der zuständige Wärter flüsterte Anne etwas in s Ohr:“Dein Mann hat gute Freunde in Übersee.“ Und öffnete die Tür in einen sehr amerkanisch eingerichteten Raum mit Blick nach draußen. Ein Verlockung für jeden,d er eingesperrt ist. Oliver stand auf und ging seiner Frau entgegen.
„Was macht Sophie?“, wollte er als erstes wissen.
„Sie konnte nicht mitkommen, weil ja Schulalltag ist. Petruschka kümmert sich jetzt um sie“.
Er nahm sie in den Arm und sie begrüßten sich nicht wie Schuldige, sondern wie Unschuldige.
„Wie geht es dir?“fragte sie nach einer Weile, nachdem sie sich an den ovalen kleinen Tisch aus Mahagoni – Holz gesetzt hatten. Ersteinmal haben sie geschwiegen, der wachhabende Soldat wunderte sich, aber dann erinnert er sich: es ist ein besonderer Fall. Der Mann hat Freunde und auch die Frau. Zu Hause in Amerika. Ach, ja. Da gibt es längere Sprechzeiten, zumal das Treffen auch im Interesse der Strafverfolgung liegt, wurde gemunkelt. – Oliver hat auch Post bekommen von Henry und der bittet ihn bei der Wahrheit zu bleiben und alles offen zu legen.„Ich rate dir das dringend in diesen Zeiten.“
„Wie soll es mir gehen?“ fragt schließlich Oliver zurück.
„Ich bin ein Fahnenflüchtiger und im Kriegsfall werde ich erschossen.“
„Du lebst aber noch.“
„Ja, das stimmt… zu meiner großen Verwunderung haben sie keinen kurzen Prozess gemacht.“
„Das Kriegsrecht ist nicht ausgerufen“, sagt seine Frau.
„Woher willst Du das wissen.“
„Ich habe mich erkundigt.“
Nach einer Pause sagt Anne:“Ich soll Grüße ausrichten, die Gemeinde betet für alle, die in dieser Zeit Orientierung suchen.“
„Das gilt auch für mich?“
„Ja, für Dich besonders, sagt der lutherische Pfarrer, der sich besonders der Russlanddeutschen annimmt. Übrigens auch der Pfarrer, den ich besucht habe in meiner „deutschen“ Heimat.“
„Du meinst in Westdeutschland.“
„Ja, die Leute reden immer noch von Deutschland, wenn sie die alte Bundesrepublik meinen. Vom „Osten“ wenn sie uns meinen zum Beispiel. Wobei Berlin einen Sonderfall darstellt…schon immer dargestellt hat.“
„Grüße doch bitte die Gemeinde zurück und ganz besonders Petruschka und ihren Mann.“
„Fehlt dir hier etwas, außer Deiner Freiheit?“
„Eigentlich nicht. Ich bin Schlimmeres gewohnt. Das weißt Du“.
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Wie war das in Polen, als sie ihn ausgequetscht haben und nur aufgrund seiner amerikanischen Papiere haben laufen lassen.
„Was wollen Sie in Polen, fragte der Offizier der polnischen Eliteeinheit. Erzählen Sie.“
„Das darf ich nicht. Das wissen Sie selber ganz genau. Bei aller Freundschaft.“
„Ja, bei aller Freundschaft. Das wissen wir genau.“
Dann trat er ihn in den Bauch und befahl:“Zurück in die Zelle. Dort soll er ausnüchtern. Ich halte ihn für einen deutschen Spion. Das sind zwar auch unsere Freunde. Aber: wer weiß schon heute etwas Genaueres“.
„Was habe ich mich mit ihm herumgequält: Was wollen Sie hier. Warum sind sie hier und so weiter.“
„ Er will Polen kennen lernen und vielleicht auch Belarus. Reine Neugier. Privat. Er sei ein guter Geheimagent der Vereinigten Staaten. Dabei kamen mir nicht einmal die Papiere echt vor. Echt schwieriger Fall.“-
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Sie schwiegen wieder eine Weile, so wie sie es gewohnt waren, wenn es keine Lösung gab oder geben konnte.
„ Ich werde mir jetzt ein Quartier suchen, damit ich morgen wieder bei Dir sein kann.“
„Danke, dass Du gekommen bist und mir zeigst, dass wir zusammen gehören“. Der wachhabende Soldat war für eine kurze Zeit verschwunden und kam jetzt wieder zurück in das Besuchszimmer.
„Hat er sich neue Direktiven geholt und berichtet?“, flüsterte Anne.
„Wahrscheinlich.“
„Ich werde Henry einen Brief schreiben und von Dir und Sophie grüßen,“schrieb Oliver auf einen Zettel und gab ihn seiner Frau Anne. Das duldete der Soldat nicht und nahm den Zettel an sich. Aber Anne hatte schon gelesen, was auf dem Zettel stand.
„Hat Deine Mutter sich gemeldet?“
„Ich habe ihr auch einen längeren Brief geschrieben, sie gehört ja eigentlich zur Truppe, wie du weißt…damit sie Auskunft geben kann, falls sie gefragt wird“.
„Und hat sie geantwortet?“-
Jetzt sah der Diensttuende doch auf die Uhr und bedeutete, dass die Zeit um sei.
Vielleicht konnte er so gut deutsch, dass er es für richtig hielt, an dieser Stelle das Gespräch abzubrechen.
Sie standen auf und Anne hüllte sich in ihren Sommermantel, der über dem Stuhl hing und wollte Ihren Mann nicht wieder los lassen, als sie sich umarmten zum Abschied.
Sie erkundigte sich draußen, ob es eine Möglichkeit gibt, hier zu übernachten. Die gab es. Sie wurden wie amerikanische Staatsbürger behandelt, dachte Anne, als sie endlich in dem annehmbaren Zimmer ankam, welches ihr zur Verfügung gestellt worden war.
Die Flure waren lang und die Kaserne lag im Abendlicht.
Der nächste Morgen brachte eine Überraschung. Als sie mit ihrem Mann im Besuchszimmer saß und der Mariner in entsprechender Entfernung im Türrahmen stand, klopfte es an der Tür. Schon ungewöhnlich genug in einer Kaserne.
Ein Postbote trat ein, er hatte einen Passieschein des Amerikanischen Weges in der Hand und ein großes Couvert dazu, scheinbar der Grund seines Kommens.
Der Wachhabende lies ihn zu dem Ehepaar gehen und er zog einen Stuhl zu den Zweien. Sie schauten ihn groß an und erkannten ihn. Es war Henry.
Henry legte den Finger auf den Mund und kam ganz nah an die beiden heran.
Flüstern:“ Ich habe hier die Begnadigung des amerikanischen Präsidenten in Händen. Er bat mich kein Aufsehen zu machen und euch die Rehabilitierung persönlich in Deutschland, in der Pfalz auszuhändigen. Ihr wisst, seine Vorfahren sind selber aus dieser Gegend. Ihr wisst auch, dass er alles umstürzt, was bisher gegolten hat in unserm Land USA. Dazu gehört eine gewisse Sympathie für dieses riesige Land Russland, dem jaua einaml Alaska gehört hat….“
„Darf ich Dich unterbrechen, Henry, als ich in Russland gewesen bin, in der Ukraine, wurde mir auch klar wie ähnlich sich diese beiden großen Länder sich sind. Im Empfinden, im Pathos.“
„Ja, wenn es stimmt, dass die Landschaft prägend ist für die Seele des Menschen, dann kann es ja gar nicht anders sein. Aber dazu kommt natürlich noch die Religion, besser Konfession, eben die OSTKIRCHE: Wir sind die WESTKIRCHE IN ALL IHREN VERÄSTELUNGEN;“
„Aber was die Moral angeht ist doch der Südbaptismus in den Vereinigten Staaten von Amerika der Moral der Orthodoxie viel näher, als dem links-liberalen Klerus in Europa.“
„Ja – und das sollte man arangieren, so wie das jetzt mit Dir geht, das die Führer dieser Kirchen miteinander zu tun bekommen. Ich weiss zum Beispiel nicht, ob suthern batist convention im ökumenischen Rat (Weltkirchenrat) vertreten ist“.
„Eine Aufgabe für dich.“
„Ja.“
„Das wäre doch gut für den Frieden, den der Präsident will.“
„Ja, das stimmt, jedenfalls für seine Argumentation in Verhandlungen mit Russland… Etwas ganz anders ist es, ob die Westukraine das will.“
Jetzt wurde es dem Wachhabenden zu bunt. Immerhin ist das hier Sicherheitsgebiet, murmelte er vor sich hin. Egal, wer in Washington regiert.
„Die Redezeit ist überschritten. Ich muss jetzt den Gefangenen zurück führen.“
„Alles gut“, sagte Henry und übergab den großen Umschlag. Anne war nun gar nicht zu Wort gekommen. Aber sie ahnte, dass das jetzt nicht von Belang war. Sie folgte Herny und hakte sich draußen bei dem Postboten ein.
„Ein Glück, dass Du da bist, wenn auch verkleidet“.
In seiner geräumigen Zelle angekommen, öffnete Oliver-Iwan den Umschlag.
Sehr geehrter Herr Thielemann, in Anbetracht der Tatsache ihrer Kenntnisse die Vereinigten Staaten betreffend und betreffend die sogenannte Spezialoperation Russlands in der Ukraine, die wir einen Krieg nennen, der beendet werden muss und angesichts der hundertausenden von Toten und Verwundeten auf beiden Seiten, fordere ich Sie auf, umgehend für Kosultationen zur Verfügung zu stehen. Legen Sie dieses Schreiben mit dem Wappen des Präsidenten dem Kommandierenden vor mit der Bitte, umgehend einen Rückflug zu ermöglichen. Die Sache eilt. Ich verliere die Geduld.
Unterschrift, Datum und Ort.
Oliver, der Geheimdienstmann, betätigte den Notknopf in seinem Gefängnis und tatsächlich erschien der Mann vom Dienst und fragte, warum zum Teufel, er solch ein Drama veranstalte.
„Nein, ich muss auf keine Toilette und benötige im Moment auch keinen Arzt, aber ich möchte dem Kommandierenden vorgeführt werden, weil es der Präsident der Vereinigten Staaten so will, laut diesem Schreiben, welches mir übergeben wurde während der Sprechzeit heute vormittag.“
Der Diensttuende überflog den Bogen und ließ den Kommandierenden holen, was ungewöhnlich genug ist.
Der Kommadierende tat das, worum sein Chef in der Hauptstadt seines Landes ihn bat.
Ende des 2. Buches von DANACH.